Chinesischer Käufer Verkauf von Flughafen Hahn droht zu platzen

Der Käufer des Flughafens Hahn ist mit einer ersten Zahlung in Verzug. Der Landtag sollte dem Deal in wenigen Wochen zustimmen – jetzt ist alles gestoppt.

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Die größten Flughäfen der Welt
Suvarnabhumi International Airport Quelle: dpa
Incheon - Seoul Quelle: dpa
Denver Quelle: REUTERS
Singapur Quelle: dpa
JFK Airport in New York Quelle: REUTERS
südchinesische Airport Guangzhou Quelle: dpa
Istanbul Airport Quelle: REUTERS

Der Verkauf des verlustträchtigen Flughafens Frankfurt Hahn an einen chinesischen Baukonzern steht wegen unbezahlter Rechnungen vor dem Aus. Der vor einem Monat auserkorene neue Besitzer Shanghai Yiqian Trading (SYT) habe bislang nicht wie vereinbart den Kaufpreis gezahlt, sagte der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Roger Lewentz (SPD) am Mittwoch in Mainz. Eine entsprechende Frist sei verstrichen. Laut Käufer habe sich die Überweisung wegen einer fehlenden Genehmigung aus China verzögert. Rheinland-Pfalz habe sich nun an chinesische Behörden gewandt und prüfe rechtliche Schritte. "Wir werden den eingeleiteten Privatisierungsprozess von Hahn weiter führen - notfalls mit einem anderen Käufer", sagte der Minister.

Damit liegt der Deal vorerst auf Eis. Für den Airport-Anteil von 82,5 Prozent wollte die Regierung in Mainz eigentlich 13 Millionen Euro von den Chinesen kassieren. SYT hatte zuvor in der Auswahlphase zwei andere Bieter aus China ausgestochen. Nach dem Zuschlag präsentierte sich SYT auf einer großen Pressekonferenz als führendes chinesisches Bauunternehmen und hatte angekündigt, den Airport mit 320 Mitarbeitern im strukturschwachen Hunsrück zum Drehkreuz für Passagiere aus China und für Luftfracht ausbauen.

Doch hinter den Plänen tauchten schnell Fragezeichen auf, da die Firma selbst in China unbekannt war. Nach einem Bericht des SWR war zudem der vermeintliche SYT-Geldgeber Shanghai Guo Qing Investment Company an seiner Firmenadresse in Shanghai nicht auffindbar. Hingegen befand sich dort ein Reifenhändler.

Ganz aufgeben will Lewentz die Hoffnung auf den Investor dennoch nicht. "Wir befinden uns noch in einer vertraglichen Beziehung und der Käufer hat zugesichert, vertragstreu zu sein." Auch der zweite Anteilseigener Hessen übt sich in Geduld. "Wir warten derzeit auf eine letzte Rückmeldungen der chinesischen Seite", sagte eine Sprecher von Finanzminister Thomas Schäfer (CDU). Das Land hält 17,5 Prozent der Airport-Anteile.

Viele Flops bei Flughafen-Käufen

Hahn ist einer der ehemaligen US-Militärflughäfen in Deutschland, die kein tragfähiges Geschäftsmodell gefunden haben. Rheinland-Pfalz musste wiederholt Geld nachschießen. Im vergangenen machte der Flughafen 17 Millionen Euro Verlust. Eines des größten Probleme von Hahn ist, dass Hauptnutzer Ryanair seit Jahren sein Angebot dort schrumpft und seine Flugzeuge lieber an großen Flughäfen wie Köln einsetzt. Voriges Jahre zählte Hahn nur noch 2,7 Millionen Passagiere nach knapp vier Millionen vor zehn Jahren. Im zweiten Geschäftsfeld Luftfracht hat sich Hahn einen festen Platz in der Branche erarbeitet und rangiert in Deutschland an fünfter Stelle. Allerdings kämpfen Cargo-Airlines derzeit weltweit wegen Überkapazitäten mit fallenden Preisen.

In der Flughafenbranche ist nach einigen prominenten Fehlschlägen die Vorsicht vor chinesischen Investoren groß. 2014 etwa hatte ein Finanzier aus dem Reich der Mitte den insolventen Flughafen Lübeck gekauft und wollte dort den Medizintourismus ausbauen. Die Pläne floppten, ein Jahr später war der Airport erneut Pleite. In den Schlagzeilen war auch die Übernahme des Flughafens Parchim in Mecklenburg-Vorpommern 2007 durch einen ansonsten unbekannten chinesischen Geschäftsmann. Der angekündigte Ausbau des alten Militärflughafens in ein Fracht- und Passagierdrehkreuz geht bis heute nur sehr langsam voran.

Um nichts dem Zufall zu überlassen, hatten die Käufer und Verkäufer bei dem Hahn-Deal nach eigenen Angaben extra die Wirtschaftsprüfer von KPMG zu Rate gezogen. Die Geschäftspläne des neuen Besitzers waren von den eigenen Fachleuten, Rheinland-Pfalz und der Europäischen Kommission geprüft worden, hatte KPMG-Anwalt Carsten Jennert vor vier Wochen gesagt. "Damit wollen wir sicherstellen, dass wir Szenarien wie in Lübeck oder Parchim vermeiden können."

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