Chaos im Flugverkehr Deutsche erhalten Rekordentschädigungen für Reisepannen

Seite 2/2

Chaos an den Flughäfen durch überlastete Sicherheitskontrollen

Kaum weniger überlastet als die Flugbetriebe waren stellenweise die Flughäfen. Probleme gab es vor allem an den Sicherheitskontrollen. Die zuständigen Kontrollfirmen hatten schlicht zu wenig Kapazitäten. Dazu gab es wegen des Verkehrswachstums und neuer Gepäckregeln mehr Handkoffer als früher. Also dauerten die Checks länger als erwartet. Die Passagiere mussten an vielen Tagen deutlich länger als eine Stunde Schlange stehen und verpassten reihenweise ihre Flüge.

Auch nach den Kontrollen lief es oft zäh, weil nicht immer genug Leute bereitstanden, um rechtzeitig Treppen und Gepäckfahrzeuge zu den Flugzeugen zu bringen oder nach der Landung die Koffer auf die Bänder zu legen.

Als ob das nicht reichte, wurde es auch in der Luft eng. Weil Lotsen fehlten – oder streikten, dauerten die Flüge deutlich länger als geplant und landeten immer öfter so spät, dass eine Rekordzahl von Maschinen entweder nach Beginn der Sperrstunde aufsetzen musste oder gar zu anderen Flughäfen umgeleitet wurden.

Flug verspätet? – Mit diesen Tipps bekommen Sie ihr Geld zurück

Immerhin eine Sache macht Mut: Die größten Schwierigkeiten scheinen überwunden zu sein. Obwohl das Durcheinander in München die Statistik für den Juli nochmal ein wenig verdorben hat, ist die Zahl der Verspätungen und Absagen in diesem Monat nicht mal halb so hoch wie im Mai und Juni.

Bei Eurowings sank die Quote der Pannenverbindungen von fast vier Prozent auf weniger als zwei Prozent aller Flüge. Und die Zahl soll sich bis zum Herbst möglichst nahe an die Vorjahresquote von gut einem Prozent annähern. Grund ist vor allem, dass viele Fluglinien – allen voran der Lufthansa-Konzern – nun besser auf viele der Betriebsprobleme vorbereitet sind. „Wir haben unsere Flugpläne angepasst und halten Reserven vor bei Flugzeugen und der Besatzung“, verspricht Lufthansa-Finanzchef Svensson.

Doch trotz besserer Aussichten: Für eine gründliche Entwarnung ist es noch zu früh, glaubt Fraport-Chef Stefan Schulte. „Im Jahr 2019 dürfte es besser aussehen, aber noch nicht alles wird top sein“, prognostizierte der Manager im Interview mit WirtschaftsWoche Online. Zwar wissen die Fluglinien für das nächste Jahr nun genauer, wie viele Flugzeuge und welches Personal sie haben. Doch ein paar Überraschungen wird es auch hier geben, etwa weil Flugzeuge ausfallen oder, wie gerade bei Ryanair, die Belegschaft streiken könnte.

Dazu bleiben einige der grundlegenden Probleme der Branche wie die Überlastung an den Flughäfen und im Luftraum. Zwar laufen derzeit die Sicherheitskontrollen an allen Flughäfen einigermaßen normal. Doch das rührt vor allem daher, dass an den größeren Flughäfen reichlich Mitarbeiter aus anderen Teilen des Airports an der Kontrolle mithelfen. „Das kann kein Dauerzustand sein“, mahnt Flughafen-Chef Schulte.

Ebenso eng könnte es am Himmel bleiben. „Die Probleme können sich im kommenden Jahr sogar noch verstärken“, schätzt Matthias Maas, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Flugsicherung. Hauptgrund ist der Mangel an Fluglotsen. Und der wird zunehmen. So schätzt die europäische Luftraumüberwachung Eurocontrol, dass allein durch das wachsende Gedränge am Himmel die Zahl der Flüge mit bis zu zwei Stunden Verspätung auf das Siebenfache ansteigen könnte.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%