Comeback des Transrapids Max Bögl baut Magnetschwebebahn für den Güterverkehr

Im Güterverkehr gibt der Transrapid bald sein Comeback. Das bayerische Bauunternehmen Max Bögl bringt frische Wind in den Transport. Quelle: imago images

Das Bauunternehmen Max Bögl will seine Transrapid-Variante für den Personenverkehr nun auf den Güterverkehr ausweiten. Das verspricht ökologische und ökonomische Vorteile – konkurriert aber mit trägen Gewohnheiten. 

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Auch Max Bögl kann Hollywood - zumindest der Werbefilm für die neue Zugtechnik „Made in Germany“ steht einem Trailer für einen Blockbuster in nichts nach. In einem einminütigen Video präsentiert das Bauunternehmen aus Bayern auf seiner Webseite seine Magnetschwebebahn für die Metropolen dieser Welt. Der Zug fährt durch moderne Häuserschluchten, über robuste Betonbrücken und durch Schneegestöber. „Minimale Vibration“ und „minimaler Lärm“, verspricht der Sprecher in sonorem Englisch. Gut gelaunte Passagiere lachen. „Wir betreten ein neues Zeitalter des Personentransports“, verkündet das Unternehmen in dem Video. 

Was die Firma dort präsentiert, ist das „Transport System Bögl“, kurz: TSB. Mit ihm hat das Unternehmen den Transrapid wiederbelebt, hat nicht nur Fahrbahn konzipiert, sondern auch den Zug entwickelt. Im Gegensatz zu der in Deutschland gescheiterten Magnetbahn fährt das TSB mit einer Geschwindigkeit von bis zu 150 Kilometern pro Stunde, ist gemacht für den Nahverkehr und soll die klassische Straßenbahn ersetzen. Es ist ein Transportsystem, auf das Bögl stolz ist, dessen Nutzen auch Experten sehen. 

Ein Kassenschlager ist das TSB aber noch nicht – obwohl das zuständige Eisenbahn-Bundesamt bereits grünes Licht gegeben hat. Deutschland setzt traditionell auf die klassische Straßenbahn. Sie mit dem TSB zu ersetzen, würde bedeuten, sich von alten Schienen und Bahnen zu verabschieden und neue Strecken zu bauen. Vor einem solchen Bauvorhaben scheinen Städte in Deutschland bisher zurückzuschrecken. Bögl betreibt derzeit nur eine Demonstrationsstrecke in China. 

Für den nötigen Schwung soll nun eine Alternative sorgen - auch in Deutschland. Statt Menschen will Max Bögl künftig Container über Magnetschienen durch die Welt schicken. Die Ingenieure des Bauunternehmens haben den „TSB Cargo“ auf der Transportmesse, dem ITS World Congress, in Hamburg vorgestellt. Nur, finden sie diesmal einen Käufer? 

Über viele Jahre bestand die Welt von Max Bögl aus dem Bau von Straßen, Brücken und Tunneln. Dann fing das Unternehmen 2010 an, Windräder aufzustellen, hielt zwischenzeitlich den Rekord für die höchste Windkraftanlage. Einige Jahre später stieg das Familienunternehmen aus der Oberpfalz in das modulare Bauen von Wohnimmobilien ein. 2018 fasste man im bayrischen Sengenthal dann den ehrgeizigen Plan, eine Magnetbahn für den Nahverkehr zu entwickeln. Das Unternehmen übernahm damit eine technologische Führungsrolle, konkurrierte aber mit dem traditionellen Schienensystem. Das Unternehmen gilt finanziell als gesund, setzt pro Jahr mehr als zwei Milliarden Euro um - und gehört zu den innovativsten Baufirmen in Europa.

Die Demonstration des TSB Cargo fördert das Bundesverkehrsministerium mit sechs Millionen Euro. „Wir sind überzeugt davon, dass es für TSB Cargo einen Markt gibt“, sagt Bert Zamzow. Er war schon für die Entwicklung des TSB für den Personentransport verantwortlich, inzwischen ist er Geschäftsführer der Cargo Maglev Demonstrator GmbH, eine Projektgesellschaft von Max Bögl, die sich voll auf die Entwicklung des neuen Transportsystems für den Güterverkehr konzentriert. 

Das Versprechen, das er gibt: TSB Cargo transportiert Container vollautomatisiert und leise mit Geschwindigkeiten von bis zu 150 Kilometern pro Stunde sowie Taktfolgezeiten von 20 Sekunden. „Die Taktfolgezeiten entsprechen genau der Geschwindigkeit, mit der Kräne Container von großen Schiffen entladen können“, sagt Zamzow. „Damit können wir 180 Container pro Stunde transportieren.“

Normalerweise entladen Kräne die Container von Schiffen zunächst auf Lkw, die die Boxen dann in ein Blocklager transportieren. Erst von dort aus werden sie weiter transportiert. Das Unternehmen Max Bögl erhofft sich vor allem, den Lkw zu ersetzen, der sonst direkt im Hafen beladen wird. „Wir schaffen damit ein Angebot für den Nahbereich“, sagt Zamzow. Für einen Radius von gut 200 Kilometern um den Entladebereich sei das System bestens geeignet, sagt er. Das Umladen auf Lkw könnte dann außerhalb des Stadtgebietes erfolgen. Die Lkw verstopften dann nicht mehr die Zufahrtsstraßen zu den Häfen, die Lärmbelastung sinke, zudem ließe sich CO2 einsparen, so das Kalkül hinter dem TSB Cargo. 

„Wir konnten in Hamburg zeigen, dass unser System funktioniert“, sagt Zamzow. Doch noch fehlen dem Baukonzern ein paar Zulassungen durch das Eisenbahn-Bundesamt – und genau wie beim TSB für den Personenverkehr gibt es noch keine Aufträge. „Es wäre schön, wenn wir Unterstützung für eine Pilotstrecke bekommen könnten“, sagt Zamzow. Der Magnetschwebebahn-Chef setzt vor allem auf den Mut der Hafenbetreiber und Kommunen. Sollte es in Deutschland nicht klappen, will er ins Ausland gehen.

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„Wir glauben aber fest daran, dass sich solche Projekte auch in Deutschland schnell umsetzen lassen.“

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