Betrugsvorwürfe Grenke will Shortseller-Vorwürfe mit Sonderprüfung durch KPMG ausräumen

Ein kritischer Bericht über den Leasing-Anbieter setzt Grenke unter Druck. Quelle: dpa

Die Leasingfirma Grenke will die massiven Vorwürfe des britischen Investors Fraser Perring mit einer Sonderprüfung ausräumen. Grenkes Bilanzprüfer KPMG soll die Sonderprüfung übernehmen, damit es schnell geht.

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Die Leasingfirma Grenke will die massiven Vorwürfe des britischen Investors Fraser Perring mit einer Sonderprüfung ausräumen. „Aufgrund der Schwere der Anschuldigungen hat der Vorstand dem Aufsichtsrat vorgeschlagen, ein Sondergutachten erstellen zu lassen“, teilte Grenke am Freitag in Baden-Baden mit. Damit das schnell geht, habe der Aufsichtsrat um den ehemaligen Dresdner-Bank-Vorstand Ernst-Moritz Lipp den Wirtschaftsprüfer KPMG damit beauftragt, der auch die Grenke-Bilanz prüft. Perring, der mit Leerverkäufen auf einen Kursverfall der Grenke-Aktie setzt, wirft dem Unternehmen in einem 64 Seiten umfassenden Report Betrug, Bilanzfälschung und Geldwäsche vor.

Vorstandschefin Antje Leminsky wies die Anschuldigungen in einer Telefonkonferenz erneut kategorisch zurück: „Hier ist völlig grundlos ganz viel Porzellan zerschlagen und Vertrauen verloren worden. Dieses Vertrauen wollen wir zurück.“ Börsianer sind weiter verunsichert: Die im Nebenwerteindex MDax notierte Aktie drehten nach der Ankündigung der Sonderprüfung zeitweise ins Minus, erholten sich aber wieder. Sie waren nach der Veröffentlichung der Analyse von Perrings Firma Viceroy auf eine beispiellose Talfahrt gegangen, ehe sie sich am Donnerstag erholten. Seit Dienstag hat Grenke dennoch mehr als ein Drittel seines Börsenwerts verloren.

Das Unternehmen verdient sein Geld vor allem mit dem Verleih von IT und anderen Technologie-Produkten an kleine und mittlere Firmen sowie mit verwandten Dienstleistungen. „Wir sind ehrbare Kaufleute“, betonte Leminsky. „Wir verwehren uns gegen jegliche Vergleiche mit Wirecard.“ Perring war einer der ersten Kritiker des im Juni in einem Bilanzbetrugs-Skandal zusammengebrochenen Zahlungsabwicklers. Auch bei der Aufdeckung der Bilanzbetrügereien beim Möbelkonzern Steinhoff tat er sich hervor. Andere Angriffe mit Leerverkäufen gegen Firmen wie Ströer und ProSiebenSat.1 verpufften allerdings.

Grenke legte am Freitag erstmals eine umfassende Replik auf die Anschuldigungen vor. Zunächst hatte das Unternehmen nur die Behauptung Perrings zurückgewiesen, dass ein wesentlicher Teil der liquiden Mittel in der Bilanz nicht existiere, und auf die Konten bei der Bundesbank und deutschen Großbanken verwiesen. Finanzchef Sebastian Hirsch bekräftigte gegenüber den Analysten: „Es gibt kein Loch in der Kasse. Jeder einzelne Cent unserer Liquidität ist belegbar, nachweisbar und real existent.“ In die Kritik geraten war auch die Gepflogenheit von Grenke, neue Regionen erst mit Franchisenehmern aufzubauen und diesen die neuen Unternehmen nach einigen Jahren abzukaufen. Dass die jungen Firmen wenig zum Ergebnis beitrügen, sei falsch, hieß es in der Stellungnahme. Grenke habe seit 2011 rund 100 Millionen Euro für die Übernahmen bezahlt - allein im vergangenen Jahr hätten diese aber einen Rohgewinn von 112 Millionen Euro beigesteuert.

Das Unternehmen hatte angekündigt, rechtliche Schritte gegen die Leerverkäufer-Attacke zu prüfen. Auch die Finanzaufsicht BaFin und die Staatsanwaltschaft Mannheim haben ein Auge auf die Vorgänge geworfen. Ein Imageschaden ist aber bereits entstanden: Die Ratingagentur S&P prüft die Bonitätsnote von Grenke („BBB+“) auf eine Herabstufung. „Wir suchen Klarheit, was die Substanz der Vorwürfe betrifft.“

Mehr zum Thema: Wolfgang Grenkes schwacher Verteidigungsversuch nach Vorwürfen von Fraser Perring

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