Börsenfusion Carsten Kengeter blickt nach vorn

Die Deutsche Börse hat die Fusion mit der LSE im Grunde abgehakt. Konzernchef Kengeter bemüht sich, dem erwarteten Scheitern nicht zu große Bedeutung beizumessen – und kümmert sich ums Tagesgeschäft.

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„Die Durchführung der Transaktion ist in ihrer Wahrscheinlichkeit nicht gestiegen“, sagt der Deutsche-Börse-Chef am Mittwoch über die Aussichten einer Fusion mit der Londoner Börse. Quelle: AP

Frankfurt Die Deutsche Börse stellt sich nach den jüngsten Widerständen aus London auf ein Scheitern der geplanten Fusion mit der LSE ein und betont ihre eigene Stärke. „Die offizielle Entscheidung der EU-Kommission steht natürlich noch aus“, sagte Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter am Mittwoch auf dem Frankfurter Börsenparkett. „Aber die Durchführung der Transaktion ist in ihrer Wahrscheinlichkeit nicht gestiegen, das ist klar.“

Die London Stock Exchange (LSE) weigert sich, die neueste Vorgabe der EU-Wettbewerbshüter zu erfüllen und ihren Mehrheitsanteil an der italienischen Anleihen-Handelsplattform MTS zu verkaufen. Darum glaubt die LSE nicht mehr an eine Zustimmung aus Brüssel: „Angesichts der bisherigen Haltung der Kommission geht die London Stock Exchange Group nicht davon aus, dass die Kommission die Fusion genehmigen wird“, hatte das Unternehmen in der Nacht zum Montag mitgeteilt.

Deutsche Börse und LSE hatten vor gut einem Jahr ihren Plan öffentlich gemacht, den größten europäischen Börsenbetreiber zu schmieden. Brüssel hatte Ende September eine vertiefte Prüfung des Milliardenvorhabens eingeleitet. Die beiden Konzerne brauchen sowohl die Zustimmung der EU-Kommission als auch der hessischen Börsenaufsicht – und auch dort gibt es Kritik an dem Projekt.

„Es ist müßig für mich, darüber zu spekulieren, was die Gründe für diese Entscheidung unseres Fusionspartner sind“, sagte Kengeter. Unbestätigten Berichten zufolge gab es nicht nur Streit über den Sitz der Dachgesellschaft, auch die Ermittlungen der Frankfurter Staatsanwaltschaft gegen Kengeter wegen des Verdachts auf Insiderhandel bei einem milliardenschweren Aktiengeschäft belasteten.

In den Verträgen der Konzerne ist London als rechtlicher Sitz der Holding festgeschrieben. Das sorgt am Finanzplatz Frankfurt für Kritik - erst Recht, nachdem die Briten die Weichen für den EU-Austritt gestellt haben. Denn wenn der Brexit kommt, wäre der Sitz der europäischen Superbörse außerhalb der Europäischen Union.

„Wir bedauern natürlich diese Entwicklung“, sagte Kengeter. „Die Logik dieser Fusion ist uns nach wie vor sehr klar vor Augen.“ Zunächst werde das Projekt „im Rahmen der Möglichkeiten des vorgegebenen Vertrags“ weiter verfolgt.

Aber der Manager, der die Deutsche Börse seit dem 1. Juni 2015 führt, betonte: „Stehenbleiben ist keine Option.“ Der Blick richte sich nun nach vorne. Der Dax-Konzern arbeite weiterhin mit Hochdruck an seinem Effizienzprogramm („Accelerate“): „Denn was wir machen müssen ist völlig klar: Wir müssen versuchen, die Deutsche Börse wieder in die internationale Spitzengruppe zurückzuführen. Denn da gehört die Deutsche Börse hin. Das ist unser Ziel.“

Dabei werde das Unternehmen auch den Finanzplatz Frankfurt stärken, bekräftigte Kengeter. Am Mittwoch startete an Deutschlands führendem Marktplatz das neue Segment „Scale“, das kleinen und mittleren Unternehmen den Zugang zum Aktienmarkt erleichtern soll. Zu Handelsbeginn notierten 46 Aktien und Unternehmensanleihen in dem Segment, das den sogenannten Entry Standard ersetzt, in dem für Firmen geringere Berichterstattungspflichten gelten.

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