Boeing und Trump Vom Prügelknaben zum Präsidenten-Liebling?

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Trump ist für Boeing zweischneidiges Schwert

Auffällig ist indes, wie harmonisch es seit dem „Abbestellen!“-Tweet zwischen Boeing und der Regierung zugeht. Am letzten Mittwoch orderte das Pentagon für 3,4 Milliarden Dollar Apache-Kampfhubschrauber. Am Donnerstag nominierte Trump Boeing-Manager Patrick Shanahan als stellvertretenden Verteidigungsminister. Wenig später forderte das Weiße Haus eine sofortige Erhöhung der Verteidigungsausgaben um 30 Milliarden Dollar - mehr als die Hälfte davon sollen in neue Rüstungsgüter gesteckt werden. Einer der größten Profiteure: Boeing.

An der Börse sind die Aktien des Flugzeugbauers gefragt: Seit Anfang des Jahres hat der Kurs um rund 15 Prozent zugelegt. Nicht zuletzt dank Trumps Wirtschaftspolitik ist der Ausblick gut. „Die größten Chancen für Boeing hängen mit Steuerreform und Wachstumsprogramm zusammen“, meinen die Analysten der Investmentbank Morgan Stanley. Im besten Fall könnten geringere Steuern in Kombination mit einem staatlichen Konjunkturpaket und höheren Verteidigungsausgaben den Aktienkurs von zuletzt rund 180 bis auf 250 Dollar klettern lassen.

Allerdings gibt es für Boeing auch eine Kehrseite der Trump-Medaille. Denn dessen Ablehnung von Freihandel und seine Drohung, Unternehmen mit Strafzöllen auf Importe zur Produktion in den USA zu verdonnern, sind für den Konzern ein erhebliches Risiko. Boeing hat nicht nur eine globale Zuliefererstruktur, sondern auch massive Geschäftsinteressen in Ländern wie China und Iran, die Trump auf dem Kieker hat. Mit Teheran hat der Konzern im Dezember einen Deal für 80 Flieger im Wert von 16,6 Milliarden Dollar geschlossen, der bei neuen Iran-Sanktionen in Gefahr geraten könnte.

Die größten Zulieferer der Luftfahrt
Platz 10: Spirit Aerosystems Quelle: dpa Picture-Alliance
Platz 9: Precision Castparts Quelle: dpa
Platz 8: Mitsubishi Quelle: REUTERS
Platz 7: Textron Quelle: dpa
Platz 6: L3 Technologies (ehemals L-3 Communications) Quelle: Presse
Platz 5: Honeywell Quelle: REUTERS
Platz 4: Rolls-Royce Quelle: REUTERS

Was Boeing bei einem Handelskrieg mit China drohen würde, machte Peking bereits im November klar. Sollte Trump Strafzölle erheben und China als „Währungsmanipulator“ brandmarken, werde die Reaktion nach dem Motto „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ ausfallen, hieß es in einem Leitartikel des von Chinas Regierung kontrolliertem Parteiblatt „Global Times“. Und weiter: „Eine Menge von Boeing-Bestellungen wird durch Airbus ersetzt“. Das täte weh: Alleine 2016 hat der US-Konzern Flugzeuge für über elf Milliarden Dollar nach China geliefert.

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