Was war nicht alles spekuliert worden im Vorfeld der Vergabe der Medienrechte der Bundesliga. Erst vor wenigen Tagen hieß es noch, Sky werde wohl leer ausgehen. Als Christian Seifert, der Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL) daher am Montagnachmittag die letzte noch verbliebene Neuigkeit verkündete, die noch nicht durchgesickert war – die über die Höhe der künftigen Erlöse – zeichnete sich schnell ab: Die Liga und die Vereine sind bei den Einnahmen aus den TV- und Medienrechten noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen.
Sky bekommt zwar deutlich weniger Spiele, bleibt aber Hauptzahlmeister der Liga. Dazn rückt dem Bezahlsender auf die Pelle und zeigt künftig mehr Spiele als zuvor. ARD und ZDF machen weiter mit „Sportschau“ und „Sportstudio“. Und Sat.1 kehrt nach fast 30 Jahren Abstinenz zurück in den Fußball-Zirkus, wenn auch nur mit neun Spielen pro Saison. Gänzlich leer gehen dagegen Amazon und die Deutsche Telekom aus.
Zwar werden die Einnahmen sinken. Statt in der Summe 4,64 Milliarden Euro, die es vor Ausbruch der Coronapandemie für die 36 Klubs der ersten und zweiten Liga in den vier Jahren bis Ende der kommenden Saison geben sollte, werden es nun 4,4 Milliarden Euro sein. Das ist immer noch sehr viel Geld. Zumal niemand garantieren kann, wie denn die Rahmenbedingungen für die Ligen aussehen werden, wenn der neue Vertrag im kommenden Sommer in Kraft treten wird.
Ist Corona bis dahin überstanden? Dürfen wieder Zuschauer in die Stadien? Finden die Spiele wieder statt – alles Dinge, die bis vor Kurzem noch selbstverständlich zu sein schienen. Und zugleich Dinge, die plötzlich eben nicht mehr selbstverständlich sind.
Nichts hat Seifert in der Pressekonferenz etwa dazu gesagt, welche Notfallmechanismen jetzt mit den Medienunternehmen vereinbart wurden für den Fall, dass Spiele, Spieltage, womöglich eine halbe Saison oder mehr ausfallen könnten in dem nicht völlig unwahrscheinlichen Fall, dass noch einmal ein Virus auftaucht und die Gesellschaft in Geiselhaft nimmt. Ab sofort kickt die Ungewissheit immer mit.
Damit kommen auch neue, alte Fragen auf die Liga zu, auf die Vereine vor allem, wie sie künftig mit dem Geld umgehen, das ihnen unter anderem durch die Medieneinnahmen zur Verfügung stehet. Wie vorsichtig werden sie in Zukunft handeln, wie vorausschauend mit den Risiken umgehen? Profiklubs flirten noch viel zu oft mit der Gefahr, zu viel Geld für teure Spieler auszugeben in der Hoffnung auf künftige Erträge. Bleiben die aus oder droht gar der Abstieg, gefährdet das selbst Traditionsvereine – der Fall Schalke 04, wo in den vergangenen Wochen aufgrund bedrohter TV-Einnahmen die Alarmlichter im Dauereinsatz waren, ist unvergessen.
Längst fordern Experten professionelle Strukturen ein – eine Organisation als Verein wie eben bei Schalke, die es nahezu unmöglich macht, Eigenkapital als Risikovorsorge aufzubauen, sollte tatsächlich so schnell wie möglich eingemottet werden.
Und auch ein anderer Vorschlag, die Frage nämlich, wie sich ein Notfallfonds der Ligen organisieren ließe, gehört jetzt dringender denn je auf die Tagesordnung. Seifert hat es sehr deutlich gesagt: der Sommer wird sehr hart für die Vereine und vor allem für die Fußball-Manager, die jetzt in Gespräche mit potenziellen Sponsoren gehen.
Niemand da draußen hat Geld zu verschenken, jetzt noch weniger als früher. Wie sich in der Lage sicherstellen lässt, dass im Notfall Mittel für strauchelnde Vereine bereitstehen, wie aber auch sichergestellt wird, dass hier niemand mit vollen Händen die Euros aus dem Fenster wirft in der Hoffnung, von den Übrigen dann schon irgendwie aufgefangen zu werden, das wird noch ein hartes Stück Arbeit für die Klubs und ihre Manager.
Das dabei auch die Frage nach der angemessenen Bezahlung der Spieler gestellt werden muss, sollte klar sein. Keinem Fan ist es zu erklären, warum ein Klub pleitegehen soll, weil ein hochbezahlter Kicker nicht bereit war, auf einen Teil seines fürstlichen Salärs zu verzichten. Insofern verschafft der neue Medienvertrag den Vereinen jetzt erst einmal eines: eine sehr ordentliche Basis für die kommenden Jahre. Und zugleich den Auftrag, die eigenen Hausaufgaben zügig anzugehen.
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