Boeing und Trump Vom Prügelknaben zum Präsidenten-Liebling?

Nachdem US-Präsident Trump Boeing anfangs heftig angegriffen hatte, profitierte der Flugzeugriese zuletzt von dessen Entscheidungen. Das dicke Ende könnte aber für den Airbus-Rivalen noch kommen.

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Boeing: Der US-Flugzeugbauer und Präsident Trump führen wieder eine versöhnliche Beziehung. Quelle: REUTERS

Eine scharfe Twitter-Attacke sorgte zunächst für Verstimmung, doch derzeit sieht Boeing wie ein großer Gewinner der Präsidentschaft Donald Trumps aus. Der Luftfahrtriese soll von einer satten Erhöhung des Verteidigungsetats profitieren, zudem verspricht Trump niedrigere Steuern, lockerere Umweltauflagen sowie kräftige Investitionen in die Airport-Infrastruktur und Rückendeckung im Wettkampf mit ausländischen Konkurrenten. Das verschafft dem Airbus-Rivalen Oberwasser - allerdings könnte es mit Trump noch ungemütlich werden.

Wie gut man sich momentan versteht, zeigte sich im Februar beim Trump-Besuch eines Boeing-Werks im US-Bundesstaat South Carolina. Der Konzern hatte dort stolz eine neue Variante des Langstreckenjets 787 „Dreamliner“ vorgestellt. „Ich muss schon sagen: Das ist ein schönes Flugzeug“, schwärmte der Präsident vor der Belegschaft. Zum krönenden Abschluss seiner Rede verkündete er: „Gott segne Boeing!“. Konzernchef Dennis Muilenberg strahlte bis über beide Ohren.

Das Verhältnis war nicht immer so gut. Noch vor seinem Amtsantritt hatte Trump dem Unternehmen in scharfem Ton Wucherpreise bei Regierungsaufträgen vorgeworfen. „Boeing baut eine brandneue 747 Air Force One für künftige Präsidenten, aber die Kosten sind außer Kontrolle, mehr als vier Milliarden Dollar. Abbestellen!“, polterte er über den Kurznachrichtendienst Twitter und ließ den Aktienkurs des Branchenschwergewichts damit kurzzeitig absacken.

Die größten Flugzeugbauer und -zulieferer

Die Hintergründe des Angriffs bleiben diffus. Boeing hatte zwar den Auftrag für einen Plan zum Bau zweier neuer Präsidentenmaschinen erhalten. Dabei ging es dem Konzern zufolge aber erstmal nur um einen Anfangsvertrag über rund 170 Millionen Dollar. Nach einem Treffen mit Boeing-Chef Muilenberg behauptete Trump im Februar: „Wir haben den Preis um über eine Milliarde Dollar heruntergebracht.“ Ein Sprecher der Air Force wollte einen solchen Deal gegenüber US-Medien aber nicht bestätigen und sagte, er wisse nicht, wovon Trump geredet habe.

Für Boeing fällt der Bau der „Air Force One“ bei einem Jahresumsatz von 95 Milliarden Dollar ohnehin nicht sonderlich ins Gewicht. Die fliegende Hightech-Festung für US-Präsidenten ist aus Konzernsicht aber ein wichtiges Prestige-Projekt, das die Tür zu höher dotierten und lukrativeren Staatsaufträgen öffnet. Wirkliche Alternativen gibt es bei der Präsidentenmaschine zudem ohnehin nicht, da der europäische Boeing-Rivale Airbus aus nationalen Sicherheitsinteressen nicht in Frage kommt.

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