




Morgens um 5 Uhr am alten Bangkoker Flughafen Don Muang: Tausende Passagiere drängeln sich in der Enge vor den Schaltern. Von mondänem Reiseerlebnis ist hier keine Spur: Quälend langsam geht es voran, die wenigen Schalter sind dicht umlagert. Die Passagiere tragen es mit Fassung, bei den günstigen Preisen beschwert sich keiner. Asiens größter Billigflieger Air Asia fliegt für 100 Euro nach Rangun, für 120 nach Hanoi, für 170 Euro nach Macau.
Jetzt bekommt der Platzhirsch Konkurrenz: Indonesiens Lion Air prescht mit dem Megaauftrag bei Airbus in die erste Liga der Fluggesellschaften vor, zumindest nach Flottenumfang. 234 Airbus der A320-Familie orderten die Indonesier - der größte Einzelauftrag in der Airbus-Geschichte. „Sie wollen es mit der indonesischen Staatslinie Garuda und Air Asia aufnehmen“, sagt Siva Govindasamy von Flightglobal, einem Medienportal für die Luftfahrtindustrie in Singapur.
Die größten Fluggesellschaften der Welt
Air France (Frankreich) - 47 Millionen Passagiere
Die Franzosen leiden unter dem schwachen Geschäft in Europa und können ihren Platz in der Top 10 nur knapp behaupten. Billig-Airlines und Kerosinpreise verhageln das Geschäft. Nun erwägen sie sogar eine Kooperation mit dem aufstrebenden arabischen Konkurrenten Etihad einzugehen, um der Lufthansa ihren Spitzenplatz abzujagen.
China Eastern Airlines (China) - 50,3 Millionen Passagiere
Mitte 2011 wurde die chinesische Airline ins SkyTeam aufgenommen. Die 285 Flugzeuge steuern im wesentlichen Ziele im Inland an, aber auch Flughäfen in Nordamerika, Europa und Australien. Größter Anteilseigner der Fluggesellschaft ist die chinesische Regierung.
US Airways (USA) - 51,8 Millionen Passagiere
Einst als reine Logistik-Fluggesellschaft gegründet, transportieren die Amerikaner mittlerweile so viele Passagiere wie Südafrika Einwohner hat. Weltweite Bekanntheit erlangte die Airline im Jahr 2011 durch eine spektakuläre Notlandung im Hudson River.
United Airlines (USA) - 54 Millionen Passagiere
Mit 3500 Flügen am Tag gehört die Airline seit ihrer Fusion mit Continental zu den größten Fluggesellschaften in Nordamerika. Die Amerikaner fliegen ca. 700 Ziele in 127 Ländern weltweit an.
Lufthansa (Deutschland) - 56,7 Millionen Passagiere
Die größte deutsche Fluggesellschaft macht rund 75 Prozent ihrer Umsätze im Passagiergeschäft. Das Geschäft im Heimatmarkt wird derzeit getrübt durch die Schuldenkrise. Zuletzt musste die Airline sogar einen Verlust ausweisen. Nun soll gespart werden.
Ryanair (Irland) - 71,2 Millionen Passagiere
Ryanair-Chef Michael O'Leary ist berühmt für seine ausgeflippten Auftritte. Durch seine Billigstrategie sind die Iren mittlerweile die größte Fluggesellschaft Europas. Nun soll die 286 Flugzeuge starke Flotte um 23 Maschinen erweitert werden.
China Southern (China) - 76,1 Millionen Passagiere
Asiens größte Fluggesellschaft verfügt über eine Flotte von 360 Maschinen - darunter auch ein Airbus A380. Damit soll die Expansion noch lange nicht abgeschlossen sein, in den kommenden Jahren soll die Flotte um 121 Flugzeuge ausgebaut werden.
American Airlines (USA) - 86,1 Millionen Passagiere
Bronze geht an die Silberpfeile am Himmel. Dabei musste die Fluggesellschaft Ende 2011 Insolvenz anmelden. Der Flugbetrieb geht vorerst weiter - es werden aber weiterhin Verluste in Millionenhöhe eingeflogen.
Southwest Airlines (USA) - 106,2 Millionen Passagiere
Die bunten Texaner sind die größte Inlandsfluggesellschaft der Welt. Nachdem die Passagierzahl in der Finanzkrise zuletzt heftig gesunken war, erreichte sie 2010 wieder ein Rekordniveau weit über der 100-Millionen-Marke. Nur eine einzige Airline transportierte mehr Passagiere.
Delta Airlines (USA) - 111,1 Millionen Passagiere
Die Amerikaner sind immer noch unangefochten die größte Fluggesellschaft der Welt - doch in einem Jahr ist die Passagierzahl um satte 50 Millionen geschrumpft. 752 Flugzeuge gehören zur Flotte, weitere 125 sind bestellt.
Die Asiaten füttern eine schier unersättlichen Nachfrage. „Der Wandel in der Luftfahrt Asiens ist einmalig in der Geschichte“, schreibt das Analyse-Institut Capa in Sydney, spezialisiert auf die Luftfahrt der Asien- und Pazifikregion. „Viele Einwohner der dicht besiedelten Region haben die wirtschaftliche Schwelle überschritten, die ihnen genügend Geld zum Fliegen gibt, die Regierungen bauen Handelshemmnisse ab und die freien Märkte beleben das Geschäft. Die Expansion hat gerade erst begonnen.“ 2,5 Milliarden Menschen dürften bis 2020 zur Mittelklasse zählen, schreibt Capa.
Von einem Markt wie Indonesien träumt jede Airline. „Das Land ist riesig - da gibt es eine Menge Regionen, die untereinander verbunden werden müssen“, sagt Govindasamy. Der Inselstaat misst von Ost nach West mehr als 5000 Kilometer. Die Zahl der Passagier stieg 2012 um 20 Prozent, nach 18 und 17 Prozent in den Jahren davor. Sie hat sich seit 2008 nach Angaben von Capa verdoppelt. 72,5 Millionen Passagiere zählten die Fluggesellschaften, damit sei Indonesien mit seinen 240 Millionen Einwohnern schon der fünftgrößte Inlandsmarkt der Welt, nach den USA, China, Japan und Brasilien, schreibt Capa. „Auch 2013 ist mit einer zweistelligen Wachstumsrate zu rechnen.“





Gerade die Billigflieger dürften profitieren, meint Paul Sheridan, Analyst beim Luftverkehrsberater Ascend in Hongkong. „Sie werden den Markt anheizen. Der Wettkampf läuft über den Preis: Wer am billigsten ist gewinnt.“ Sheridan sieht auf Jahre hinaus kein Ende des Booms. China ist ein riesiger und wachsender Markt, aber auch Südostasien kommt: „Die Asean-Länder verhandeln über Open Sky, das wird das Geschäft so wie in Europa deutlich anheizen.“ 600 Millionen Menschen leben in den zehn Ländern der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean. In Indonesien gibt es erst 1,3 Flugzeuge pro Million Einwohner. Zum Vergleich: in Deutschland sind es 8, in den USA 19,3.
Air Asia aus Malaysia war vor zehn Jahren einer der ersten Billiganbieter. Inzwischen tummeln sich einige Dutzend zwischen Indien und den Philippinen. Ihre Umsätze wachsen im zweistelligen Bereich, deutlich stärker als bei etablierten Linien. Air Asia beförderte 2012 knapp 34 Millionen Passagiere (plus 13 Prozent). Das Unternehmen legte 2012 beim Umsatz um elf Prozent zu, beim Nettogewinn 238 Prozent. Lion Air flog 29 Millionen Menschen, überwiegend auf heimischen Routen (plus 12,5 Prozent). Lion Air ist ein privates Unternehmen und veröffentlicht seine Ergebnisse nicht.