Bilfinger-Chef Tom Blades „Ich will keinen Rekord brechen“

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…über britische Pässe, Brexit und Managervergütung


Viele Briten, die es können, besorgen sich wegen des Brexit derzeit einen zweiten Pass eines EU-Landes. Sie auch?
Ich habe nur einen britischen Pass Und ich bin ganz happy damit.

Sie wollen keine doppelte Staatsbürgerschaft?
Nein – obwohl ich sie haben könnte, meine Frau ist ja Deutsche. Es gibt zwei Varianten des britischen Passes. In meinem steht Right of abode. Ich darf also überall in Großbritannien leben. Es gibt aber auch britische Pässe, mit denen man reisen kann, sich aber nicht in England niederlassen darf. Vielleicht haben die Inhaber dieser Pässe ein Interesse an der doppelten Staatsbürgerschaft.

Wie hart wird der Brexit für Bilfinger und wie schwierig?
Das wird auf unseren Markt und unsere Geschäfte wenig Einfluss haben. Denn unsere Wertschöpfung ist größtenteils lokal ohne Ex- und Import. Unsere Umsätze in UK kommen aus UK.. Ich bin Brite und Europäer. Persönlich glaube ich schon, dass Großbritannien zu Europa gehört, nicht nur durch die EU. Der Brexit ist schade. Aber es bringt nichts, über vergossene Milch Tränen zu vergießen. Man muss jetzt das Beste daraus machen.

Können Sie das Unbehagen nachvollziehen, dass es in der Öffentlichkeit bei extrem hohen Managergehältern, Boni und Abfindungen gibt?
Ich kann das nachvollziehen. Hohe Abfindungen nach sehr kurzer Zeit sind für viele schwer verdaubar.

Was halten Sie von einer Obergrenze für Managergehälter oder eine begrenzte Absetzbarkeit von Abfindungen bei 500.000 Euro?
Eine pauschale Begrenzung macht an sich wenig Sinn, aber Ausnahmen kann es immer geben, die einen Aufsichtsrat dazu bewegen könnten, hierüber nachzudenken.

Gibt es bei Bilfinger eine konkrete Reaktion auf diese Diskussion? Ändern Sie Regeln, damit es nicht wieder zu hohen Abfindungen kommt?
Unsere Verträge sind im Jahresbericht nachzulesen. Wir sind nicht in der Liga der großen Dax-Konzerne.

Für hohe Abfindungen trotz Missmanagement steht aber auch Bilfinger. Ihr Vorvorgänger Roland Koch erhielt nach drei erfolglosen Jahren als Vorstandschef und fünf Gewinnwarnungen für das nur halb absolvierte Geschäftsjahr 2014 sein komplettes Gehalt in Höhe von 2,2 Millionen Euro plus Bonus. Hinzu kam bei seinem Rücktritt im August eine Abfindung von 1,3 Millionen Euro sowie eine Fortzahlung der Bezüge bis Februar 2016 – weitere rund drei Millionen Euro.
Das ist Sache des Aufsichtsrats. Und es war weit vor meiner Zeit. Ich beschäftige mich mit der Gegenwart: Gemeinsam mit den Mitarbeitern werde ich Bilfinger zurück in die Erfolgsspur bringen.

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