Buchmarkt Bertelsmann-Deal setzt neue Maßstäbe

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Stark im E-Book-Markt

Doch mit dem Ergebnis werden beide Seiten leben können. Denn für Bertelsmann heißt das vor allem, mit einem starken Partner in Märkten auf einen Schlag präsent zu sein, in denen die Gütersloher bislang eher unter ferner liefen rangierten. So ist Penguin etwa in Indien unangefochtener Marktführer im Buchgeschäft. Hinzu kommt, dass Penguin ähnlich wie Bertelsmann sehr aktiv ist beim Entwickeln neuer Geschäftsmodelle für das wachsende Geschäft mit E-Books.

Penguin erzielt 19 Prozent seines Umsatzes mit E-Büchern; bei Random House liegt der Umsatzanteil der digitalen Schmöker bereits bei fast 25 Prozent. Und die Penguin-Tochter Dorling Kindersley war der weltweit erste Publikumsbuchverlag, der sich im Januar beim Start der neuen iBook-Plattform mit dem Apple-Konzern verbündete.

Was die Zahl der prominenten Autoren betrifft – seien es lebende oder verstorbene, von denen die Verlage noch immer die Rechte halten -  dann entspricht die Verlagsehe von Penguin und Random House übertragen auf einen anderen Wirtschaftszweig ohnehin praktisch dem Zusammenschluss von Real Madrid und FC Barcelona. Richtig lecker ist beispielsweise auch, dass Dorling Kindersley die Bestseller-Bücher des englischen Starkochs Jamie Oliver im Programm hat – bei Gruner + Jahr erscheint praktischerweise seit dem vergangenen Jahr sechsmal im Jahr das Magazin „Jamie“.

Deutschland-Geschäft bleibt bei Bertelsmann

Außen vor bleiben bei dem Deal allerdings zwei Bereiche: Das Deutschland-Geschäft von Random House behält Bertelsmann komplett. Als ein Grund dafür mag gelten, dass der deutsche Buchmarkt unter anderem wegen der Buchpreisbindung anders tickt als fast alle anderen internationalen Märkte.

Zahlen und Organisation der Bertelsmann-Stiftung im Überblick (zum Vergrößern bitte Bild anklicken).

Ein wenig erstaunt die Ausnahme dennoch, schließlich ist Penguin etwa mit Dorling Kindersley, die neben Kochbüchern auch erfolgreich Reiseführer und  Kinderbücher („Lego“ und „Star Wars“) hierzulande seit Jahren sehr aktiv. Außen vor bleibt auch das Geschäft mit Bildungsmedien. Pearson behält die Marke Penguin für diese Sparte, Bertelsmann muss hier also weiter eigene Wege suchen.

Ehe sich der künftige Penguin Random House-Vorstandschef Markus Dohle allerdings neue Visitenkarten drucken lässt, werden sich jetzt erst einmal weltweit Heerscharen von Juristen über die Details des Deals beugen. Noch ist nicht einmal völlig klar, welche Behörden der jeweils betroffenen Märkte sich mit dem Zusammenschluss befassen werden. Klar ist: Es wird ein Fest für Kartellexperten.

In Gütersloh macht man dennoch auf Optimismus. Und das gilt auch für das Angebot, das praktisch in letzter Minute aus New York gen London flatterte: Der US-Konzern News Corp. des letzten lebenden Medienzaren Rupert Murdoch setzt mit einem eigenen Angebot offenbar noch zur Blutgrätsche an, obwohl das Aufgebot von Bertelsmann und Pearson bereits bestellt ist.

In Gütersloh scheint man sich seiner Sache allerdings sehr sicher zu sein: nach fünf Monaten Verhandlungen verzichteten beide Seiten auf eine Break-up-fee, also auf eine Strafgebühr für den Fall, dass der Deal doch nicht zustande kommt.

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