Berlin nach dem Anschlag Nur keine Angst, liebe Touristen

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Hoteliers bekunden Beileid

Der Terror trifft den Tourismus mehr als jede andere Branche. "Unsere Gedanken sind mit allen Betroffenen des tragischen Vorfalls in Berlin", schreibt etwa das Team des noblen Waldorf Astoria Berlin auf seiner Buchungsseite. "Bitte beachten Sie, dass das Waldorf Astoria Berlin derzeit weiterhin geöffnet ist." Mittlerweile ist der Hinweis schon wieder verschwunden. Aber auch andere Hotels drücken auf ihren Homepages und in den sozialen Netzwerken ihre Trauer aus.

Dabei halten sich die Auswirkungen wenige Tage nach dem Ereignis noch in Grenzen, sagt Burkhard Kieker, Chef von "Visit Berlin" und damit oberster Repräsentant vom Urlaubsziel Berlin in der Welt. "Wenn so etwas passiert, dann reisen die Besucher ab oder sie stornieren. Aber beides ist bisher nicht passiert", sagt er.

Das bedeutet der Anschlag von Berlin für die Sicherheit in Deutschland

Allerdings war das Geschäft in Berlin ohnehin schon schwächer als in den Vorjahren. "Silvester ist dieses Jahr nicht gut gebucht", sagt Alex Elsohn. Er ist Präsident des Verbandes für Incoming Agenturen, die Urlaubsreisen für ausländische Touristen organisieren. "Wir haben zwar nicht viele Stornierungen bekommen", sagt er. Aber es gäbe auch keine neuen Buchungen.

Auch München mit Einbußen

Das liegt auch daran, dass die Reiselust in Deutschland und im Ausland ohnehin gebremst ist. Viele Touristen sind verunsichert, vor allem Fernreisen scheuen sie deshalb. Zu spüren bekommt das die Türkei, Tunesien oder Ägypten. Die ehemals geliebten Reiseziele der Deutschen sind durch die politischen Spannungen in Verruf geraten.

Ähnlich ist das Bild von Europa in Asien. Die Terroranschläge und die Flüchtlingskrise verunsichern die Urlauber dort. Aus der Ferne fällt es schwer, die Gefahr tatsächlich einzuschätzen. Und viele Chinesen, Japaner und Araber nehmen Europa auch nicht als einzelne Länder, sondern ein großes Reiseziel wahr.

Besonders zu spüren bekam das in diesem Jahr auch München: Nach Angaben des Landesamts für Statistik sanken die Zahl der Übernachtungen von Januar bis Oktober in Hotels und Herbergen um 0,6 Prozent. Und das, obwohl die Münchener Hoteliers in all den Jahren zuvor starke Wachstum vermelden konnte.

Berlin allerdings hat einen Vorteil: Den hohen Anteil von Geschäftsreisen. Alleine dreißig Prozent der Gäste reisen für Kongresse an, insgesamt liege der Anteil der Geschäftsreisenden bei über 40 Prozent, schätzt Kiemker von Visit Berlin. Und wer beruflich reist, kommt auch dann, wenn die Urlauber schon zuhause bleiben.

Hinzu kommt: In Paris gehören seit den Anschlägen im vergangenen Jahr bewaffnete Soldaten zum Straßenbild. Auch in Berlin sind die Sicherheitsmaßnahmen verschärft worden. Doch Maschinengewehre gehören dort noch lange nicht zum Stadtbild. "Berlin hat sich nicht aus dem Takt bringen lassen," sagt Burkhard Kieker von Visit Berlin. "Das merken auch die Urlauber."

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