




Hunderte Beschäftigte der Deutschen Bahn haben zu Wochenbeginn mit Warnstreiks für Behinderungen im Schienenverkehr gesorgt. In Berlin, Hamburg, Schleswig-Holstein, Sachsen, Nordrhein-Westfalen und im Südwesten legten vor allem Mitarbeiter in Stellwerken und Reinigungskräfte ihre Arbeit vorübergehend nieder, wie die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) am Montag mitteilte. Das führte nach Angaben der Deutschen Bahn "bundesweit zu erheblichen Einschränkungen im Zugverkehr". Viele Züge könnten nicht bereitgestellt werden. Betroffen sind demnach sowohl der Regional- als auch der Fern- und Güterverkehr. Der Konzern kritisierte die Arbeitsniederlegungen als "unverhältnismäßig".
In Hamburg, Berlin legten zunächst rund 100 Bahn-Mitarbeiter ihre Arbeit nieder, wie die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) mitteilte. Die Bahn-Gewerkschaft hat zu den Warnstreiks aufgerufen, um ihre Forderung nach mehr Lohn für die Beschäftigten zu unterstreichen. Auch in Kiel, Frankfurt und mehreren Städten in Sachsen traten Mitarbeiter in Stellwerken, Werkstätten sowie Reinigungskräfte in den Ausstand. Bahnreisende müssen sich bundesweit auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen. Die Warnstreiks sollten bis in den Vormittag dauern.
Bereits die ersten Arbeitsniederlegungen von Zugbereitstellern und Reinigungspersonal in Hamburg und Berlin sollten laut Gewerkschaft zu Beeinträchtigungen im Bahnverkehr führen. „Das hat zur Folge, dass Züge aus Hamburg kommend später beziehungsweise nicht auf die Reise gehen. In Berlin hat es zur Folge, dass Züge ungereinigt auf die Reise gehen“, sagte EVG-Sprecher Michael Klein.
Die Bahn in Zahlen
Die Deutsche Bahn verbuchte im ersten Halbjahr 2012 einen Umsatz von 19,5 Milliarden Euro (18,9 Milliarden Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum). Insgesamt kam die Bahn 2011 auf einen Umsatz von 37,90 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor waren es 34,41 Milliarden Euro.
Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) beträgt 1,3 Milliarden Euro (1,1 Milliarden Euro).
Halbjahresergebnis: 794 Millionen Euro (648 Millionen Euro).
Genau 284.319 hatte der Staatskonzern zum Jahresende 2011. Das waren gut 8000 mehr als ein Jahr zuvor. Mitarbeiter zum 30. Juni: 286 215 (30. Juni 2011: 284 319).
Fahrgäste Bahnverkehr im ersten Halbjahr: mehr als 1,0 Milliarde (973 Millionen). 2011 fuhren täglich rund 5,43 Millionen Menschen mit der Deutschen Bahn. 2010 waren es noch rund 5,34 Millionen.
Die Züge der Bahn legten im vergangenen Jahr 79,2 Milliarden Personenkilometer zurück. Ein wenig mehr als ein Jahr zuvor (78,6 Milliarden Personenkilometer).
Beförderte Güter im Schienenverkehr: 202,3 Millionen Tonnen (207,8 Millionen Tonnen).
Das Schienennetz der Deutschen Bahn ist weiter geschrumpft. 2011 waren es nur noch 33.576 Kilometer. Ein Jahr zuvor gab es noch 33.723 Kilometer Schiene.
Klein kündigte für den Tagesverlauf weitere Warnstreiks in ganz Deutschland an: „Es wird weitere Aktionen geben in allen Regionen des Landes und es werden sich unterschiedliche Beschäftigte aus verschiedenen Bereichen an diesen befristeten Warnstreiks beteiligen.“ Die Gewerkschaft hatte bereits am Wochenende angekündigt, Stellwerke und Werkstätten zu bestreiken und Züge nicht fahrbereit zu machen.
Bei Pendlern und Reisenden warb Klein um Verständnis: „Wir wollen die Reisenden nicht treffen, wir wissen dass wir die Reisenden treffen werden.“ Die Bahn kündigte an, die Auswirkungen für die Reisenden möglichst gering zu halten. Der Konzern hatte mit Unverständnis auf die Aktionen reagiert.
Hintergrund der Warnstreiks ist ein Tarifkonflikt. Am Montag sollen in Berlin die Tarifverhandlungen für die 130.000 Beschäftigten bei der Deutschen Bahn fortgesetzt werden. Die Arbeitsniederlegungen seien eine Reaktion der Beschäftigten „auf ein bislang völlig unzureichendes Arbeitgeberangebot“, sagte der Gewerkschaftssprecher.
Die Gewerkschaft war mit der Forderung nach 6,5 Prozent mehr Geld für ein Jahr in die Verhandlungen gegangen. Die Arbeitgeber hatten dagegen in einem ersten Schritt 2,4 Prozent mehr Geld in diesem und weitere 2 Prozent im nächsten Jahr sowie eine Einmalzahlung von 400 Euro angeboten.