Blackrock „Das ist wie die Deutschland AG“

Achim Wambach Quelle: imago images

Seit 2016 arbeitet Friedrich Merz für Blackrock, die führende Fondsgesellschaft der Welt. Einige ihrer Tätigkeiten sind umstritten. Was steckt hinter dem Unternehmen? Ein Gespräch mit Wettbewerbs-Ökonom Achim Wambach.

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„Keinerlei Konfliktlage“. Deutlich begegnet Friedrich Merz der Kritik an seinen Tätigkeiten in der Finanzwirtschaft. Kein Wunder. Seit der Politiker angekündigt hat, den CDU-Vorsitz von Angela Merkel übernehmen zu wollen, wird der Beschuss stärker. 

Merz arbeitet seit seinem Ausscheiden aus der Politik in einer Anwaltskanzlei und hat mehrere Mandate bei Unternehmen inne. So ist er unter anderem Mitglied im HSBC-Aufsichtsrat und Aufsichtsratschef des Vermögensverwalters Blackrock Deutschland.

Engagements, die stark in der Kritik stehen. Blackrock eilt der Ruf als Heuschrecke voraus. Eine Anschuldigung, die Merz brüsk abweist.

Die Skepsis gegenüber Blackrock ist nicht neu. Der Hedgefonds ist mächtig, sein Einfluss groß und weit verzweigt. Bereits im Frühjahr hat die WirtschaftsWoche die Blackrocks Unternehmungen durchleuchtet – und den immensen Einfluss auf deutsche Dax-Unternehmen aufgezeigt. Auch führende Köpfe der Wirtschaft stehen dem Hedgefonds kritisch gegenüber.

Deutschlands führender Wettbewerbs-Ökonom Achim Wambach wies im März diesen Jahres im Interview mit der WirtschaftsWoche auf die Risiken hin.

WirtschaftsWoche: Herr Wambach, große Vermögensverwalter wie Blackrock oder Vanguard halten immer größere Anteile an börsennotierten Unternehmen. Was stört Sie daran?
Achim Wambach: Ich vergleiche das ganz gerne mit der Deutschland AG, wo auch alle möglichen Akteure untereinander verwoben waren. So sehr vernetzte Unternehmen sind aber Sand im Getriebe der Volkswirtschaft. Wie stark dieser Sand Reibung verursacht, die Diskussion läuft noch.

Benachteiligt das andere Akteure an den Märkten?
Es gibt dafür einige empirische Evidenz. Allerdings ist unklar, ob es wirklich auch einen nachweislichen Wirkungsmechanismus gibt.

Besonders diskutiert werden Nachteile, wenn ein Investor an mehreren konkurrierenden Unternehmen beteiligt ist. Warum?
Ein Aktionär, der mehrere Beteiligungen in einer Industrie hat, den interessiert das Wohl der Industrie und nicht unbedingt das Wohl des einzelnen Unternehmens. Es gibt zudem erste Studien, etwa aus der Luftfahrtbranche, wonach die Flugpreise für Endverbraucher steigen, wenn an mehreren Fluglinien die gleichen Investoren beteiligt sind.

Blackrock hat angekündigt, sich stärker auf Hauptversammlung und in Unternehmensgremien einmischen zu wollen. Das dürfte Ihre Befürchtungen nicht gerade schmälern.
Wenn jetzt die Strategie des Einflusses noch bewusster wird, wird das diesen Mechanismus zur Aushebelung von Wettbewerb weiter verstärken.

Was ließe sich dagegen unternehmen?
Die gute Nachricht ist: Das Thema ist bei den Behörden auf dem Radar, und das ist ja schonmal nicht selbstverständlich. EU-Wettbewerbskommissarin Margrete Vestager etwa erwähnt das Common-Ownership-Phänomen schon als relevante Problematik.

Was raten Sie ihr konkret?
Ein Vorschlag, der in der akademischen Welt diskutiert wird: Entweder man führt eine Ein-Prozent-Schwelle für Investoren ein, die an mehreren konkurrierenden Unternehmen beteiligt sind. Oder man verpflichtet sie zu totaler Transparenz ihrer offiziellen und inoffiziellen Kontakte zu allen Vertretern der jeweiligen Unternehmen.

Neben einigen Wettbewerbshütern scheint das Thema eher unter dem Radar der Öffentlichkeit zu fliegen.
Das Problem ist: Es gibt keine klare Fraktion, die ein starkes Interesse an dem Thema haben könnte. Investoren ist es lästig, Unternehmensvorstände profitieren oft noch – nur der Kunde leidet im Zweifel. Aber der kann sich eben schlecht organisieren.

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