Autobahn-Raststätten Wie Tank & Rast ausgeplündert wurde

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Ausgebliebene Investitionen verschreken Investoren

Vor gut einem Jahr ist der Investor bei dem von ihm gegründeten Immobilienkonzern Deutsche Annington ausgestiegen. Dort gab es immer wieder Beschwerden über den angeblich vernachlässigten Zustand der Wohnungen und die intransparente Abrechnung von Nebenkosten.

Auch bei Tank & Rast sind die Investitionen überschaubar geblieben. So hat das Unternehmen seit der Privatisierung 1998 nach eigenen Angaben eine Milliarde Euro investiert, in den meisten Jahren lagen die Abschreibungen aber deutlich über den Ausgaben für die Zukunft. Der Bauzustand bewege sich auf „angemessenem Niveau“, heißt es im Jahresabschluss der Gesellschaft. Außer den Raststätten ist nicht mehr viel Substanz da, selbst das eigene Verwaltungsgebäude hat das Unternehmen verkauft.

Für Pächter ist Tank&Rast nur mäßig attraktiv

Die Pächter müssen für die Nutzung der Restaurantmarke „Serways“ hohe Gebühren zahlen, viele Kunden hat das Unternehmen verärgert. Die Preise sind deutlich gestiegen, Spielraum nach oben gibt es kaum noch. Die Umsätze der Pächter legen nur mäßig zu, die Pachteinnahmen sind nur begrenzt gestiegen. Das Unternehmen nennt vor allem die Vermietung von Werbeflächen als Wachstumsfeld. Zudem will Tank & Rast Autohöfe neben der Strecke übernehmen.

Der typisch deutsche Urlauber
Eine Familie läuft am Strand Quelle: obs
Eine Reisekauffrau sitz in einem Reisebüro vor Katalogen Quelle: AP
Touristen schwimmen in einem Pool Quelle: dapd
Ein Badezimmer in einem Hotel Quelle: dpa
Ein Mann hakt eine Checkliste ab Quelle: Fotolia
Ein Mann trägt weiße Socken in Sandalen Quelle: dpa

Für Zugewinne soll außerdem das umstrittene Toilettenkonzept Sanifair sorgen. Zwar sind die WCs seit dessen Einführung meist in gutem Zustand, allerdings ist deren Benutzung mit 70 Cent nicht gerade billig. Sanifair trug im Jahr 2012 24 Millionen Euro zum Umsatz bei und soll weiter wachsen. Aktuell gibt es abseits der Raststätten 47 Anlagen in Bahnhöfen und Einkaufszentren sowie 13 Anlagen im Ausland.

Überschattet wird das Geschäft der Gesellschaft vor allem durch die enormen Schulden. Ende 2013 lasteten bei einem Umsatz von 480 Millionen Euro Verbindlichkeiten von 2,2 Milliarden Euro auf dem Unternehmen. Das Unternehmen konnte die Schulden vor gut einem Jahr refinanzieren, seitdem fallen die Verpflichtungen etwas moderater aus. Zwei Kredite über 830 Millionen und 570 Millionen laufen bis 2018 und 2019. Der Zinssatz einer Anleihe über 460 Millionen Euro liegt bei stolzen 6,8 Prozent. Hinzu kommt noch ein sogenanntes PIK-Darlehen in Höhe von 240 Millionen Euro. Dessen Zinsen sind erst bei der Rückzahlung im Jahr 2021 fällig, dann wird es teuer, der Satz liegt bei horrenden 12,5 Prozent jährlich.

Für Terra Firma hat sich der Einstieg bei Tank & Rast jedenfalls gelohnt. Im Juni 2007 kaufte ein Infrastrukturfonds der Deutschen Bank dem Investor die Hälfte der Kette ab, das war ihm stolze 1,3 Milliarden Euro wert. Vorher schon hatte der Investor noch schnell Kasse gemacht und sich eine Sonderdividende von 400 Millionen Euro genehmigt – Geld, dass Tank & Rast als Kredit aufnehmen musste und mit hohen Zinsen zurückzahlen muss.

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