CO2-Kompensation So erleichtern Airlines das Klima-Gewissen

Seite 2/2

Eine Airline organisiert die Umweltschutzprojekte gleich selbst

KLM-AirFrance kompensiert mit eigenem Programm

Bei KLM-AirFrance wird ähnlich verfahren. Auch bei der französisch-niederländischen Airline können Kunden direkt bei der Buchung – parallel zur Sitzplatz und Gepäckwahl – vom Kompensationsservice mit dem Namen CO2ZERO Gebrauch machen, den die Fluggesellschaft bereits 2008 gründete. Die Prüfung und Berechnung der Kohlendioxidemissionen übernimmt für KLM-AirFrance die Nachhaltigkeitsabteilung Wirtschaftsprüfungsunternehmens KPMG. Die Kompensation organisiert KLM-AirFrance selbst über das CO2ZERO-Programm, beruft sich dabei aber auf den „Gold Standard“ – den höchsten Qualitätsstandard bei Kompensationsprojekten, der unter der Federführung des WWF und unter Mitwirkung des Bundesumweltministeriums entwickelt wurde. Laut KLM-AirFrance werden nachhaltige Umweltschutzprojekte in Ghana, Mali, Uganda und Kenia gefördert.

Easyjet verzichtet auf ein Kompensations-Programm für Kunden

Bei der britischen Billig-Fluggesellschaft gibt es aktuell keinerlei Informationen über eine CO2-Kompensation. „Easjet bietet keine CO2-Kompensation für Einzelkunden an, da unsere Flüge durch das Emissionshandelssystem der Europäischen Union abgedeckt sind, das in ähnlicher Weise für unsere gesamten Kunden funktioniert“, sagte eine Airlinesprecherin gegenüber der WirtschaftsWoche.

British Airways bittet Kunden um Spende für die Umwelt

Bei der britischen Fluggesellschaft British Airways können Passagiere während des Buchungsprozesses an einer „Klimaschutzaktion“ teilnehmen. Die Spende geht an die britische NGO „Pure - The Clean Planet Trust“, die sich - vergleichbar mit Atmosfair oder Myclimate - auf gemeinnützige Dienstleistungen zur Kompensation von Kohlendioxidemissionen spezialisiert hat. British Airways berechnet allerdings nicht den ökologischen Fußabdruck des Flugs und bemisst daran die korrekte Spendensumme, sondern überlässt die Entscheidung über diese dem Kunden. Während des Buchungsprozesses bekommt der zukünftige British-Airways-Passagier die Optionen 4, 6 oder 10 Euro, oder einen freigewählten Betrag als CO2-Kompensation zu zahlen.

Tui kompensiert in Nordeuropa anders

TUI fly Deutschland bietet seinen Kunden aktuell keine freiwillige, individuelle CO2-Kompensation auf der eigenen Webseite an. „Den Kunden steht es frei, dafür entsprechende Angebote – wie zum Beispiel Atmosfair – zu nutzen“, sagt Tui-Pressesprecher Christian Rapp auf Anfrage. „Da bei TUI fly 80 Prozent der angebotenen Flüge nicht von den Kunden selbst, sondern über Veranstalter wie TUI Deutschland gebucht werden, halten wir diesen Weg für die bessere Lösung.“

Für den skandinavischen Ableger des Reisekonzerns Tui gelten zukünftig strengere Kriterien als hierzulande: Finnen, Norweger, Schweden und Dänen sollen laut Tui nämlich ab 1. Mai automatisch klimaneutral reisen. Für Flug- und Hotelbuchungen aus diesen Ländern wird bei Tui automatisch eine Kompensation fällig.

Delta Airlines ermöglicht Kunden konkrete Spenden

Bei der US-Airline Delta können die Passagiere – ähnlich wie bei der Lufthansa – über ein Formular auf der Airline-Website ihre CO2-Flugbilanz berechnen und anschließend eine Spende zur Kompensation entrichten. Gänzlich losgelöst von der Buchung des Tickets. Also auch hier ist komplette Eigeninitiative der Kunden gefragt. Delta weißt während der Buchung nicht einmal auf die Option hin. Delta kooperiert hier mit der US-Organisation The Nature Conservancy, die in erster Linie in Aufforstung investieren. Wer seine Spende entrichtet, kann gezielt das Projekt wählen, in welches das Geld fließen soll. Zur Wahl stehen hier drei Projekte im US-Bundesstaat Virginia, in Chile und Brasilien. Die Mindest-Spende liegt bei 15 US-Dollar.

Kompensation unabhängig von den Fluggesellschaften

Grundsätzlich ist es natürlich immer möglich, unabhängig von der Fluggesellschaft eine CO2-Kompensation zu zahlen. So können Reisende etwa bei Atmosfair, Myclimate oder Arktik – alle von verschiedenen Testern mehrfach als „sehr gut“ befunden – ihre Flüge online direkt kompensieren, losgelöst von der Flugbuchung. Alle drei gelten als transparente Organisationen, die in sinnvolle Projekte investieren, wie beispielsweise Windräder, die Kohlekraftwerke ersetzen sollen, Solarkocher oder Biogasanlagen in Entwicklungsländern und andere ökologisch nachhaltige Projekte weltweit.

Allerdings sind auch die NGOs zur CO2-Kompensation nicht frei von Kritik. „Modernen Ablasshandel“ werfen kritische Stimmen Myclimate, Atmosfair und Co. gerne vor. Zudem stehen einzelne geförderte Projekte immer wieder in der Kritik. Mangelnde Nachhaltigkeit der Projekte sorge dafür, dass sie als echte CO2-Kompensation ungeeignet seien.

Wollen Flugreisende ganz ehrlich zu sich selbst sein, hilft gegen die Unmengen CO2 durch den Flugverkehr ohnehin aber nur eines: Am Boden bleiben. Das kommt allerdings für viele Deutsche nicht in Frage, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zu Jahresbeginn ergab. Demzufolge konnten sich zwar fast die Hälfte der Befragten (47) grundsätzlich vorstellen, persönlich auf Flugreisen aus Umweltschutzgründen zu verzichten, allerdings haben es gerade einmal 19 Prozent tatsächlich getan. Die Möglichkeit einer freiwilligen Öko-Abgabe zum Ausgleich der CO2-Belastung haben demnach 13 Prozent der Flugreisenden bei mindestens einem Flug im Jahr 2018 genutzt. Jeder Dritte erklärte, von dieser Möglichkeit nichts gewusst zu haben.

Eigene CO2-Bilanz analysieren

Wer sich für seinen eigenen ökologischen Fußbadruck interessiert, kann diesen fürs ganze Jahr mit dem CO2-Rechner des Umweltbundesamtes berechnen lassen. Dieser zeigt, wo man als Einzelner im Alltag Unmengen an Kohlendioxid produziert – und wo sich der Verbrauch auch fern der Flugreisen möglicherweise reduzieren ließe.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%