Corona-Impfstoffe weltweit So läuft es bei Curevac, Sinopharm und Co.

Weltweit forschen Pharmafirmen mit Hochdruck an Impfstoffen und Medikamenten gegen das Coronavirus. Das ist der Stand der zugelassenen Impfstoffe und der wichtigsten in der Testphase befindlichen Impfstoff-Kandidaten.

In der Europäischen Union ist ein dritter Covid-19-Impfstoff zugelassen worden. Die Europäische Kommission erteilte dem Vakzin des Pharmakonzerns AstraZeneca am Freitag die Genehmigung für eine bedingte Marktzulassung für Erwachsene ab 18 Jahren. Zulassungen in der EU erhielten zuvor bereits die Impfstoffe der Partner Biontech und Pfizer sowie von Moderna. Weltweit forschen Pharmafirmen mit Hochdruck an Impfstoffen und Medikamenten gegen das neuartige Coronavirus. Nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO befinden sich gegenwärtig 63 Impfstoffprojekte in der klinischen Entwicklung, davon 16 in für die Zulassung entscheidenden Phase-3. Es folgt eine Auswahl der zugelassenen Impfstoffe und der wichtigsten in der Testphase befindlichen Impfstoff-Kandidaten: Quelle: dpa
Biontech/Pfizer: Großbritannien ließ den Impfstoff als weltweit erstes Land am 2. Dezember zu. Viele weitere Länder sind inzwischen gefolgt – darunter die USA, Kanada, Mexiko, die Schweiz, Saudi-Arabien und Singapur sowie die EU-Staaten. In der EU erhielt das Vakzin die bedingte Marktzulassung am 21. Dezember, sechs Tage später lief die Impfkampagne an. Studien zufolge hat der Impfstoff eine Wirksamkeit von 95 Prozent – das heißt, die Wahrscheinlichkeit an Covid-19 zu erkranken, ist mit Impfung um 95 Prozent geringer als ohne. Großangelegte Tests an mehreren Tausend Probanden hatten Ende Juli begonnen. Das Mittel mit der Bezeichnung BNT162b2 kommt unter dem Namen „Comirnaty“ auf den Markt. Der Impfstoff basiert auf einem neuen Ansatz, der sogenannten Boten-RNA (mRNA).Mehr zum Thema: Inzwischen helfen auch Pharmakonzerne wie Bayer, Sanofi und Novartis bei der Produktion. Bis die neuen Anlagen anlaufen, werden aber noch Monate vergehen Unsere Grafik zeigt, wer wo im Impfstoff-Rennen dabei ist. Quelle: REUTERS
Moderna: Als zweiter Impfstoffhersteller nach Biontech und Pfizer erhielt Moderna in den USA am 18. Dezember eine Notfallzulassung. Die EMA machte den Weg am 6. Januar für den Einsatz in der EU frei. Der US-Biotechkonzern hatte im November positive Ergebnisse aus seiner zulassungsrelevanten Studie veröffentlicht. Demnach zeigt der Impfstoff, der ebenfalls auf dem mRNA-Ansatz basiert, eine Wirksamkeit von gut 94 Prozent. Moderna hatte als erstes Unternehmen weltweit Mitte März eine klinische Studie der Phase I mit einem Corona-Impfstoff gestartet. Ende Juli begann die entscheidende Phase-III-Studie mit mehr als 30.000 Teilnehmern.Mehr zum Thema: Verpatzte Impfkampagne, analoge Ämter und stockende Hilfen – Berlin und Brüssel drohen an der „Jahrhundertaufgabe“ Corona zu scheitern. Die Infektionszahlen sinken. Aber die Lage spitzt sich zu. Quelle: AP
AstraZeneca: Der britisch-schwedische Pharmakonzern entwickelte den Impfstoff zusammen mit der Universität Oxford. Großbritannien ließ das Vakzin am 30. Dezember als weltweit erstes Land zu. Es folgten unter anderem Notfallgenehmigungen in Argentinien, der Dominikanischen Republik, El Salvador, Mexiko, Marokko, Indien, Südafrika und Chile. AstraZeneca hat bislang nur Ergebnisse der Phase-III-Studien im Vereinigten Königreich und Brasilien veröffentlicht. Danach zeigte der Impfstoff eine durchschnittliche Wirksamkeit von gut 70 Prozent. Das Vakzin beruht auf einer eher herkömmlichen Herstellungsweise und ist ein sogenannter Vektorimpfstoff, der auf Erkältungsviren von Affen basiert. Er kann bei normalen Kühlschrank-Temperaturen gelagert und transportiert werden, während das Biontech/Pfizer-Vakzin bei minus 70 Grad gelagert werden muss.Mehr zum Thema: Nie war die Pharmaindustrie so wertvoll wie heute, da alle Welt ihre Impfstoffe benötigt. Hersteller wie Astrazeneca hätten zu Helden der Pandemie werden können. Doch leider verspielen sie gerade ihre große Chance. Quelle: REUTERS
Johnson & Johnson: Der US-Pharmakonzern hatte seine Phase-III-Wirksamkeitsstudie Ende September gestartet und veröffentlichte am 29. Januar Ergebnisse. Anfang Februar will das Unternehmen in den USA eine Notfallgenehmigung beantragen. Laut J&J zeigte der Impfstoff in einer weltweiten Studie mit rund 44.000 Teilnehmern eine Wirksamkeit von 66 Prozent. Eine höhere Wirksamkeit von 72 Prozent zeigte das Vakzin in einer Untersuchung in den USA. Die unterschiedlicheren Studienergebnisses hängen offenbar auch mit den ansteckenderen Virus-Mutanten zusammen. In Südafrika, wo eine solche festgestellt wurde, zeigte der Impfstoff nur eine Wirksamkeit von 57 Prozent. Der Impfstoff soll den Vorteil bieten, dass von ihm nur eine Dosis verabreicht werden muss und nicht wie üblich zwei, zudem muss das Mittel nicht tiefgefroren gelagert werden.Mehr zum Thema: Biontech & Moderna sind die frühen Stars der Coronaimpfstoffproduktion. Doch schon bald kommen verbesserte Vakzine auf den Markt. Etwa von Johnson & Johnson. Quelle: REUTERS
Novavax: Das US-Biotechunternehmen veröffentlichte am 28. Januar erste Zwischenergebnisse aus der entscheidenden Phase-3-Studie mit seinem Impfstoff im Vereinigten Königreich. Demnach zeigte das Vakzin eine Wirksamkeit von gut 89 Prozent. Die Studie, an der 15.000 Menschen zwischen 18 und 84 Jahren teilnahmen, solle Grundlage für das Zulassungsverfahren in Großbritannien, der EU und anderen Staaten werden. Da es sich aber um Zwischenergebnisse handelt, wird es nach Angaben von Novavax noch zwei bis drei Monate dauern, bis Zulassungsanträge gestellt werden können. Quelle: dpa
Curevac: Der Tübinger Impfstoffentwickler hat im Juni mit der klinischen Erprobung seines Vakzins begonnen und startete vor Weihnachten die zulassungsrelevante Studie mit mehr als 35.000 Teilnehmern. Erste Ergebnisse werden im ersten Quartal 2021 erwartet. In der Phase-I-Studie, an der mehr als 250 Probanden teilnahmen, wurde der Impfstoff in verschiedenen Dosierungen getestet. Er zeigte eine gute Verträglichkeit und eine ausgewogene Immunantwort. Der Bund unterstützt das Projekt mit bis zu 252 Millionen Euro, im Sommer war er mit 300 Millionen Euro bei Curevac eingestiegen. Curevac teilte am 7. Januar mit, Unterstützung vom Leverkusener Bayer-Konzern bei der Entwicklung und Lieferung des Impfstoffs zu erhalten.Mehr zum Thema: Als erstes Unternehmen legt Curevac den Vertrag mit der EU-Kommission zu den Impfstoffbestellungen offen. Die Konkurrenz aber zögert. Quelle: dpa
Sinovac: Der Impfstoff Coronavac der chinesischen Biotechfirma befindet sich in der klinischen Entwicklungsphase III. Studien mit Tausenden Freiwilligen laufen in Indonesien, der Türkei und in Brasilien, einem der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder. Indonesien hat dem Impfstoff am 11. Januar als erstes Land außerhalb Chinas eine Notfallgenehmigung erteilt. Der Impfstoff, der auch schon in der Türkei und Brasilien eingesetzt wird, hatte mit unterschiedlichen Daten zur Wirksamkeit Schlagzeilen gemacht. Coronavac gehört zu jenen Impfstoffen, die im Notfallprogramm der chinesischen Regierung bereits Zehntausenden Menschen vor Abschluss der klinischen Studien verabreicht wurden. Quelle: dpa
Sinopharm: Der staatliche chinesische Biotechkonzern hat am 31. Dezember die Zulassung für einen seiner beiden Impfstoff-Kandidaten in China erhalten. Er hat nach Angaben des Unternehmens eine Wirksamkeit von knapp 80 Prozent. Beide Impfstoffe von Sinopharm werden in Phase-III-Studien getestet, Mitte Juli begann ein breit angelegter Test in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit 15.000 Freiwilligen. Auch Argentinien, Peru, Marokko und Bahrain haben Phase-III-Tests mit dem Sinopharm-Kandidaten zugelassen. Die beiden Sinopharm-Kandidaten sind ebenfalls Teil des Notfallprogramms in China. Die Seychellen haben am 11. Januar mit Impfungen mit dem Mittel begonnen, auch Jordanien, Pakistan, Peru und Ungarn wollen es unter anderem einsetzen. Quelle: AP
Gameleya-Institut: Das russische Gesundheitsministerium hat den Impfstoff, der im Ausland unter dem Namen „Sputnik V“ auf den Markt gebracht werden soll, am 11. August freigegeben – noch bevor die Ergebnisse der Phase-III-Studien vorlagen. Inzwischen läuft eine große Studie, die 40.000 Teilnehmer umfassen soll. Zwischenergebnissen zufolge zeigte der Impfstoff eine Wirksamkeit von 92 Prozent gegen Covid-19. Auch Belarus und Argentinien haben den Impfstoff mittlerweile zugelassen, ebenso etwa Bolivien, Algerien, Iran und das Gesundheitsministerium in den Palästinensergebieten. Als erstes EU-Land kauft außerdem Ungarn den russischen Impfstoff. In der EU wurde die Zulassung nach Angaben Russlands bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA beantragt. Mehr zum Thema: Russlands Präsident Putin selbst wurde noch nicht damit geimpft und nicht nur im Westen genießt der Impfstoff Sputnik V wenig Vertrauen. Die Russen selbst sind skeptisch, dabei hat das Vakzin zuletzt gezeigt, dass es besser ist als sein Ruf. Quelle: REUTERS
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