Block House, L'Osteria, Five Guys & Co. Diese Restaurantketten haben Appetit auf Wachstum

Quelle: imago images

Die Gäste müssen sparen, Personal ist knapp und die Preise für Lebensmittel und Energie sind rasant gestiegen. Trotzdem schalten einzelne Restaurantketten jetzt auf Angriff und wollen neue Lokale eröffnen.

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Die Botschaft ist unmissverständlich: „Wir wollen wachsen“, heißt es auf einer Homepage, die der Fastfoodkonzern McDonald’s eigens eingerichtet hat, um Immobilienbesitzer von einer Zusammenarbeit zu überzeugen. 1450 Standorte zählen schon heute zum Reich des Burger-Braters in Deutschland und dabei soll es nicht bleiben. Im Zuge des Expansionskurses suche McDonald‘s „ständig nach geeigneten Standorten für neue Restaurants“, heißt es auf der „Real Estate“-Homepage der deutschen Landesgesellschaft. „Bevorzugt suchen wir nach Kaufgrundstücken für neue McDrive-Restaurants.“ Mit seinem Wachstumshunger ist der deutsche Fastfood-Marktführer nicht allein. 

Auch andere Restaurant- und Snackketten setzen auf Expansion. So will McDonald’s-Rivale Burger King an Tankstellen und Bahnhöfen mit To-go-Konzepten experimentieren. Er sehe „erhebliches Wachstumspotenzial“ für solche Formate, sagte Deutschlandchef Cornelius Everke vor einigen Monaten der WirtschaftsWoche. Und der Burger-Spezialist Five Guys, der bislang 36 Restaurants in Deutschland betreibt, will im kommenden Jahr fünf bis zehn neue Standorte in Metropolen eröffnen. „Zusätzlich arbeiten wir aber auch immer an besonderen Standorten wie zum Beispiel in Designer-Outlets, Flughäfen oder auch Bahnhöfen“, sagt Deutschlandchef Jörg Gilcher. An Verkehrsstandorten, Einkaufszentren und City-Lagen will auch die Bäckereikette Kamps ihre Präsenz „gezielt aber wohl überlegt ausbauen, sowie bestehende Standorte modernisieren“.

Neben den Back- und Burgerketten prescht auch Pizza-Marktführer Domino’s vor. Schon im letzten Geschäftsjahr konnte die Franchisekette 40 Eröffnungen in Deutschland verkünden und betreibt hierzulande derzeit 416 Domino’s-Stationen. Auch wenn die Franchisepartner im Moment etwas vorsichtiger seien, „halten wir an unserem mittelfristigen Expansionsziel mit 1000 Stores in Deutschland fest“, teilt das Unternehmen mit. Ein ähnliches Tempo legt der Pizza- und Pastaspezialist L'Osteria vor: Zurzeit betreibt L'Osteria 157 Standorte in acht Ländern. „Für das kommende Jahr sind aktuell rund 20 bis 25 Eröffnungen geplant – national wie international“, sagt Unternehmenschef Mirko Silz. 




Etwas zurückhaltender ist man bei Block House. Doch auch der Steakhausveteran, der deutschlandweit 45 Restaurants betreibt, will weiter expandieren. „Wir werden nicht wachsen wie andere Gastronomen, die in einem Jahr zehn, zwanzig Restaurants eröffnen“, sagt Stephan von Bülow, Vorsitzender der Geschäftsführung der Block Gruppe im Podcast „Chefgespräch“ mit WirtschaftsWoche-Chefredakteur Beat Balzli. „Im Schnitt gehen wir davon aus, dass wir zwei Restaurants im Jahr neu eröffnen werden“, so von Bülow. Wenn sich gute Gelegenheiten böten, seien aber auch mal drei oder vier Neueröffnungen möglich. Demnächst würden beispielsweise in Stuttgart, Hamburg und München neue Block-House-Restaurants starten. Auf rund 65 Standorte will das Unternehmen so in den kommenden Jahren wachsen. 

Dabei hilft von Bülow, dass derzeit Standorte in den Innenstädten frei werden, „die für die Gastronomie gut geeignet sind“. Beispielsweise würden Banken ihre Filialnetze zurechtstutzen, auch Textilketten seien nicht mehr bereit, jeden Preis zu zahlen, um in den Fußgängerzonen präsent zu sein. Die Folge: „Der ein oder andere Vermieter ist gezwungen, mit den Mietpreisen runterzugehen, weil er einfach keine Mieter mehr findet“, so von Bülow. Für Restaurants biete das Expansionspotenzial. 

Rücklagen weggeschmolzen „wie Eis in der Sonne“

Allerdings steigen auch die Risiken für die Systemgastronomie. Die Branche kämpfe derzeit mit mehreren Krisen gleichzeitig, sagt Andrea Belegante, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Systemgastronomie. „Corona beeinträchtigt nach wie vor das Geschäft und die Umsätze lagen im September 2022 noch immer zehn Prozent unter denen des Septembers 2019 und somit noch deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau“, sagt Belegante. „Noch immer müssen unsere Mitglieder die erlittenen Umsatzverluste verkraften, die Rücklagen sind weggeschmolzen wie Eis in der Sonne“. 

Parallel dazu müssten aktuell Preissteigerungen bei Rohstoffen wie beispielsweise Fleisch, Gemüse, Getreideprodukten oder Milch bewältigt werden. Ebenso wie der Anstieg der Energiekosten. „Das sind Herausforderungen, die mich leider etwas pessimistisch auf die kommenden Monate blicken lassen“, sagt Belegante. Sie verweist aber auch darauf, dass sich die Branche immer wieder aus Krisen herausgearbeitet habe.

Das sieht L'Osteria-Chef Silz ähnlich. „Natürlich blicken auch wir mit einer gewissen Vorsicht auf die Preisentwicklungen im Energie- und Rohstoffbereich sowie auf die teils sehr negativen beziehungsweise schwankenden Konjunkturprognosen“, sagt Silz. Hier sei ein konsequentes Kostenmanagement unerlässlich. „Dennoch sind wir optimistischer als viele Prognosen es vorhersagen“, so Silz. „Wir sehen Licht am Ende des Tunnels und stellen uns entsprechend dafür auf.“ Preiserhöhung schließt Silz für 2023 kategorisch aus: „Unsere Gäste sind bereits mit diversen Umständen konfrontiert, die den Inhalt ihres Portemonnaies schmälern.“ 

Gastronomiebranche muss Gratwanderung bewältigen

Andere Restaurantketten sind da vorsichtiger. Domino’s will die Preise wohl „moderat“ anheben, aber mit Aktions- und Bündelangeboten auch für preissensible Kunden attraktiv bleiben. Five-Guys-Management will abwarten, wie sich die Inflation nach dem Inkrafttreten der Energiepreisbremse entwickelt. „Sollten Preiserhöhungen nötig sein, versuchen wir diese immer so gering wie nötig zu halten“, sagt Deutschlandchef Gilcher. 

Auch Kamps verweist auf immense Kostensteigerungen etwa für Mehl: „Wenngleich unser Mehl aus regionalen Mühlen kommt, müssen wir eine Verteuerung durch die gestiegenen Getreidepreise von mehr als 50 Prozent bei Weizenmehl fest einkalkulieren“. Vor diesem Hintergrund seien Verkaufspreisempfehlungen für Franchisepartner in den vergangenen Monaten angepasst worden. „Ob dies auch 2023 notwendig sein könnte, ist jetzt noch nicht absehbar“, heißt es bei Kamps. 

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Für die Branche ist es eine Gratwanderung: Einerseits müssen die Unternehmen den Kostendruck abfedern. Anderseits sollen die Angebote „für unsere über vier Millionen Gäste am Tag natürlich weiterhin bezahlbar bleiben“, sagt Belegante vom Bundesverband der Systemgastronomie. Ansonsten dürften die Gästezahlen schnell erodieren. Ohnehin leidet die Branche noch immer unter Coronafolgen wie dem Trend zum Homeoffice. „Dass weniger Menschen unterwegs sind, merken wir“, sagt auch Block-Chef von Bülow im WirtschaftsWoche-Podcast „Chefgespräch“. 

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