Constantin Medien Eine Hauptversammlung, spannender als Kinofilme

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Burgener will den Aufsichtsrat neubesetzen

Fakt ist, dass Constantin Medien noch unter Burgener ein Darlehen aufgenommen und dafür seine Highlight-Aktien an Hellsteins Firma Stella Finanz verpfändet hatte. Die Firma verweigert jedoch die Rückabwicklung des Darlehens und damit die Freigabe der Sicherheit, also der Aktien. Für Hahn ist das ein echtes Problem, weil er einerseits auf ihm seiner Ansicht nach zustehende Dividendenzahlungen von 5,7 Millionen Franken wartet. Und weil andererseits damit ungeklärt ist, ob die Constantin Medien die Stimmrechte dieser Highlight-Aktien überhaupt nutzen kann, wenn etwa der Verkauf der Highlight-Tochter Constantin Film umgesetzt werden soll.

Der Fall ist derzeit vor Gerichten in München und im Schweizer Ort Glarus anhängig; beide Seiten können derzeit auf Entscheidungen zu ihren Gunsten verweisen, es steht im Rechtsstreit daher unentschieden zwischen den Kontrahenten. Und es wird noch verworrener: Die Burgener-Seite stellt grundsätzlich die Zuständigkeit des Münchner Gerichts in Frage.

Daher stellt sich Stella stur und rückt die Aktien nicht heraus. Eine Lösung ist daher nicht in Sicht und es erscheint immer weniger wahrscheinlich, dass vor der Hauptversammlung hier noch entscheidendes geschieht.

Burgener indes geht seinerseits gegen den Kontrahenten Hahn vor und will ihn aus dem Aufsichtsrat der Constantin Medien verbannen. Seine Begründung: Hahn sei zum Zeitpunkt seiner Berufung in das Gremium bereits zeichnungsberechtigtes Mitglied des Verwaltungsrats der Highlight Communications gewesen, und damit einer vollkonsolidierten Tochter der Constantin Medien. Ersetzen will er Hahn im Aufsichtsrat – wenig überraschend – mit eigenen Vertrauten.

Die erfolgreichsten Filme aller Zeiten

Doch Burgener will nicht nur Hahn aus dem Amt jagen. Auch auf Jan Weidner hat er es abgesehen. Weidner deshalb, weil dem Investmentbanker beim möglichen Verkauf von Constantin Film nach Einschätzung von Unternehmenskennern eine Schlüsselrolle zukommt. Weidner ist Manager bei der Investmentbank Houlihan Lokey in Frankfurt und soll bereits Ende vergangenen Jahres die Chancen für einen Verkauf der Constantin-Filmsparte im Markt sondiert haben.

Der Verkauf der Sparte könnte maßgeblich helfen, ein Finanzproblem der Constantin zu lösen: Denn ein Verkauf würde dem Unternehmen Schätzungen zufolge gut 200 Millionen Euro in die Kasse spülen. Geld, das Constantin Medien dabei helfen würde, einen bevorstehenden finanziellen Klimmzug zu bewältigen.  Denn im April 2018 wird eine 65 Millionen Euro schwere Schuldverschreibung fällig.

Constantin Medien hatte die Anleihe, die mit sieben Prozent verzinst ist, 2013 begeben - unter anderem auch, um eine ältere Anleihe zu refinanzieren, die zwei Jahre später, 2015, auslaufen sollte. Vergleichbare Aktivitäten sind zur erneuten Refinanzierung bislang nicht auszumachen.

Dass sich Burgener gegen den Umbau stemmt, begründen Insider vor allem mit dessen Sorge vor einem Machtverlust. Denn ohne das Filmgeschäft bliebe Highlight mit der Firma Team praktisch nur noch die Champions-League-Vermarktung. Burgener wäre praktisch König in einem Zwergstaat, der vor allem von Constantin Medien beherrscht würde.

Wie sich die Knoten bis zur Hauptversammlung entwirren lassen, ist völlig offen. Fest steht, dass das Aktionärstreffen spannender werden dürfte als mancher Kinostreifen.

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