Bewertung von 1,8 Milliarden Euro Lieferdienst Flink: jüngstes Einhorn Deutschlands

Fahrradfahrer von Flink. Quelle: imago images

Der US-Essenslieferdienst Doordash beteiligt sich am Berliner 10-Minuten-Lieferdienst Flink – und macht diesen damit zu dem deutschen Start-up, das am schnellsten eine Milliardenbewertung erreicht.

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Deutschland hat ein neues Rekord-Einhorn: Der 10-Minuten-Lieferdienst Flink, im Januar in Berlin gegründet, hat nach WirtschaftsWoche-Informationen eine neue Finanzierungsrunde in Höhe von rund 600 Millionen Euro abgeschlossen, bei einer neuen Bewertung von umgerechnet 1,8 Milliarden Euro. Damit ist Flink das deutsche Start-up, das am schnellsten eine Milliarden-Bewertung (genannt: Einhorn) erhalten hat – und löst in dieser Kategorie ausgerechnet den ärgsten Konkurrenten Gorillas ab. Flink wollte sich auf WirtschaftsWoche-Anfrage nicht äußern.

Brisant an der Investitionsrunde ist ein neuer Investor: Der Online-Essensbestelldienst Doordash aus San Francisco soll sich nun an Flink beteiligt haben. Daneben sollen auch die bereits bekannten Investoren wieder Geld gegeben haben, darunter die Lebensmittelkette Rewe, die Investoren Cherry Ventures und Northzone. Doordash-Gründer Tony Xu soll zum Zweck der Europa-Expansion erst vor kurzem auch mit Gorillas-Gründer Kagan Sümer über eine Beteiligung verhandelt haben. Zu einer Gorillas-Beteiligung ist es aber nicht gekommen.

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Inwiefern die nun erfolgte Beteiligung an Flink für Doordash auch in einer strategischen Partnerschaft münden wird, ist unklar. Unabhängig davon hat Doordash bereits im Frühjahr in Berlin eine deutsche Firma eintragen lassen. Noch hat Doordash allerdings kein Geschäft in Deutschland – ganz im Gegensatz zu Flink. Das Start-up wurde Anfang des Jahres gegründet von Oliver Merkel (Ex-Büroleiter der Beratungsfirma Bain), Christoph Cordes (Ex-Co-Chef von Home24) und dem früheren Foodora-Mitgründer Julian Dames. Mittlerweile unterhält Flink mehr als 100 kleiner Warenlager in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Kurierfahrer liefern den Nutzern binnen zehn Minuten Lebensmittel und sonstige Supermarktartikel, für eine Gebühr von 1,80 Euro.

Der Markt für diese 10-Minuten-Lieferdienste nimmt damit weiter Fahrt auf. Neben dem deutschen Pionier Gorillas und Verfolger Flink ist auch der türkische Dienst Getir bereits in Berlin gestartet, mit einer Bewertung von rund 6,4 Milliarden Euro das wertvollste Start-up der Türkei und erklärtes Vorbild von Gorillas-Gründer Sümer. In München startete der tschechische Lieferdienst Knuspr. Und der finnische Lieferdienst Wolt erweitert sein Geschäft ebenfalls um Lebensmittellieferungen. Vor kurzem hat auch der Berliner Dax-Konzern Delivery Hero sein Geschäft unter der Marke Foodpanda in Berlin gestartet, was sowohl die klassische Online-Essensbestellung (und Lieferung) von Restaurantmahlzeiten beinhaltet, als auch jene Express-Lieferung von Supermarktartikeln wie die genannten Wettbewerber. Auch Lieferando, deutscher Marktführer für Online-Essensbestellungen, probiert jene Art von Schnelllieferungen mittlerweile aus.

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Doordash wäre bei einem Eintritt in den deutschen Markt also mit zahlreichen Wettbewerbern konfrontiert. Andererseits hat Tony Xu seine App zum Marktführer in den USA für Essenslieferungen geformt, mit einem geschätzten Marktanteil von rund 55 Prozent. Und auch die Express-Lieferungen von Lebensmitteln ist mittlerweile Teil von Doordashs Geschäft: In den USA sollen diese schon rund sieben Prozent aller Bestellungen ausmachen. Hierfür kooperiert Doordash mit der Kette 7-Eleven, betreibt aber auch selbst mehr als zwei Dutzend Mini-Warenlager. Vor dem Hintergrund der sich verschärfenden Konkurrenzsituation auf dem deutschen Markt ist auch Delivery Heros jüngste und noch nicht offiziell vollzogene Investition zu sehen: ein Einstieg beim Flink-Konkurrenten Gorillas.

Mehr zum Thema: Der Markt für Lieferdienste läuft heiß. Der Berliner 10-Minuten-Anbieter Flink bekommt 240 Millionen Dollar von Investoren und verbündet sich mit Rewe. Doch was bringt die Allianz eigentlich dem Handelsriesen?

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