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AOL und Springer Kauf der Huffington Post widerspräche Döpfners Credo

Auf den ersten Blick könnte das Online-Portal ins Beuteschema des „Bild“-Konzerns passen. Doch gegen eine Übernahme spricht vieles – und vor allem der eigene Chef.

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Mathias Döpfner Quelle: dpa

Es dauerte nur wenige Stunden, da poppte am Rande der milliardenschweren Übernahme des ehemaligen Online-Stars AOL durch den Telekom-Konzern Verizon eine kleine Nachricht auf. Angeblich will sich der ehemalige Internet-Vorreiter AOL, der sich unter seinem Chef Tim Armstrong massiv umgebaut hat, von einer seiner bekanntesten Inhalte-Marken trennen. Angeblicher Kaufinteressent sei Axel Springer aus Berlin. Was ist dran am angeblichen Deal?

Die „Huffington Post“, vor zehn Jahren von der umtriebigen Ariana Huffington gegründet, versammelt und kuratiert allerlei Blogs und Meinungsbeiträge und veröffentlicht daneben eigene Nachrichten und Kommentare. 2012 wurde das Portal mit einem Pulitzer-Preis ausgezeichnet – als erstes kommerzielles Online-Medium.

Umsätze der größten Medienkonzerne der Welt

Seit 2011 gehört die „Huffington Post“ zu AOL. Der Konzern zahlte damals 300 Millionen Dollar für die stark wachsende Seite und half ihr seitdem massiv bei der aggressiven Expansion in neue Märkte. In nächster Zeit sollen weitere folgen, unter anderem will das Online-Medium nach China. Bereits seit Oktober 2013 erscheint eine deutsche Version der „Huffington Post“ in einem Joint Venture mit dem Münchner Burda-Verlag. HuffPo-Chefredakteur ist der frühere WiWo-Mann Sebastian Matthes.

Nur mal angenommen, an dem nun umgehenden Gerücht, Springer wolle die AOL-Übernahme nutzen, um sich die „Huffington Post“ zuzulegen, wäre etwas dran – Burda wäre mit Sicherheit nicht wirklich amüsiert über die Vorstellung. Die Frage ist allerdings, ob sich in München tatsächlich jemand Gedanken machen muss über eine völlig neue Konstellation.

Dagegen spricht zum einen ein Dementi von AOL-Chef Tim Armstrong. Der sagte in einem Video-Interview, das auf der HuffPo-Seite zu sehen ist, die Online-Postille werde immer „ein Kernelement von AOL sein“. Das schließt zwar nicht aus, dass sich AOL einen Partner ins Boot holt. Doch welchen Sinn sollte das haben - die weitere Finanzierung der Expansionspläne dürfte auch unter dem Dach von Verizon nicht so schwierig sein – es sei denn, es geht Verizon tatsächlich allein um die Online- und vor allem Mobile-Werbetechniken, die AOL unter seinem Dach zusammengekauft hat. Dennoch wäre zu fragen, ob nicht für diese Pläne eine bekannte Inhalte-Marke wie die HuffPo als trojanisches Pferd hilfreich sein könnte.

Die größten deutschen Medienkonzerne (Umsatz 2013)

Zum anderen wäre aber auch zu fragen, was Springer von dem womöglich milliardenteuren Zukauf hätte. Auf den ersten Blick mag die bekannte Marke HuffPo vielleicht ins Beuteschema von Springer-Chef Mathias Döpfner passen: Sie ist digital, verbraucht kein Papier und ließe sich womöglich gewinnbringend mit Springers digitaler Kleinanzeigen-Welt kombinieren.

Allerdings widerspricht der Ansatz der „Huffington Post“ so ziemlich in allem den Glaubenssätzen, die Döpfner seit Jahren vor sich herträgt: Journalistische Inhalte, sagt der Springer-Chef, müssen auch im Internet ihr Geld wert sein. Nicht umsonst probieren es „Bild“ und „Welt“ mit Bezahlmodellen im Netz. Hinzu kommt die Frage, wie die „HuffPo“ mit den Beiträgen ihrer Inhalte-Zuträger umgeht – die meisten veröffentlicht sie ohne Bezahlung und verspricht ihnen stattdessen, grob gesagt, Klicks und Popularität dank ihrer globalen Reichweite.

Döpfner hatte sich in zudem einem Interview mit dem mittlerweile hauseigenen Portal gründerszene.de dazu eindeutig geäußert. „Wertvolle Inhalte“, sagte Döpfner dort, „haben ihren Preis und für den zahlen Leser gerne.“ Die „Huffington Post“ allerdings widerspreche den Springer-Ansichten von den Urheberrechten der Autoren und den Leistungsschutzrechten der Verlage. „Deswegen“, so Döpfner, „ist die Huffington Post das Anti-Geschäftsmodell für Journalismus.“

Sollte Döpfner das immer noch so sehen, kann und darf aus dem angeblichen Deal nichts werden. Sollte indes doch ein Fünkchen Wahrheit in den Gerüchten stecken, darf man noch sehr gespannt sein auf den bunten Strauß  rhetorischer Volten, die Döpfner einsetzen müsste, um von seiner damaligen Aussage doch noch abzuweichen.

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