Amazon Logistics Das macht Amazons Paketdienst so mächtig

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Der Fahrermangel wird für Paketdienste zum kritischen Faktor

Wie schnell die Zusteller sind, kann Amazon theoretisch sogar messen. Alle Paketboten sind mit Navigationssystem und Scanner ausgerüstet. Die Fahrer bekommen genau vorgegeben, welche Straßen sie in welcher Reihenfolge anfahren, wo sie halten sollen und in welcher Tasche sie die vorsortierten Pakete finden. „Alles durchorganisiert. Amazon ist eben Amazon“, erzählt ein Lieferpartner. Bei DHL wäre eine solche Kontrolle allein deshalb schon unmöglich, weil die Gewerkschaft Verdi sich dagegenstellt.

Amazon selbst erklärt: „Wir verfügen über intelligente Technologien, die uns helfen, die Anzahl und Größe der Pakete zu bestimmen, die ein Zusteller während einer täglichen Zustellroute ausliefern kann.“ So stelle Amazon als Auftraggeber auch sicher, dass ein Fahrer nicht mehr Pakete erhalte als er wirklich in seiner Arbeitszeit zustellen könne.

Die Arbeitsbedingungen der Paketboten sind auch für Amazon ein kritischer Faktor. Denn diese sind nicht bei Amazon, sondern bei Lieferpartnern beschäftigt. Die Arbeitskonditionen muss der Onlinehändler daher in den Verträgen mit seinen Partnern diktieren. „Wir erwarten, dass die Zusteller direkt und in Vollzeit bei unseren Partnern beschäftigt sind“, erklärt Amazon. Die Zusteller seien pro Stunde zu bezahlen, auch jede Überstunde werde abgegolten.

Ob das in der Realität immer so ist, daran wecken schon Stellenanzeigen bei Ebay Kleinanzeigen Zweifel. Darin ist nicht von Stundenlohn, sondern von Tagespauschalen die Rede. „Bezahlt wird pauschal 75€ am Tag“, schreibt etwa ein Anbieter aus dem Rheinland. Am Telefon will er sich nicht dazu äußern, ob das heiße, dass Überstunden nicht bezahlt würden. „Wir prüfen regelmäßig, ob unsere Partner die geltenden Gesetze in Bezug auf Arbeitszeit und Vergütung einhalten“, erklärt Amazon.

Bei 75 Euro am Tag können die Paketboten bei fünf Arbeitstagen in der Woche nur mit einem Nettolohn von 1500 Euro rechnen. Nicht viel Geld für die körperlich anstrengende Arbeit. Immerhin in Großstädten wie Berlin sind die Löhne höher: Dort werben Lieferpartner mit bis zu 2000 Euro Nettolohn. Und mit „Amazon Flex“ will das Unternehmen auch Studenten und Teilzeitjobber anwerben. Für 25 Euro die Stunde sollen die als selbstständige Unternehmer mit ihrem eigenen Auto Pakete ausliefern, für ein paar Tage in der Woche. Die Kosten für Versicherung, Sprit und Verschleiß bleiben an den Flex-Fahrern hängen.

Doch solche Arbeitsbedingungen könnten Amazons Ehrgeiz bremsen. Es gibt zu wenige Arbeitskräfte, die gerne als Zusteller arbeiten wollen. Und schon DHL, Hermes und DPD suchen in der Weihnachtszeit 20.000 zusätzliche Hilfskräfte. „Amazon leidet genauso unter dem Fahrermangel wie alle anderen auch“, erklärt Branchenkenner Manner-Romberg. In dem Fall habe auch der Name Amazon nur einen begrenzten Marketingeffekt.

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