Augenoptiker Blindflug mit Brille

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Onliner: flexibler und billiger

Augenoptikerkette Fielmann Quelle: AP

Vor der Konkurrenz durch niedergelassene Optiker, die im regionalen Rahmen ins Online-Geschäft einsteigen, ist dem Mister-Spex-Chef nicht bang: „Ein Marktvolumen von 10 bis 15 Prozent ist online machbar. Aber viele unterschätzen den Aufwand an Know-how und Kapital für E-Commerce ganz gewaltig .“ Grabers Zielgruppe sind die online-erprobten, modebewussten 20- bis 50-jährigen Kunden, die Brillen im mittleren Preis- und Qualitätssegment schätzen. In den schwarzen Zahlen ist er noch nicht. Das dürfte für die Mehrheit der Online-Anbieter gelten.

Versäumt über den Tellerrand zu schauen

Hybrid nennt hingegen Dirk Meier, Chef von Netzoptiker, sein Geschäftsmodell. Meister Meier startete 2002 mit einem traditionellen Ladengeschäft im hessischen Limburg und erweiterte es 2007 um einen bundesweiten Online-Handel. Allein dafür bauen 13 angestellte Optiker täglich 200 bis 500 versandfertige Brillen. Zuvor mailen die Kunden ihre Augenwerte, die ein Arzt oder ein anderer Optiker ermittelt hat, an Netzoptiker. Die Gestelle haben sie vorher virtuell ausprobieren können, indem sie auf der Homepage des Unternehmens ihr Foto hochladen und experimentieren.

Meier kritisiert die fehlende Flexibilität der Branche, trotz Preiskriegen wie sie Fielmann anzettelte. „Seit 40 Jahren haben sich die Optiker kaum bewegt, statt über den Tellerrand zu schauen. Der Kunde hat doch keine Holpflicht“, findet er. Onliner geben sich zum Beispiel oft kulanter als ihre niedergelassenen Kollegen. Sie tauschen die Ware lieber um, statt einen Kunden zu verlieren.

Alles bereit zur Übernahme

Fielmann und Apollo haben die Gefahr erkannt und lauern auf den richtigen Zeitpunkt zum Einstieg ins Online-Geschäft. Doch die Marktführer fürchten ein Dilemma: Die Transparenz im Netz könnte die höheren Preise in den eigenen Läden gefährden. Gut möglich, dass sich einer der Großen deshalb künftig hinter fremdem Namen versteckt. „Fielmann wartet ab, wie sich die bestehenden Online-Anbieter entwickeln, kauft sich den besten und firmiert dann im Internet weiter unter dessen Namen. So leiden seine Geschäfte nicht unter der Expansion“, sagt ein Branchenexperte.

Günther Fielmann, Milliardär und Chef der Kette, erklärte bereits: „Finanziell wären Übernahmen kein Problem.“ Wäre da zumindest offiziell nicht der Haken, der seiner Meinung nach auch heute noch gilt: „Wir würden die Chance im Internet nutzen, wenn wir unseren Kunden auch darüber Fielmann-Qualität bieten könnten.“ Auch Apollo argumentiert mit Qualität.

Meier von Netzoptiker sieht das anders, ohne Namen nennen zu wollen: „Manche Kollegen haben es mit den hohen Preisen so überzogen, dass es bald vermutlich nicht mehr heißt: Preise wie beim Apotheker, sondern wie beim Optiker.“

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