
Die Umwandlung des Suhrkamp-Verlags in eine Aktiengesellschaft ist unter Dach und Fach. Wie das Unternehmen am Mittwoch weiter mitteilte, steigt die Darmstädter Unternehmerfamilie Ströher als neuer Aktionär mit ein. Suhrkamp-Chefin Ulla Unseld-Berkéwicz will in den kommenden Monaten ihr Amt abgeben und in den Aufsichtsrat wechseln.
Die Mehrheit der Aktien gehört den Angaben zufolge künftig der Familienstiftung von Unseld-Berkéwicz und der Familie Ströher gemeinsam. Die Stimmrechte ihrer Aktien seien vertraglich gebündelt, hieß es. In diesem Bündnis verfüge die Familienstiftung über die Stimmrechtsmehrheit und könne so auch fortan die Geschicke des Verlags lenken.
Der Suhrkamp-Verlag auf einen Blick
1950 gründete Peter Suhrkamp den gleichnamigen Verlag. Er hat mit seinen regenbogenfarbigen Bänden jahrzehntelang das intellektuelle Klima in Deutschland geprägt. Große Autoren wie Bertolt Brecht, Hermann Hesse, Martin Walser fanden dort ihre geistige Heimat. Heute gehören Namen wie Durs Grünbein, Sybille Lewitscharoff und Uwe Tellkamp zum Programm.
Nach dem Tod des Verlagsgründers übernahm 1959 der frühere Lektor Siegfried Unseld das Haus und führte über Jahrzehnte die vielgerühmte „Suhrkamp-Kultur“ weiter. „Wir verlegen keine Bücher, sondern Autoren“, lautet der Leitsatz. Verlegerwitwe Ulla Unseld-Berkéwicz, seit 2003 an der Geschäftsspitze, hält an einem exquisiten Programm fest. Der Verlag zog auf Betreiben der Verlegerin Anfang 2010 von seinem Stammsitz in Frankfurt nach Berlin.
Mehr als 10 000 Titel hat das Haus in seinen verschiedenen Reihen herausgebracht. Zur Verlagsgruppe gehören neben dem Flaggschiff Suhrkamp auch der Inselverlag, der Deutsche Klassiker Verlag, der Jüdische Verlag und der von Berkéwicz neu gegründete Verlag der Weltreligionen.
Mit der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft soll die jahrelange Auseinandersetzung mit dem Minderheitseigentümer Hans Barlach beendet werden.