
Ergün Yildiz hat Burger King noch nicht einmal endgültig verlassen, da hat er schon den nächsten Imbiss in die Krise gestürzt. Einer der beliebtesten Döner-Läden in der Fußgängerzone von Stade bei Hamburg musste schließen, weil Yildiz das Nebenhaus abreißen ließ. Er will dort ein neues Geschäftshaus errichten. Doch nachdem die Bagger fertig waren, drohte auch das Nachbarhaus einzustürzen. Wer für den Schaden aufkommt, ist strittig. Klar ist nur, dass der Döner-Imbiss zumindest bis Februar geschlossen bleibt.
Die 89 Burger-King-Filialen, für deren Schließung Yildiz durch wiederholte Skandale gesorgt hatte, sollen dagegen schnellstmöglich wieder aufmachen. „Wir hoffen, dass die Restaurants schon in dieser Woche wieder öffnen“, heißt es aus dem Unternehmen. Dazu müsste Burger King dem Insolvenzverwalter Marc Odebrecht von der Kölner Wirtschaftskanzlei Görg eine vorübergehende Lizenz erteilen.
Gelingt der Deal, stehen die Chancen gut, bis Mitte Februar – wenn das vorläufige Insolvenzverfahren endet – eine dauerhafte Lösung über den Einstieg eines neuen Investors zu finden. Dreh- und Angelpunkt bleibt dabei das Verhalten der Burger-King-Zentrale. Da die Läden nur unter Lizenz der Amerikaner weitermachen können, verfügt der Konzern de facto über ein Vetorecht bei der Investorensuche. „Ein klassisches Bieterverfahren scheidet damit aus“, heißt es im Umfeld des Verwalters.
Chronologie - Der Streit bei Burger King
Die Fast-Food-Kette kündigt ihrem Franchisenehmer Yi-Ko fristlos und begründet den Schritt unter anderem mit Vertragsverstößen. Die 3000 betroffenen Beschäftigten bangen um ihre Jobs. Die Yi-Ko Holding betreibt über ihre Tochter "Burger King GmbH" 89 der Fast-Food-Restaurants in Deutschland.
Burger King beliefert die Filialen von Yi-Ko nicht mehr mit Waren und lässt dem Franchiser die Nutzung von Marke und Firmenlogo verbieten. Damit stehen die Schnellrestaurants vor der Schließung.
Die ersten gekündigten Filialen müssen dichtmachen.
Yi-Ko muss auch die restlichen Filialen gezwungenermaßen schließen.
Nach einem Gesellschafterwechsel hofft der Franchiser auf Bewegung im Streit mit Burger King. Nach dem Rückzug von Ergün Yildiz ist der Russe Alexander Kolobov Allein-Eigentümer von Yi-Ko.
Yi-Ko unterbreitet in dem Streit einen Lösungsvorschlag und will auch Forderungen von Arbeitnehmervertretern erfüllen. Burger King will die Vorschläge prüfen.
Burger King und der Franchiser verhandeln weiter über eine Lösung für die 89 geschlossenen Filialen.
In dem Streit zeichnet sich eine mögliche Lösung ab. Eine vor dem Landgericht München geplante Verhandlung über den Streit um die Marken-Nutzung wird aber abgesagt.
Burger King gibt bekannt, dass Verhandlungen mit Yi-Ko gescheitert sind. Am Nachmittag wird für die Betreibergesellschaft und Yi-Ko-Tochter "Burger King GmbH" Insolvenzantrag beim Amtsgericht Stade gestellt.
Burger King hat ein massives Interesse, das Überleben der Filialen zu sichern, zumal das bisher größte Hindernis für eine Weiterführung durch die Pleite aus dem Weg geräumt wurde: Skandal-Franchisenehmer Yildiz und sein Partner Alexander Kolobov sind endgültig entmachtet.
Das Duo hatte im Mai 2013 über die Gesellschaft Yi-Ko ursprünglich 91 Filialen mit rund 3000 Beschäftigten von Burger King Deutschland übernommen. Kurz darauf folgten Berichte über katastrophale soziale und hygienische Bedingungen. Ein Skandal begann, der Kunden vergrault und auf die Bilanzen von Burger King durchschlägt.
Deutschland ist für Burger King wichtig
Deutschland ist für Burger King der größte Markt außerhalb der USA. Noch im Vorjahr wurden hierzulande mehr als zehn Prozent der weltweiten Umsätze erzielt. 98,1 Millionen Dollar spülte der Verkauf von Whoppern und Softdrinks allein im ersten Quartal 2013 in die Kassen. Ein Jahr später liegt der Anteil des Deutschlandgeschäfts nur noch im einstelligen Bereich und wird nicht separat ausgewiesen.
So funktioniert das Franchise-System
Beim Franchisesystem läuft das Geschäft über rechtlich selbstständige Unternehmer. Diese Franchisenehmer dürfen gegen Gebühr das Geschäftskonzept eines Franchisegebers nutzen, bestimmte Markennamen verwenden, Produkte herstellen und vertreiben. Der Franchisegeber erspart sich so den Aufbau eines eigenen Vertriebsnetzes.
Quelle:dpa
Die Idee des Franchising (englisch für: „eine Konzession geben“) stammt aus den USA. Der Franchisegeber unterstützt seine Partner auch beim Aufbau und der Führung des Betriebs. Anders als beim Filialsystem tragen beim Franchising die jeweiligen Unternehmer vor Ort das unternehmerische Risiko.
Nach Angaben des Deutschen Franchise-Verbandes gab es 2013 bundesweit 76.500 Franchisenehmer mit insgesamt 525.000 Beschäftigten. Die bekanntesten Beispiele finden sich in der Gastronomie wie McDonald's oder Burger King.
Im Geschäftsbericht vermerkten die Amerikaner nur knapp, dass die „Schwäche in Deutschland“ die guten Ergebnisse in Europa aufhebe. Kein Wunder: Nach den Berichten über die Yi-Ko-Läden wurden andere Filialen in Sippenhaft genommen. Bei vielen brachen die Umsätze um ein Drittel ein. „Die 160 weiteren Franchisenehmer erleiden derzeit durch die Umsatzeinbußen zum Teil Existenzängste“, sagt Torben Leif Brodersen, Geschäftsführer des Deutschen Franchiseverbandes. Mit Anwälten wurden mögliche Schadensersatzklagen gegen die Zentrale erörtert.
An der Kündigung der Verträge mit Yi-Ko führte daher kein Weg vorbei. Doch zumindest Yildiz’ Partner Kolobov hoffte, sein Investment zu retten. Etwa 100 Millionen Euro hatte der Kauf gekostet. Mit mehr als 100 Restaurants in Russland ist Kolobov zudem auch international ein wichtiger Partner von Burger King. Also übernahm der Whopper-Oligarch zuletzt die Anteile von Yildiz und hoffte so, Burger King zur Rücknahme der Kündigung zu bewegen.
Doch die Zentrale setzt auf einen Neuanfang. Selbst dabei schien die Insolvenz vermeidbar: Noch vergangenen Montag verkündete Yi-Ko-Anwalt Dominik Ziegenhahn, man stünde „kurz vor einem guten Ende“. Tatsächlich schien ein Retter gefunden: Der Unternehmer Felix Happel hatte Interesse an einem Einstieg signalisiert. Aufgrund der eingeschränkten Informationslage seien die Gespräche aber ohne Ergebnis beendet worden, heißt es bei Burger King.
„Wir schätzen Felix Happel als einen verlässlichen Unternehmer und Investor. Mit seiner langfristigen unternehmerischen Perspektive hätte er sehr gut zu der Burger King Familie gepasst“, so Andres Bork, Deutschlandchef von Burger King.