




RB Leipzig zählt nicht zu den Perlen des Profifußballs – und doch fesselt der Club die Aufmerksamkeit wie sonst allenfalls Serien-Meister Bayern München. RB konzentriert einen großen Teil von Hass, Ablehnung und Spott, die im Fußball ausgeschüttet werden, auf sich.
Auf Facebook folgen Zehntausende dem Aufruf „Nein zu RB“, gegnerische Fans verwehren RB-Getreuen mit Schlössern den Zugang zur Tribüne, in den Stadien wehen Anti-RB-Fahnen. Chefs anderer Vereine werden von ihren Anhängern bepöbelt, wenn sie ein Testspiel gegen die Leipziger in Erwägung ziehen. Und das alles, weil ein Konzern viel Geld in die Leipziger investiert.
Seit der österreichische Brausenmixer Red Bull 2009 begann, Millionen in einen damals unbekannten Fünftligisten zu pumpen, kulminiert im Beispiel RasenBallsport Leipzig alles, was Fans ablehnen: der Ausverkauf „ihres“ Fußballs, der Einzug kaltherziger Marketingstrategen, die komplette Kommerzialisierung des Kicks.
Der Einnahmenmix der Bundesliga
Mit Spielertransfers nahm die Bundesliga 171 Millionen Euro ein. Das klingt nach viel Geld, entspricht aber nur sieben Prozent der Gesamteinnahmen.
Quelle: DFL, Saison 2013/14
Etwas mehr Geld floss aus dem Verkauf von Fanartikeln: 187 Millionen Euro. 7,6 Prozent der Bundesliga-Einnahmen stammten 2013/14 aus Schals, Trikots, Toastern oder Wecker mit dem Aufdruck der jeweiligen Lieblingsmannschaft.
249 Millionen Euro der Einnahmen (10,2 Prozent) kamen aus "sonstigen" Quellen.
Den Spieltag lassen sich die Fans etwas kosten: Tickets, Bier und Würstchen bescheren der Bundesliga 19,7 Prozent ihrer Gesamteinnahmen. 483 Millionen Euro kamen in der Saison durch die Einnahmen der Spieltage 2013/14 zusammen.
Mit Werbeplätzen nahm die Bundesliga 640 Millionen Euro in der Saison 2013/14 ein. Das sind 26,2 Prozent der Gesamteinnahmen.
29,3 Prozent der Gesamteinnahmen der Saison 2013/14 kamen aus dem Verkauf der Medienrechte: 717 Millionen Euro.
Und, ja, die Nachahmungssorgen sind ob des Erfolges von RB Leipzig – der schnelle Aufstieg bis in die zweite Bundesliga – nicht von der Hand zu weisen. Die Frage ist nur: Ist dieser Nachahmungseffekt wirklich so schlimm, wie viele Fans befürchten?
Willi Lemke, Aufsichtsrat bei Werder Bremen, sagt: „Egal, ob es Mäzene oder Sponsoren sind – wenn es unsere Strukturen ermöglichen, Großinvestoren in den Sport zu bekommen, kann es nur förderlich sein, um einer Großmacht wie dem FC Bayern Paroli zu bieten.“ Auch die Unternehmen wollen gerne noch mehr investieren. Und der renommierte englische Sportwissenschaftler Stefan Szymanski sagt: „Ich befürworte die Freiheit von Kapitalisten, ein Vermögen durch die Investition in einen Fußballclub zu verlieren.“
Tatsächlich übersehen die wütenden Protestler, dass die Liga angesichts von 3,3 Milliarden Euro, die dieses Jahr aus Sponsoren- und Medieneinnahmen in den Sport fließen, ohne das große Geld schon nicht mehr auf dem aktuellen Niveau lebensfähig wäre. Sie ignorieren, dass die Vereine und ihre Dachorganisation Deutsche Fußball Liga (DFL) nicht anders können, als sich über kurz oder lang noch mehr Unternehmen und Mäzenen zu öffnen.
Statt zu protestieren und die Stadien zu verrammeln, müsste es bei den Fans mit Blick auf die bisher streng reglementierten Einstiegsmöglichkeiten von Investoren also lauten: „Ligalize it!“; löst die Beschränkungen auf. Denn dank potenter Geldgeber könnten auch kleinere Vereine konkurrenzfähiger werden – und die Liga im internationalen Wettbewerb profitieren.