Bahnhof des Jahres Privatinvestoren sanieren Mini-Bahnhöfe

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Keine Paketverkäufe mehr an Finanzinvestoren

Später wurde das Paket erneut verkauft: an den britischen Investmentfonds Patron Capital. Dieser hat sich zwar verpflichtet, binnen von fünf Jahren 15 Millionen Euro zu investieren. Rückblickend hält Dirk Flege, Chef der Allianz pro Schiene, den Verkauf jedoch für einen Fehler. Er sei 2008 "durchgezogen worden, ohne dass jemals der Bundestag gefragt worden wäre". Jetzt müsse die Bahn "damit leben, dass sich auch verwahrloste Bahnhöfe, die ihr gar nicht mehr gehören, schlecht auf ihren Ruf auswirken", so Flege.

Die Deutsche Bahn sieht das inzwischen ähnlich. Sie hat sich daher von Paketverkäufen verabschiedet. Stattdessen sucht sie meist für jedes Einzelobjekt Kapital bei privaten Investoren und vor allem Kommunen. Auf diese Weise hat die Bahn bereits rund 1000 Gebäude an einzelne Investoren veräußert.

Wo Kunden zufrieden sind – und wo nicht
Pünktlichkeit: Jeder fünfte ICE kam 2015 mindestens sechs Minuten zu spät an. Die Leistungen entsprechen nicht annähernd den Zielen der Deutschen Bahn. Sie will in diesem Jahr eine Pünktlichkeitsquote von 80 Prozent erreichen, langfristig sogar auf 85 Prozent hoch kommen. Die Tendenz 2016 bleibt jedoch weiter schwach. Im Januar lag die Pünktlichkeitsquote bei 77 Prozent. Quelle: AP
Preise: Die Zeiten der jährlichen Preiserhöhung wegen „gestiegener Energie- und Personalkosten“ sind vorbei. Zumindest im Fernverkehr blieben die Preise seit zwei Jahren stabil - den Fernbussen sei Dank. 19-Euro-Sparpreise locken inzwischen selbst Schüler und Studenten. Die neue Devise des Vorstands: lieber volle Züge statt leerer Kassen. Preislich ist die Bahn inzwischen wettbewerbsfähig. Quelle: dpa
ICE-Restaurant: Leider ist die Küche zu oft kaputt. Mal bleiben die Getränke warm oder der Kaffee kalt. Mitunter fehlen die angepriesenen Snacks wegen schlechter Logistik. Dennoch: Wenn es läuft, dann ist ein Sitz im ICE-Restaurant der schönste Platz im Zug – gerne auch bei einem der guten Weine.Urheber: Volker Emersleben // Deutsche Bahn AG
WLAN: In der zweiten Klasse eines ICE ist WLAN noch immer nicht kostenlos und in der ersten Klasse funktioniert der Download alles andere als einwandfrei. Als 2010 zahlreiche ICE grundsaniert wurden, verzichtete das Unternehmen sogar auf den Einbau der WLAN-Technik. So viel Behäbigkeit wird nun bestraft. Die Fernbusse machen der Bahn in Sachen WLAN was vor. Erst Ende 2016 soll es auch im ICE besser werden. Viel zu spät. Quelle: dpa
Information: Schon mal in Bielefeld am Bahnhof gewesen? Seit Jahren fallen die Anzeigentafeln immer wieder aus. Bielefeld gibt es leider auch anderswo. Und wenn die Anzeigen am Bahnsteig funktionieren, dann korrespondieren sie oft nicht mit den Informationen der Bahn-Apps. In den Zügen sollte die Bahn mal ihre Durchsagen auf Relevanz überprüfen. Immerhin am Bahnsteig soll es bald Entwirrung geben. Die Bahn will Multi-Zug-Anzeigen einsetzen: mit drei Zügen auf dem Display. Das klingt gut. 40 von insgesamt 120 Fernbahnhöfen sind bereits umgerüstet. Quelle: dpa
Apps: Nicht jede Frage an @DB_Bahn beantwortet das Twitter-Team zwar zu voller Zufriedenheit. Dennoch zeigen die Twitterer der Deutschen Bahn, wie schnell und effektiv ein Konzern mit seinen Kunden kommunizieren kann. Eine starke Leistung. Auch der DB Navigator bietet echten Mehrwert. Die Deutsche Bahn beweist mit ihren Apps, dass auch traditionelle Konzerne digitale Maßstände setzen können.   Quelle: dpa
Lounges: Ein großzügiger Service für Vielfahrer: kostenloser Kaffee, Tee, Wasser und Softdrinks. In der ersten Klasse erhalten Fahrgäste auch Bier, Wein und Snacks. Leider ist die zweite Klasse oft zu voll. Die Deutsche Bahn prüft den Aufbau zusätzlicher Lounges in ein bis zwei Städten. Quelle: dpa

Die Erfahrungen damit sind deutlich besser als mit Paketverkaufen an Finanzinvestoren. Vor allem Kommunen hätten ein besonderes Interesse an intakten Bahnhofsgebäuden, heißt es bei der Bahn. Allerdings fehle den Kleinstädten oft das Geld, um die Gebäude zu kaufen und vor allem zu sanieren.

In Bayern sorgte vor wenigen Jahren eine Kooperation von Kommune und Privatinvestor für nachhaltigen Erfolg. In Landsberg Lech steckte ein heimischer Unternehmer gemeinsam mit der Stadt 1,7 Millionen Euro in das Gebäude im italienischen Villenstil. Es wurde erfolgreich saniert. 2007 folgte dann die Auszeichnung zum Bahnhof des Jahres.

Auch andere Konzepte sind denkbar: Im schwäbischen Leutkirch hat eine Genossenschaft den Bahnhof mit einer Wirtshausbrauerei samt Biergarten wiederbelebt. In Cuxhaven bemüht sich eine Bürgerinitiative, den 1898 eröffneten Bahnhof mit neuer Nutzung vor dem Verfall zu bewahren.

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