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Bettina Röhl direkt

Das System Burger ist am Ende

Bettina Röhl Publizistin

Nach dem Bekanntwerden gravierender Mängel im deutschen Burger-King-Imperium treten grundsätzliche Fragen in den Vordergrund: Muss das Franchise-Modell bei den Systemgastronomen generell reformiert werden? Und: Wie zeitgemäß ist das Angebot der Fastfood-Ketten noch?

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Die umsatzstärksten Fastfood-Restaurants
Joey's Pizza
Starbucks Quelle: Reuters
Die Restaurantkette Vapiano liegt mit einem Jahresumsatz von 103,50 Millionen Euro auf dem achten Platz. Vapiano ist ein deutsches Unternehmen mit Sitz in Bonn. Das erste Restaurant wurde 2002 in Hamburg eröffnet. Der Name Vapiano setzt sich aus den italienischen Worten "va" (gehen) und "piano" (langsam) zusammen. Das Konzept: Die Besucher erhalten am Eingang eine Karte, mit der sie sich innerhalb des Restaurants Getränke und Speisen selber holen
huGO-BildID: 16102680 ARCHIV - Einkäufer mit Taschen und Einkaufswagen gehen am 06.05.2009 in Hannover an einem Geschäft von Edeka vorbei. Die Gewerkschaft Verdi will die Vorwürfe gegen den Edeka-Marktbetreiber Simmel zu einem Fall für den Staatsanwalt machen. Man werde die zuständigen Ermittlungsbehörden bitten, die mutmaßliche Bespitzelung von Mitarbeitern zu untersuchen. Foto: Tobias Kleinschmidt dpa (zu dpa 0390 vom 30.11.2009) +++(c) dpa - Bildfunk+++ Quelle: dpa

Wäre es der Weltuntergang, wenn das Fastfood-Zeitalter jetzt so schnell zu Ende ginge, wie es in den 70er Jahren begann? Meine Antwort lautet: jaFastfood und Fastfood  - das könnten eigentlich verschiedene Qualitätsessen sein, variabel in Auswahl, Qualität und Preis - sind es aber in der Realität ganz überwiegend nicht.

Fastfood heißt für die meisten Menschen McDonald's und Burger King. Und natürlich einige andere,  teils regionale Ketten. Für den Gourmet waren die Einheitsburger, Nuggets, Shakes, Apfeltaschen und Co.  eher ungenießbare Attacken auf die Geschmacksnerven. Diese globalisierte Einheitsgeschmacksbildung haben nicht einmal die Kommunisten zustande gebracht, die ihre Entindividualisierungs- und Einheitsideen mit den größten Armeen der Welt und den schrecklichsten Atomwaffenarsenalen durchzusetzen versucht haben.

Was steckt in unserem Essen?
Gestreckter KaffeeUm mehr Geld zu verdienen kommt es immer wieder vor, dass Hersteller ihren Kaffee strecken. Dafür mischen sie laut einer NDR-Reportage den gemahlenen Bohnen zu etwa zehn Prozent den Stoff Maltodextrin bei. Dabei handelt es sich um eine Zuckerart, die in der Lebensmittelindustrie als günstiger Füllstoff eingesetzt wird. Auch Karamell wird zum Strecken verwendet. Kunden sollten im Supermarkt bei der Aufschrift "Melange" hellhörig werden. Auch im Kleingedruckten geben die Hersteller an, ob sie das Produkt gestreckt haben. Damit gibt es keine rechtlichen Konsequenzen. Quelle: dpa
Ewig frisches FleischSeit Tagen liegt das Hackfleisch im Kühlschrank und noch immer sieht es frisch aus. Die Lebensmittelindustrie macht es möglich, indem sie einfach ein Gasgemisch mit viel Sauerstoff in die Verpackung pumpt. Dadurch bleibt das Fleisch optisch frisch. Am Geschmack lässt sich das Alter dann aber doch erkennen. Das Max-Rubner-Institut hat herausgefunden, dass derartig behandelte Ware ranzig schmeckt. Außerdem soll das Gasgemisch das Wachstum bestimmter Bakterien fördern. Quelle: dpa
Gefärbte OlivenIm Handel werden sowohl schwarze als auch grüne Oliven vertrieben. Schwarze Oliven gelten dabei als besondere Delikatesse, da sie schon reif und damit vollmundiger im Geschmack sind. Die grünen Oliven sind noch sehr jung und damit eher herb und säuerlich im Geschmack. Weil sich die schwarzen Exemplare besser verkaufen lassen, sind findige Hersteller auf die Idee gekommen, grüne Oliven einfach schwarz zu färben. Rein optisch ist es sehr schwer die echten von den gefälschten schwarzen Oliven im Glas unterscheiden zu können. Wer wissen will, welche Oliven er kauft, muss einen Blick auf die Zutatenliste werfen. Sind die Stabilisatoren Eisen-2-Gluconat oder Eisen-2-Lactat aufgelistet, handelt es sich um Trickserei. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Natürliche AromenVielen Verbrauchern ist es wichtig, dass in Produkten keine oder zumindest wenig Chemie enthalten ist. Wer aber darauf vertraut, dass in einer Erdbeermarmelade mit "natürlichen Aromen" nur Erdbeeren und Zucker enthalten sind, der kann sich täuschen. Natürliche Aromen können nämlich auch pflanzliche Öle sein, die dem Obstgeschmack nahe kommen. Quelle: dpa
PestoSo beklagt die Verbraucherorganisation Foodwatch, dass beispielsweise im Pesto Verde der Marke Bertolli (Unilever) Cashewnüsse, Pflanzenöl, Aroma und Säuerungsmittel enthalten sind. Dabei wirbt Unilever mit "original italienischer Rezeptur", "nur die besten Zutaten", "feinstes Bertolli Olivenöl" und Pinienkernen. Mehr als ein Fingerhut voll Olivenöl muss aber gar nicht drin sein und auch die teuren Pinienkernen müssen nur zu einem geringen Teil enthalten sein. Quelle: Fotolia
PuddingAuch im Pudding muss nicht drin sein, was draufsteht: So reicht es beispielsweise, wenn im Schokoladenpudding ein Prozent echtes Kakaopulver enthalten ist. Der Rest darf eine bunte Mischung aus Aromen, Zucker, Fett und Gelatine sein. Nur wenn weniger als ein Prozent Kakao - also Schokolade - im Schokopudding ist, muss das entsprechend deklariert werden. Quelle: dpa/dpaweb
FruchtsaftgetränkeAuch bei Fruchtsäften müssen Verbraucher aufmerksam sein. Nur, wenn auf der Packung "Fruchtsaft aus 100 Prozent Frucht" steht, ist tatsächlich nichts anderes drin. Die deutsche Fruchtsaftverordnung erlaubt allerdings auch die Verwendung von Fruchtsaftkonzentrat und 15 Gramm zusätzlichem Zucker pro Liter Saft. Saft aus Zitronen, Limetten, Bergamotten und schwarzen, roten oder weißen Johannisbeeren darf mehr Zucker zugesetzt werden. Beim Fruchtnektar handelt es sich dagegen um eine Mischung aus Fruchtsaft und/oder Fruchtmark, Wasser und Zucker. Der Fruchtanteil beträgt 25 bis 50 Prozent. Noch niedriger ist der Fruchtanteil bei Fruchtsaftgetränken: Bei Orangensaft liegt dieser bei sechs Prozent, bei Traubensaft und Apfelsaft bei 30 Prozent. Bei Eistees reicht es, wenn Obst auf der Packung abgebildet ist, enthalten sein muss keins. So beanstandet Foodwatch den Pfanner-Eistee "Zitrone-Physalis", in dem die Menge an Physalis ist so gering ist, dass sie nicht einmal deklariert werden muss. Im zwei-Liter-Karton sind außerdem enthalten: 44 Stück Würfelzucker, 15 Prozent gelber Tee, Aromen und E330 (Zitronensäure). Quelle: dapd

Burger als kulturlose Fratzen des American Way of Life

Das Jedermanns-Fastfood eine kommunistische Idee? Warum nicht: Billiges Essen gegen den Hunger der Armen und gegen die Privilegien der Eliten, gegen Feinschmeckerrestaurants und Kapitalisten. Sozusagen Fleisch, Salat und Kartoffeln (Pommes) für alle auf niedrigem Niveau. Doch wie so oft sind die unpraktikablen und nicht zu Ende gedachten Ideen des Egalismus in der Realität viel besser und viel stylischer vom Kapitalismus "verwirklicht" und perfektioniert worden. Wobei paradoxerweise ausgerechnet die billigen Burger von Kommunisten und ihren linksradikalen Nachläufern nicht als etwas Gutes, angesehen sind, sondern eher als Ausgeburt des bösen, dekadenten Kapitalismus gesehen und zu regelrechten Hassobjekten auserkoren wurden: McDonald's, Disney und Coca Cola - das waren die drei bösen, kulturlosen Fratzen des amerikanischen Way of Life, vor denen man seine Kinder schützen wollte - da waren sich die ganz Linken wie die ganz Rechten, wie so oft, einig.

Der Siegeszug der Burger in Deutschland seit dem Ende der siebziger Jahre fiel bemerkenswerterweise mit dem Siegeszug der Grünen, der Biofanatiker und der Körneranbeter zusammen. Der böse, rund um die Uhr verfügbare Burger hatte seinen ganz eigenen Reiz und in der Tat ist Fastfood ja auch ein im Prinzip sehr passendes Element in einer immer mehr auf Arbeitsteilung angelegten und auch angewiesenen kapitalistischen Gesellschaft. Allerdings lebt der Mensch bekanntlich nicht vom Brot allein, und so bleibt beispielsweise die soziale Funktion des Essens, beim Fastfood weitestgehend auf der Strecke.

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