Bastei Lübbe Verlag äußert sich zu Vorwürfen

Bücher des Verlags Bastei Lübbe. Quelle: dpa

Der Bericht der WirtschaftsWoche zu möglichen Bilanztricks des Verlags Bastei Lübbe hat Aktionäre aufgeschreckt. Nun hat das Unternehmen reagiert. Doch die Zweifel bleiben groß.

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Die WirtschaftsWoche hat in der aktuellen Ausgabe beschrieben, wie der börsennotierte Kölner Verlag Bastei Lübbe seine Gewinne durch zwei Verkäufe von Unternehmensanteilen an die Londoner Firma Blue Sky Tech Ventures aufhübscht (lesen Sie hier den kompletten Artikel, mit Digitalpass kostenlos).

Der Verdacht: Die beiden Geschäfte mit dem britischen Unternehmen aus dem Jahr 2015 könnten nur abgeschlossen worden sein, damit Bastei Lübbe höhere Gewinne ausweisen kann. Der Kurs der Bastei-Lübbe-Aktie ist seit Veröffentlichung des WirtschaftsWoche-Artikels in der Spitze um mehr als 20 Prozent gefallen. Am Dienstagabend hat der Verlag selbst erneut Stellung bezogen (hier die Stellungnahme im Wortlaut).

Bastei verweist darauf, dass der Jahresabschluss des Unternehmens internationalen Rechnungslegungsstandards entspricht und von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG geprüft wurde. Beides hat die WirtschaftsWoche nicht bestritten. Fraglich ist jedoch, wie potent der Käufer der von Bastei Lübbe verkauften Anteile ist oder ob es sich bei Blue Sky Tech Ventures um eine Briefkastenfirma handelt. In diesem Fall wären auch die aufgerufenen Kaufpreise für die Anteile möglicherweise wenig aussagekräftig. Diesen Verdacht konnte der Kölner Verlag in seiner Stellungnahme nicht entkräften.

Für den Verdacht spricht unter anderem, dass von den insgesamt vereinbarten 4,6 Millionen Euro Kaufpreis bis zum 31. März 2016 noch 4,3 Millionen Euro offen waren. Die Zahlungsfrist aus dem ersten Geschäft mit Blue Sky, der Übernahme eines Anteils an der Ebook-Plattform Beam (heute: Oolipo), läuft in 11 Tagen ab. 3,85 Millionen Euro beträgt der Kaufpreis allein aus diesem Geschäft. Bastei-Chef Thomas Schierack sagt dazu auf der Unternehmenswebsite: „Inzwischen sind bereits circa eine Million Euro an Kaufpreisen bezahlt worden.“ Im Umkehrschluss bedeutet das: Circa 3,6 Millionen Euro aus beiden Verkäufen scheinen weiterhin offen zu sein.

Überraschend ist zudem eine Aussage von Schierack zum Käufer: „Blue Sky Tech Ventures wurde (…) als Unternehmen mit dem Geschäftszweck der Akquise von Investoren (…) gegründet.“ Hier stellt sich die Frage, wieso ein Unternehmen, dessen Geschäftszweck die Akquise von Investoren sein soll, schon einen Tag nach seiner Gründung selbst als Investor auftrat und Bastei Lübbe für 3,85 Millionen Euro die Mehrheit an Beam (heute: Oolipo) abgekauft hat.

Zur von der WirtschaftsWoche kritisierten Doppelrolle von Bastei-Aufsichtsrat Michael Nelles teilt der Verlag mit: „Bei der Investorenansprache gab und gibt es keine Interessenskonflikte innerhalb der Organe der Bastei Lübbe AG, namentlich in der Person einzelner Aufsichtsratsmitglieder.“ Diese Sichtweise des Unternehmens wird im WirtschaftsWoche-Artikel bereits so wiedergegeben. Chef Thomas Schierack lässt sich auf der Unternehmensseite zu Michael Nelles außerdem so zitieren: „Er hat uns bei der Übernahme an der Räder GmbH im Jahr 2012 und bei einigen Finanzierungen unterstützend begleitet. Seine Tätigkeiten sind jeweils im Vorfeld klar umrissen worden und es liegen Aufsichtsratsbeschlüsse vor, die diese Tätigkeiten genehmigen. Darüber hinaus haben wir dies in unseren Geschäftsberichten transparent gemacht.“

Gegenüber der WirtschaftsWoche hat Bastei Lübbe eingeräumt, Nelles‘ Firma Conpair habe für die Begleitung des Börsengangs von Bastei Lübbe eine „marktübliche Provision“ erhalten. Wir gehen aufgrund der Angaben im Wertpapierprospekt davon aus, dass es sich etwa um eine halbe Million Euro handelt. Wie hoch genau die Provision war, wollte Bastei Lübbe der WirtschaftsWoche trotz mehrfacher Nachfrage nicht verraten. Conpair hat sich dazu gegenüber der WirtschaftsWoche nicht äußern wollen.

Im Geschäftsbericht der Bastei Lübbe AG zum Geschäftsjahr 2013/2014, in dem das Unternehmen an die Börse ging, konnten wir zu diesem Geschäft von Bastei mit der Firma des eigenen Aufsichtsrats keine Angaben finden. Dort heißt es auf Seite 42: „Im abgelaufenen Geschäftsjahr traten bei den Mitgliedern des Vorstands beziehungsweise des Aufsichtsrats der Bastei Lübbe AG keine Interessenkonflikte auf, die unverzüglich gegenüber dem Aufsichtsrat offenzulegen gewesen wären.“ Auf eine Nachfrage dazu hat der Verlag auf den Börsenprospekt verwiesen, in dem die genaue Höhe der Provision jedoch ebenfalls nicht genannt wird.

Die eigenen Aktionäre konnte Bastei Lübbe mit den jüngsten Äußerungen offenbar nicht überzeugen. Der Aktienkurs fiel am Mittwoch in der Spitze um weitere sieben Prozent.

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