Bird mit neuem Verleihmodell „E-Scooter sind hierzulande noch im Babystadium“

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Umstrittene Scooter

Können Sie schon abschätzen, wie viele Partner es in Deutschland geben wird? Haben Sie einen Zielwert?
Seit dem offiziellen Start von Bird Platform verzeichnen wir einen riesigen Andrang. Wir haben schon Tausende Anfragen erhalten. Da müssen wir natürlich sortieren und sprechen hier von einem Bewerbungsprozess. Auch in Deutschland stehen wir bereits mit mehreren Partnern in Gesprächen.

Nun war die Zulassung der E-Scooter hierzulande schon ein regelrechtes Politikum, dauerte lange und die Scooter sind nach wie vor umstritten. Haben Sie keine rechtlichen Bedenken, wenn Sie nun neuen Anbietern Zugang zum Markt gewähren?
Keine Sorge: Es werden nun nicht Massen von E-Scootern unkontrolliert die Straßen fluten. Ganz im Gegenteil: Wir begleiten den Start unserer Partner in den Städten ganz genau und intensiv, agieren weiterhin als ein verlässliches Unternehmen und geben keine Kontrolle aus der Hand.

Allerdings haben Sie stets den Start in einer neuen Stadt mit den Behörden dort abgestimmt.
Und das wird auch so bleiben. Sowohl der Partner als auch wir haben etwa in Duisburg mit der Stadt gesprochen, um einen reibungslosen Start unter geltenden Regeln zu organisieren. Das wird auch in anderen Städten so sein. Ein anderes Beispiel ist Zürich: Hier haben die Stadt und unsere Plattform-Partner eine Whatsapp-Gruppe eingerichtet, in der sie sich etwa über falsch abgestellte Scooter austauschen können.

Ihre eigenen Flotten wollen Sie aber trotzdem noch betreiben? Oder nehmen Ihnen die Partner dann die Arbeit ab?
Es gibt keine Planungen, unser eigenes Geschäft deshalb einzuschränken. Es ist durchaus denkbar, dass mehrere Partner und auch wir selbst Bird-Flotten in einer Stadt betreiben. Das wird sich allerdings erst zeigen. Immerhin ist das Plattform-Modell in Deutschland das erste seiner Art. Und noch sind E-Scooter hierzulande im Babystadium.

Werden die Konkurrenten wie Lime, Tier oder Voi bald mit einem Plattform-Modell nachziehen?
Wir waren bei E-Scootern bereits der Pionier. Haben zuerst auf eigene Vehikel gesetzt und auf die Profitabilität. Bei allem gab es Nachahmer, das kann auch bei der Plattform passieren.

Sie haben noch woanders Pionierarbeit geleistet: Ende Januar haben Sie den Berliner Scooter-Verleiher Circ übernommen – die erste große Übernahme in der Branche. Was passiert nun mit den Circ-Standorten, den Mitarbeitern, den Rollern, den Apps...?
Da ist noch vieles in der Diskussion. Allerdings kann ich verraten, dass beide Marken bestehen bleiben sollen. Wir werden 300 Circ-Mitarbeiter in Europa übernehmen – und das ist das wohl das Wichtigste für Circ.

Eine Konsolidierung des Marktes haben Analysten schon lange vorausgesagt. Werden noch weitere Übernahmen auf dem Markt folgen?
Davon gehe ich stark aus. Bei aller Bescheidenheit war ich übrigens einer der ersten, der eine Konsolidierung schon im zweiten Quartal 2019 für die Zeit rund um den Jahreswechsel erwartet hat. Und das ist auch keine Überraschung. Wir haben uns schon vor mehr als einem Jahr dazu entschieden, nicht mehr auf alle Kosten wachsen zu wollen, sondern den Fokus auf Profitabilität zu legen. Immerhin wollen die Geldgeber mittlerweile auch finanzielle Ergebnisse sehen.

Und die können Sie heute schon liefern?
Wir verdienen seit Mai 2019 mit jeder Fahrt Geld – das gilt im Schnitt über alle Städte weltweit.

Stehen Sie denn gerade in weiteren Übernahmegesprächen? Etwa mit Voi oder Tier?
Nein.

Ihre Konkurrenten haben den Fokus darauf gesetzt, schnell in möglichst viele Städte zu kommen. Sie haben sich zurückgehalten, waren bislang „nur“ in sechs Städten aktiv. Ist die Übernahme von Circ nur ein Panikkauf, um nicht den Anschluss in Deutschland zu verlieren?
Nein, ich stehe weiterhin dazu, was ich auch im vergangenen Jahr gesagt habe: Es ist wichtig, dass wir uns viel Zeit nehmen und genau überlegen, ob wir in einen neuen Markt eintreten. Dass wir nun durch Circ Zugang zu neuen Märkten haben, ist für uns der richtige Weg und passt zu unserer Strategie.

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