Börsengang Dropbox - so wertvoll kann ein Feature sein

Seite 2/2

Einmal Kunde, immer Kunde

Die Stärke von Dropbox sind seine Kunden. Zwar konkurriert das Unternehmen im Online-Speichergeschäft gegen Konzerne wie Amazon, Apple, Google und Microsoft. Aber: „Gerade Privatkunden bleiben bei dem Online-Speicherdienst, an den sie sich gewöhnt haben“, sagt Analyst Holger Müller vom Beratungsunternehmen Constellation Research aus San Diego. Neben einer halben Milliarde Privatnutzer, die via Dropbox ihre Fotos und Dokumente speichern, nutzen auch rund 200.000 Unternehmen den Service. Auch die, das zeigen die Erfahrungen, übertragen ihre gespeicherten Daten nicht mal eben so auf eine andere Plattform.

Einmal Kunde, immer Kunde. Dropbox schraubte seinen Umsatz 2017 auf rund 1,1 Milliarden Dollar, ein Zuwachs von 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Noch ist das Unternehmen nicht profitabel, verlor 112 Millionen Dollar.

Wettbewerber Box, ebenfalls aus dem Silicon Valley, ist bereits seit 2015 an der Börse. Für Box-Aktionäre glich der Kurs zwar einer Achterbahnfahrt. Doch der Wert vom ersten Handelstag mit 23 Dollar liegt derzeit mit 20 Dollar wieder dicht dran. Das Tal vom Februar vor zwei Jahren, als Box unter zehn Dollar fiel, ist überwunden. Allerdings erwartet Box-Gründer und Chef Aaron Levie ein schwieriges Jahr.

Der Box-Chef setzt daher inzwischen statt Konfrontation auf Kooperation mit Wettbewerbern wie Microsoft und Amazon. Levie sieht seine große Stärke darin, eben nicht eine eigene Cloud-Infrastruktur aufbauen zu müssen, sondern flexibel auf die von Amazon oder Microsoft aufzusetzen – laut Levie ein Vorteil beim Megathema Künstliche Intelligenz. Künftig sollen Informationen automatisch aus Daten herausgekitzelt und so geschäftliche Entscheidungen erleichtert werden. „Keiner unserer Kunden will bei einem so wichtigen Thema wie der Künstlichen Intelligenz auf einen Anbieter wetten, sei es nun Microsoft oder Amazon, um dann später festzustellen, dass man falsch lag“, sagt Levie.

Auch Dropbox-Chef Houston will flexibler als die Konkurrenten agieren. Zunächst muss er aber eine höhere Hürde als Box nehmen. Levies Unternehmen, das etwa die Hälfte von Dropbox umsetzt, hat einen Börsenwert von knapp 2,8 Milliarden Dollar. Dropbox hingegen strebt zum Börsenauftakt mindestens sieben Milliarden Dollar an. Die Bewertung wäre mehr als ein Achtungserfolg für Houston. Soviel hätte er damals von Jobs nicht bekommen. Ein „Feature“ kann eben doch sehr wertvoll sein, wenn es von Millionen Kunden genutzt wird.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%