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Boom in der Luftfahrt Asien geht in die Luft

Asien ist der Zukunftsmarkt der Luftfahrt, mit traumhaften Wachstumsraten. Ein Reibach auch für die Flugzeughersteller. Airbus jubelt über einen Megaauftrag von Lion Air. Hält der Boom?

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Die größten Deals der Flugzeugbauer
Airbus hat auf der Luftfahrtmesse in Farnborough Bestellungen und Vorverträge für 398 Flugzeuge mit einem Listenpreiswert von knapp 60 Milliarden US-Dollar (rund 44 Milliarden Euro) eingesammelt. Rivale Boeing kam nur auf 93 Maschinen im Wert von gut 14 Milliarden Dollar. Quelle: PR
Shandong Airlines: 5 Milliarden US-DollarDie chinesische Fluggesellschaft hat 50 Boeing-Flugzeuge für einen Listenpreis von fast fünf Milliarden US-Dollar gekauft. Die Maschinen sollen zwischen 2016 und 2020 geliefert werden. Airline-Chef Ma Chongxian will die Flotte bis 2020 auf mehr als 140 Flugzeuge verdoppeln. China ist nach den USA der zweitgrößte Flugzeugmarkt der Welt. Nach Vorhersagen dürfte der rasant wachsende Luftverkehr im Reich der Mitte in den nächsten 20 Jahren einen Bedarf von 6000 Passagierflugzeugen mit einem Wert von 780 Milliarden US-Dollar haben. Heute fliegen mehr als 900 Airbus-Flugzeuge und mehr als 1000 Boeings in China. Quelle: dpa
Tiger Airways: 2,7 Milliarden EuroDie Fluggesellschaft Tiger Airways hat Airbus-Flugzeuge mit einem Listenpreis von rund 2,7 Milliarden Euro bestellt. Das Unternehmen aus Singapur wird voraussichtlich zwischen 2018 und 2015 nach eigenen Angaben vom Montag 37 Maschinen des Typs A320neo in Empfang nehmen. Im Gegenzug storniert Tiger eine bestehende Order von neun A320, die Teil einer größeren Bestellung aus dem Jahr 2007 sind. Tiger gehört zu 40 Prozent Singapore Airlines. Quelle: dpa/dpaweb
SpiceJet: 4,4 Milliarden DollarBoeing hat Airbus einen Großauftrag des indischen Billigfliegers vor der Nase weggeschnappt. SpiceJet orderte 42 Maschinen des Typs 737 Max mit einem Listenpreis von 4,4 Milliarden Dollar. Damit konnte sich Boeing auf einem der am schnellsten wachsenden Luftverkehrsmärkte behaupten. SpiceJet will mit den neuen, spritsparenden Maschinen die Kosten senken und attraktiver für Investoren werden. Die Auslieferung der Jets soll im Jahr 2018 starten. Der nach Marktanteil viertgrößten Fluggesellschaft in Indien machen die hohen Spritpreise und die schwache Landeswährung zu schaffen. Die derzeit Verluste einfliegende Gesellschaft ist seit längerem auf der Suche nach neuen Kapitalgebern. Quelle: REUTERS
Flydubai: 6,5 Milliarden EuroBoeing darf sich nach Rekordauslieferungen im vergangenen Jahr über weitere Arbeit freuen. Die aufstrebende arabische Billigfluglinie flydubai hat einen versprochenen Auftrag über 86 Mittelstrecken-Jets endgültig erteilt. Nach Listenpreisen liege der Auftragswert bei 8,8 Milliarden Dollar (6,5 Mrd Euro), erklärte Boeing. Für weitere 25 Maschinen besteht eine Kaufoption. Flydubai hatte auf der Luftfahrtmesse in Dubai im November seine Absicht bekundet, bis zu 111 Maschinen vom aktuellen Typ 737 und dem Nachfolger 737 MAX zu kaufen. Die gerade mal fünf Jahre junge Fluggesellschaft betreibt momentan eine Flotte von 34 Boeing-Jets. Quelle: AP
Air Canada: 6,5 Milliarden DollarDer US-Flugzeughersteller Boeing hat von Air Canada einen Milliardenauftrag erhalten und damit dem europäischen Erzrivalen Airbus eine schwere Niederlage zugefügt. Die kanadische Fluggesellschaft will von Boeing mindestens 61 Maschinen vom Typ 737 MAX kaufen. Der Auftrag hat ein Volumen laut Listenpreis von bis zu 6,5 Milliarden Dollar. Allerdings können Fluggesellschaften normalerweise einen Mengenrabatt aushandeln. So sicherte sich Air Canada auch die Option auf weitere 48 Flugzeuge der selben Baureihe. Damit umfasst das Geschäft bis zu 109 Maschinen vom Typ 737 MAX. Quelle: dpa
Japan Airlines: 9,5 Milliarden US-DollarDer Flugzeugbauer Airbus schafft mit einem Milliardenauftrag von Japan Airlines den Durchbruch auf dem japanischen Luftfahrtmarkt. Die Fluglinie wolle bei den Europäern 31 Exemplare des neuen Langstreckenjets A350 bestellen, wie Airbus-Chef Fabrice Brégier am Montag in Tokio ankündigte. Die Auslieferung soll im Jahr 2019 anlaufen. „Auf diesem Markt unseres Wettbewerbers den Durchbruch zu schaffen, war eines unserer wichtigsten Ziele“, sagte Brégier. Japan Airlines ist bislang wie Konkurrent All Nippon Airways (ANA) Großkunde des US-Flugzeugbauers Boeing und auf der Langstrecke ausschließlich mit Modellen der Amerikaner unterwegs. Zuletzt waren beide Fluglinien jedoch mit den Pannen bei Boeings „Dreamliner“ in die Negativschlagzeilen geraten. Quelle: REUTERS

Morgens um 5 Uhr am alten Bangkoker Flughafen Don Muang: Tausende Passagiere drängeln sich in der Enge vor den Schaltern. Von mondänem Reiseerlebnis ist hier keine Spur: Quälend langsam geht es voran, die wenigen Schalter sind dicht umlagert. Die Passagiere tragen es mit Fassung, bei den günstigen Preisen beschwert sich keiner. Asiens größter Billigflieger Air Asia fliegt für 100 Euro nach Rangun, für 120 nach Hanoi, für 170 Euro nach Macau.

Jetzt bekommt der Platzhirsch Konkurrenz: Indonesiens Lion Air prescht mit dem Megaauftrag bei Airbus in die erste Liga der Fluggesellschaften vor, zumindest nach Flottenumfang. 234 Airbus der A320-Familie orderten die Indonesier - der größte Einzelauftrag in der Airbus-Geschichte. „Sie wollen es mit der indonesischen Staatslinie Garuda und Air Asia aufnehmen“, sagt Siva Govindasamy von Flightglobal, einem Medienportal für die Luftfahrtindustrie in Singapur.

Die größten Fluggesellschaften der Welt

Die Asiaten füttern eine schier unersättlichen Nachfrage. „Der Wandel in der Luftfahrt Asiens ist einmalig in der Geschichte“, schreibt das Analyse-Institut Capa in Sydney, spezialisiert auf die Luftfahrt der Asien- und Pazifikregion. „Viele Einwohner der dicht besiedelten Region haben die wirtschaftliche Schwelle überschritten, die ihnen genügend Geld zum Fliegen gibt, die Regierungen bauen Handelshemmnisse ab und die freien Märkte beleben das Geschäft. Die Expansion hat gerade erst begonnen.“ 2,5 Milliarden Menschen dürften bis 2020 zur Mittelklasse zählen, schreibt Capa.

Von einem Markt wie Indonesien träumt jede Airline. „Das Land ist riesig - da gibt es eine Menge Regionen, die untereinander verbunden werden müssen“, sagt Govindasamy. Der Inselstaat misst von Ost nach West mehr als 5000 Kilometer. Die Zahl der Passagier stieg 2012 um 20 Prozent, nach 18 und 17 Prozent in den Jahren davor. Sie hat sich seit 2008 nach Angaben von Capa verdoppelt. 72,5 Millionen Passagiere zählten die Fluggesellschaften, damit sei Indonesien mit seinen 240 Millionen Einwohnern schon der fünftgrößte Inlandsmarkt der Welt, nach den USA, China, Japan und Brasilien, schreibt Capa. „Auch 2013 ist mit einer zweistelligen Wachstumsrate zu rechnen.“

Die größten Flughäfen der Welt
Hongkong International Airport Chek Lap Kok (HKG) Quelle: REUTERS
Frankfurt Rhein-Main (FRA) Quelle: dpa
Airport Dallas/Fort Worth Quelle: AP
Paris-Charles-de-Gaulle Quelle: dpa
Los Angeles International Airport (LAX) Quelle: AP
Airport Tokio-Haneda (HND) Quelle: dpa
Airport Chicago O'Hare (ORD) Quelle: AP

Gerade die Billigflieger dürften profitieren, meint Paul Sheridan, Analyst beim Luftverkehrsberater Ascend in Hongkong. „Sie werden den Markt anheizen. Der Wettkampf läuft über den Preis: Wer am billigsten ist gewinnt.“ Sheridan sieht auf Jahre hinaus kein Ende des Booms. China ist ein riesiger und wachsender Markt, aber auch Südostasien kommt: „Die Asean-Länder verhandeln über Open Sky, das wird das Geschäft so wie in Europa deutlich anheizen.“ 600 Millionen Menschen leben in den zehn Ländern der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean. In Indonesien gibt es erst 1,3 Flugzeuge pro Million Einwohner. Zum Vergleich: in Deutschland sind es 8, in den USA 19,3.

Air Asia aus Malaysia war vor zehn Jahren einer der ersten Billiganbieter. Inzwischen tummeln sich einige Dutzend zwischen Indien und den Philippinen. Ihre Umsätze wachsen im zweistelligen Bereich, deutlich stärker als bei etablierten Linien. Air Asia beförderte 2012 knapp 34 Millionen Passagiere (plus 13 Prozent). Das Unternehmen legte 2012 beim Umsatz um elf Prozent zu, beim Nettogewinn 238 Prozent. Lion Air flog 29 Millionen Menschen, überwiegend auf heimischen Routen (plus 12,5 Prozent). Lion Air ist ein privates Unternehmen und veröffentlicht seine Ergebnisse nicht.

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