




Ja habt Ihr sie noch alle? Da stehe ich heute früh im morgendlichen Sonnenschein am linken Niederrhein, warte auf den Bus der mich gemütlich durch die Dörfer Richtung Düsseldorf karren wird, und lese die wiwo.de-Meldung, dass sich GDL und Deutsche Bahn urplötzlich doch auf eine Schlichtung geeinigt haben. Noch heute soll der vermeintlich längste Bahnstreik der jüngeren Geschichte schon wieder Geschichte sein.
Selbst die dieselbetriebene Schnarchbahn, die mich ansonsten von meinem kleinen Landbahnhof (der eigentlich bloß noch ein vor langer Zeit schon zurück gebauter Regionalbahn-Haltepunkt ist) nach Düsseldorf kutschiert, soll in Kürze wieder fahren.
Mit Verlaub, was soll das?
Das sind die Bahngewerkschaften GDL und EVG
Die 1867 als Verein Deutscher Lokomotivführer gegründete GDL hat rund 34.000 Mitglieder. In ihr sind nach Gewerkschaftsangaben rund 80 Prozent der Lokführer bei der Deutschen Bahn und zahlreiche Zugbegleiter organisiert. Die GDL gehört dem Deutschen Beamtenbund an.
Die EVG entstand 2010 aus der Fusion von Transnet und GDBA und hat rund 210.000 Mitglieder. Die Vorgängerin Transnet wurde 1896 gegründet und gehörte zum Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Die 1948 gegründete Gewerkschaft Deutscher Bundesbahnbeamter und Anwärter (GDBA) hatte Mitglieder aus allen Sparten von Bahn bis Bus. Sie gehörte dem Deutschen Beamtenbund an, kooperierte zuletzt aber in einer Tarifgemeinschaft mit Transnet.
Ich hatte mich gerade erst in meiner Rolle als Streikopfer eingefunden, mich mit den Einschränkungen eines eingeschränkten Bahnbetriebs abgefunden und mir meine (wie ich durchaus überrascht feststellen durfte) zahlreichen Reisealternativen ins Büro und zu Terminen zusammen gesucht. Und dann sowas.
Ausstandus Interruptus sozusagen. Die Leere nach dem Stillstand.
Fahrgastrechte während des Bahnstreiks
Das hängt von der Verspätung ab. Kommt die Bahn mindestens eine Stunde zu spät am Ziel an, werden 25 Prozent des Fahrpreises erstattet. Die Hälfte des Preises wird bei einer Verspätung ab zwei Stunden zurückgezahlt.
"Fahrgäste, die aufgrund von streikbedingten Zugausfällen, Verspätungen oder Anschlussverlusten ihre Reise nicht wie geplant durchführen können, können ihre Fahrkarte und Reservierung im DB Reisezentrum oder in den DB Agenturen kostenlos erstatten lassen", schreibt die Bahn. Fahrgäste, die ihre Reise gar nicht antreten, können ihr Ticket auch nach dem ersten Gültigkeitstag erstatten lassen.
Fahrkarten, die in einem DB Reisezentrum, einer DB Agentur oder am DB Automaten gekauft wurden, können nur dort erstattet werden. Für Online-Tickets gibt es ein Erstattungsformular: http://www.bahn.de/p/view/home/info/streik_gdl_042015.shtml
Fällt ein Zug streikbedingt aus, können Reisende den nächsten - auch höherwertigen - Zug nutzen. In diesem Fall wird bei zuggebundenen Angeboten, wie beispielsweise Sparpreis-Tickets, auch die Zugbindung aufgehoben. Ausgenommen hiervon sind regionale Angebote mit erheblich ermäßigtem Fahrpreis (Schönes Wochenende-, Quer-durchs-Land- oder Länder-Tickets) sowie reservierungspflichtige Züge.
Nur im äußersten Notfall: "Wird aufgrund eines Zugausfalls oder einer Verspätung eine Übernachtung erforderlich und ist die Fortsetzung der Fahrt am selben Tag nicht zumutbar, werden dem Fahrgast angemessene Übernachtungskosten erstattet", heißt es von der Bahn. Wichtig: Um die Kosten erstattet zu bekommen, muss das Original der Hotelrechnung eingereicht werden.
Über die Fahrgastrechte informiert die Bahn auf ihrer Homepage: http://www.bahn.de/p/view/service/fahrgastrechte/faq_fahrgastrechte.shtml
Details zu den Rechten während des Streiks stehen auf dieser Seite:
http://www.bahn.de/p/view/home/info/streik_gdl_042015.shtml
Die kostenpflichtige Servicenummer lautet: 0180/699 66 33
Wenn es einmal Streit gibt, übernimmt die Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr: https://soep-online.de/
Wo kommen wir denn hin, wenn das deutsche Gewohnheitstier sich nicht einmal mehr auf den Starrsinn der Bahn-Vorstände und die Sturköpfigkeit der Lokführer verlassen kann? Wenn plötzlich doch was geht? Wenn Vernunft regiert und Veränderung – womöglich wirklich – möglich wird? Das passt doch gar nicht. Wir Deutschen wollen planen, vorausschauen, uns auf alle Eventualitäten einstellen. Da passt ein abgeblasener Streik nun wirklich nicht ins Konzept.
Im Gegenteil.
Gerade erst haben wir erlebt, wie bequem und pünktlich es sich in den bemerkenswert oft nicht überfüllten Zügen des DB-Notfahrplans reisen lässt. Wir haben festgestellt, dass Fernbusse eine preislich hoch attraktive und durchaus kommode Alternative zum Reisegenuss in vollen Zügen sein können. Der Blick in den Regionalfahrplan hat offenbart, dass auch die Fahrt mit dem Bus ins Büro kaum länger dauert als die in der Regel ohnehin regelmäßig verspäteten Zug.
Und nun soll das alles schon wieder vorbei sein. Einfach so.
Für drei Wochen soll nun erst einmal Frieden im Arbeitskampf herrschen. Nicht mit mir. Ich hatte mich gerade so gut im Ausstand eingerichtet.
Ich will meinen Streik zurück!