Chaos der E-Tretroller Paris wird strenger mit den E-Scootern – Deutsche fordern ähnliches

E-Tretroller: Paris wird strenger mit den E-Scootern – Deutsche fordern ähnliches Quelle: dpa

In Paris sind E-Tretroller schon etwas länger unterwegs – und wecken viel Unmut. Nun verbannt Paris die rund 15.000 E-Scooter komplett vom Bürgersteig. Auch in Deutschland sollen die Regeln strenger werden.

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Die Pariser sind unzufrieden mit dem E-Scooter-Boom. Und das nicht erst seit gestern. Die französische Hauptstadt hat schon vor etwas längerer Zeit die Nutzung von Elektro-Tretrollern in den Straßen von Paris genehmigt. Innerhalb kürzester Zeit hatten sich Anbieter der elektrischen Tretroller in der Stadt ausgebreitet. Neun Unternehmen bieten heute einen Verleihservice für E-Tretroller in Paris an. Quasi explosionsartig schnellten die Zahlen der E-Tretroller in die Höhe. Mittlerweile sind Schätzungen zufolge 15.000 E-Scooter zwischen der Avenue des Champs-Élysées und Boulevard de la Chapelle unterwegs. Sehr zum Unmut vieler Pariser.

Nun hat die Stadtverwaltung neue Regeln zur E-Scooter-Nutzung aufgestellt, um die Situation insbesondere für Fußgänger zu verbessern. In einer Mitteilung vom 31. Juli heißt es, Paris wolle so „eine Quelle der Unsicherheit für Fußgänger, insbesondere ältere Menschen und Kinder“, ausmerzen. Das „oft anarchische Parken“ der Elektro-Tretroller störe vor allem die Bewegung von Eltern mit Kinderwagen und Menschen mit Behinderungen. Deshalb sollen die E-Scooter in Paris zukünftig nur noch in dafür vorgesehenen Parkzonen abgestellt werden dürfen. In den kommenden Wochen will die Stadt Paris entsprechende Zonen einrichten, die durch eine Markierung am Boden abgegrenzt werden. Bis Ende 2019 sollen rund 2500 solcher Plätze zur Verfügung stehen.

Darüber hinaus soll die Missachtung der geltenden Verkehrsregeln für Elektro-Tretroller schärfer bestraft und geahndet werden. Wer mit einem E-Scooter auf Pariser Bürgersteigen unterwegs ist, muss mit einem Strafzettel über 135 Euro rechnen. Werden Roller so geparkt, dass sie den Fußgängerverkehr behindern, kostet das 35 Euro Strafe. Zuständig für die Kontrollen ist die Pariser Stadtpolizei. Die hatte laut Stadtverwaltung ihre Kontrollen in den vergangenen Wochen bereits intensiviert.

Im Zuge der neuen Regeln ruft die Pariser Stadtverwaltung die Unternehmen auf, ihre Kunden besser über die herrschenden Regeln und Nutzungsbedingungen zu informieren – und wendet sich selbst noch einmal an die E-Tretroller-Nutzer: „Egal, ob wir Fahrer, Radfahrer, Fußgänger, Rollerfahrer sind, auf der Straße müssen sich alle an die anderen anpassen. Gegenseitiger Respekt und Lebensregeln sind zu beachten.“ Gefolgt von dem wichtigen Hinweis: In Paris gelten für Elektroroller die gleichen Regeln wie für die meisten Radfahrer. „Wir rollen nicht auf den Bürgersteigen. Wir halten uns an die Straßenregeln (vor allem an die rote Ampel). Es wird empfohlen, einen Helm zu tragen. Sie steigen nicht zu zweit auf einen Roller.“

Schärfere E-Scooter-Regeln in Deutschland gefordert

Ähnlich wie in Paris, wünschen sich viele auch in der Bundesrepublik ein härteres Durchgreifen. Der auch der Deutsche Städtetag will vor allem die Verleiher von E-Tretrollern stärker in die Pflicht nehmen. „Es gibt viele Menschen, die die Fahrzeuge gerne nutzen, aber viele betrachten sie eher als Spielzeug denn als Verkehrsmittel“, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Wir brauchen klarere Spielregeln, die verbindlich sein müssen. Die Anbieter müssen ihre Kundschaft besser über die regelkonforme Nutzung aufklären. Und sie müssen sicherstellen, dass die Fahrzeuge nicht überall herumstehen und dabei zum Teil andere beeinträchtigen oder behindern.“

Grünen-Politiker Cem Özdemir wirft Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) Tatenlosigkeit beim Thema E-Tretroller vor. „Scheuer hat sie zugelassen und fühlt sich für alle weiteren Probleme nicht mehr zuständig. Dabei müssten die Nutzungsbedingungen geklärt werden“, sagte der Chef des Bundestags-Verkehrsausschusses dem RND. Nötig seien „definierte Abstellbereiche, damit die Teile nicht mehr im Weg liegen“: „Wien sollte als Vorbild dienen, wie Vereinbarungen mit Verleihern aussehen können, die von Abstellplätzen über eine zahlenmäßige Begrenzung bis zur Einhaltung von Verkehrsregeln alles in den Blick nimmt.“

SPD-Fraktionsvize Sören Bartol sagte, es müsse mehr gegen die missbräuchliche Nutzung von E-Tretrollern getan werden. „Die geht zu Lasten schwächerer Verkehrsteilnehmer, die besonderen Schutz verdienen.“ Nötig seien mehr Kontrollen durch die Ordnungsämter und die Polizei.

Auch der Städtetag hält zusätzliche Kontrollen durch die Polizei für erforderlich: „Verstöße gegen Verkehrsregeln, also etwa Fahren auf dem Gehweg oder gar alkoholisiertes Fahren, darf es mit diesen Rollern genauso wenig geben wie mit Fahrrädern“, wird Hauptgeschäftsführer Dedy zitiert.

Unter anderem wegen der wachsenden Unzufriedenheit gibt es selbst Großstädte in Deutschland, wie Essen, Leipzig oder Stuttgart, in denen die Tretroller noch nicht ausleihbar sind. So manche Stadt konnte sich noch nicht dazu durchringen, die ausleihbaren E-Scooter zügig auf ihre Straßen zu lassen. Drei der zehn größten deutschen Städte sind E-Scooter-Verleiher noch nicht aktiv.

Mit Material von dpa

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