Bahn-Logistiktochter Regierungskreise – Bahn-Tochter Schenker soll verkauft werden

Ein Güterwaggon mit dem Logo der Deutschen Bahn-Tochter DB Schenker. Quelle: dpa

Insidern zufolge hat sich die Bundesregierung zu einem Verkauf der internationalen Bahn-Logistiktochter Schenker entschlossen.

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Nach langem Ringen hat sich die Bundesregierung Insidern zufolge zu einem Verkauf der internationalen Bahn-Logistiktochter Schenker entschlossen. Eine Arbeitsgruppe von Bund und Bahn habe den Grundsatzbeschluss kürzlich gefasst, sagten Regierungs- und Branchenvertreter am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Demnach soll der Aufsichtsrat des Staatskonzerns möglichst noch dieses Jahr die Trennung von Schenker billigen, voraussichtlich in einer Sondersitzung. Dabei solle sowohl ein Direktverkauf als auch ein Börsengang als Option geprüft werden. Man wolle sich nicht unter Zeitdruck setzen lassen, ein Verkauf erst 2024 sei denkbar. Weder das federführende Bundesverkehrsministerium noch die Bahn wollten die Informationen kommentieren.

Schenker steht für mehr als ein drittel des Bahn-Umsatzes

Der in Essen ansässige Logistikdienstleister mit seinen weltweit 75.000 Mitarbeitern steht für mehr als ein Drittel des Umsatzes der Deutschen Bahn. Im ersten Halbjahr 2022 erzielte Schenker einen Betriebsgewinn von fast 1,2 Milliarden Euro und hievte damit den Gesamtkonzern wieder in die Gewinnzone. Im Zuge der Corona-Krise und angespannter Lieferketten waren Logistiker gefragt, die Preise für See- und besonders Luftfracht stiegen stark. Der Wert des Unternehmens wird derzeit in Finanzmarktkreisen auf zwölf bis 20 Milliarden Euro geschätzt, stark abhängig allerdings von der Weltkonjunktur infolge der Ukraine- und Energiekrise. Die Liste der potenziellen Interessenten für die Bahn-Tochter ist lang, denn im zersplitterten Logistik-Markt ist Schenker noch einer der größten: Maersk, Kühne+Nagel sowie die dänische DSV werden immer wieder genannt.

Das Management der Deutschen Bahn galt lange als Gegner eines Verkaufs, da die Sparte meist ein vergleichsweise verlässlicher Gewinn-Lieferant war und damit den verlustreichen Bahn-Verkehr in Deutschland stützen konnte. Auch der frühere Aufsichtsratschef Michael Odenwald hatte einen Verkauf skeptisch gesehen. Odenwald hat seinen Posten Ende Juli geräumt, das Vertrauensverhältnis zu Verkehrsminister Volker Wissing (FDP)galt als gestört. Nachfolger soll Regierungs- und Branchenkreisen zufolge der langjährige Finanzstaatssekretär Werner Gatzer werden, der dem Aufsichtsrat als Regierungsvertreter dort bereits angehört. Einen Verkaufsprozess auf den Weg zu bringen, dürfte eine seiner großen Aufgaben werden. Gewählt werden soll Gatzer den Insidern zufolge noch im Herbst.

Ein Verkauf von Schenker zeichnete sich ab, nachdem die Ampel-Koalition im vergangenen Jahr die Regierung übernahm. FDP und Grünen gelten als Befürworter einer Konzentration der Bahn auf den Personen- und Güterverkehr in Deutschland. Zudem ist der Staatskonzern mit über 30 Milliarden Euro hochverschuldet und braucht Geld für Investitionen.

Der Versuch, die internationale Nahverkehrstochter Arriva zu verkaufen, hatte ähnliche Gründe. Das Projekt scheiterte jedoch bislang, die erhofften Erlöse waren nicht zu erzielen. Stattdessen gibt es Teilverkäufe der Sparte, auch wenn ein Gesamtverkauf immer noch möglich wäre.

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Schenker wiederum hatte die Bahn vor 20 Jahren für rund 2,5 Milliarden Euro beim Kauf des Stinnes-Konzerns erworben. Zehn Jahre davor hatte die Bahn Schenker schon mal verkauft.

Lesen Sie auch: Die leise Trennung der Spedition vom Bahn-Konzern

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