Arena di Verona Die größte Oper der Welt muss sparen

Die Arena di Verona, das weltgrößte Opernunternehmen, muss schmerzhaft die Kosten drücken: Wegen des verregneten Sommers fehlen Millionen in der Kasse.

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Quelle: dpa

Blutige Gladiatorenkämpfe waren vor fast 2000 Jahren in Verona die ersten Veranstaltungen in dem heute nur noch teilweise erhaltenen ovalen Rund. Zwischendurch wurde das nach dem Kolosseum in Rom bedeutendste antike Theater als Steinbruch missbraucht, seitdem fehlt der größte Teil der marmornen Rundbögen. Später war es eine Hinrichtungsstätte. Als Open-Air-Bühne für das größte Opernfestival der Welt wird das Gemäuer erst seit 1913 genutzt.

Die Arena di Verona ist ein Theater der Superlative: Bis zu 14.000 Zuschauer finden auf den Rängen Platz, bis zu 500 Sänger, Tänzer, Musiker und Statisten sind gleichzeitig auf der zentralen Bühne, wenn „Carmen“ von Georges Bizet, „Aida“ und „Nabucco“ von Giuseppe Verdi oder Carl Orffs „Carmina Burana“ gegeben werden.

Der Dirigent und Pianist über die gesellschaftliche Wirkung von Beethovens Musik, seinen Beitrag zur Friedenssuche im Nahen Osten und den Sinn von Subventionen im Kulturbetrieb.
von Thorsten Firlus, Dieter Schnaas

Aber dieses Jahr lief nicht gut, die schönen Künste sind von schnöden Geldsorgen bedroht: „Der Regen war eine Katastrophe für uns“, klagt Francesco Girondini, Generalintendant der Arena. „An 44 von insgesamt 54 Vorstellungen hatten wir schlechtes Wetter.“ Jetzt klafft eine Finanzlücke von fast fünf Millionen Euro. Girondini hat dem Arena-Betrieb einen Sparkurs verordnet: 2015 kann er sich keine neue Produktion leisten, den Spielplan muss der Arena-Chef mit älteren Inszenierungen bestreiten.

Für Verona und die Region Venetien steht viel auf dem Spiel: Für die 260.000-Einwohner-Stadt und das Umland ist das Opernspektakel der wichtigste Wirtschaftsfaktor. Sechs Millionen Touristen kommen jedes Jahr wegen der Festspiele in die Stadt und bescheren Hotellerie, Restaurants und Geschäften rund 500 Millionen Euro Umsatz. Der Bürgermeister von Verona Flavio Tosi plant deshalb, die Arena überdachen zu lassen. „Verona lebt von der Arena“, sagt Intendant Girondini.

Girondini leitet den wohl schwierigsten Musiktheaterbetrieb der Welt: Die Arena di Verona bietet zwar ein Ganzjahresprogramm. Die riesige Freilichtbühne mit ihrer bei Opernfans hochgelobten Akustik wird aber nur im Juni, Juli und August bespielt. Ansonsten muss sich der künstlerische Betrieb auf das wesentlich kleinere Teatro Filarmonico beschränken. „Statt bis zu 14.000 können wir dann nur 1200 Plätze verkaufen“, sagt der Arena-Chef.

Zwar ist der Aufwand außerhalb der Open-Air-Saison geringer: Statt 1300 muss Girondini dann nur 300 Mitarbeiter bezahlen. Trotzdem ist der Verona-Betrieb bei jährlichen Fixkosten von rund 50 Millionen Euro auf Kante genäht: „Wir bekommen zwölf Millionen Euro Zuschüsse von der Regierung in Rom, eine Million Euro von der Regionalregierung Venetien und drei Millionen von Sponsoren“, rechnet der Intendant vor. Den Rest müssen die Vorstellungen einspielen, damit im Budget der Stiftung – Träger des Betriebs ist die Fondazione Arena di Verona – keine Lücke entsteht.

Auf Zuschüsse angewiesen

Das ist 2014 passiert: Statt Tickets für 28 Millionen Euro wie im Vorjahr wurden wegen der vielen Regentage nur Karten für 23 Millionen Euro verkauft. Die Zuschauerzahl schrumpfte von 480.000 auf 400.000.

Zwar geht der größte Teil der Karten – die billigsten Studententickets kosten zehn Euro, die teuersten Parkettplätze bis zu 220 Euro – in den Vorverkauf, „25 Prozent werden aber erst am Tag der Aufführung verkauft“, sagt Girondini. „Wenn dann das Wetter nicht mitspielt, spüren wir das sofort in der Kasse.“

Girondini will diese Lücke nun durch geringere Produktionskosten schließen. Er hofft außerdem auf Mehreinnahmen durch zusätzliche Zuschüsse und neue Sponsoring-Aktivitäten. Der Arena-Chef setzt aber vor allem auf die Saison 2015. Der Vorverkauf ist gut angelaufen. Zudem findet im benachbarten Mailand die Weltausstellung Expo statt: „Zu diesem Mega-Event werden 20 Millionen Zuschauer erwartet“, freut sich Girondini. „Wenn davon nur ein Prozent zu uns in eine der Aufführungen kommt, sind wir aus dem Schneider.“

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