Die Regierungskommission zur Corporate Governance braucht einen neuen Vorsitzenden. Amtsinhaber Rolf Nonnenmacher habe die Suche nach seinem Nachfolger eingeleitet, verlautete aus Finanzkreisen. Der einstige Deutschlandchef der Wirtschaftsprüfung KPMG leitet die Kommission, die im Deutschen-Corporate-Governance Kodex Regeln für gute Unternehmensführung aufstellt, seit 2017. Er hat mehrere Reformen mitgestaltet.
Das Amt ist mit viel Arbeit und Ärger verbunden, insofern gestaltet sich die Suche schwierig. Erwünscht wäre ein früherer Dax-Vorstand mit Aufsichtsratsmandaten und internationaler Erfahrung. Unter anderem wurde offenbar Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser gefragt, der die Aufsichtsräte der Dax-Konzerne Daimler Truck und Siemens Energy leitet. Kaeser soll aber abgewunken haben.
Auch RWE-Aufsichtsratschef Werner Brandt, der bereits in der Kommission sitzt und die Suche mit Nonnenmacher vorantreibt, wäre ein Kandidat gewesen, lehnte angeblich aber mit Verweis auf sein Alter ab. Brandt ist wie Nonnenmacher 68 Jahre alt.
Im Gespräch ist zudem der ehemalige Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, der seine Aufsichtsratskarriere trotz seiner 74 Jahre vorantreibt. Finanzkreisen zufolge erwägt Fitschen, sich im Frühjahr 2023 beim Wohnungskonzern Vonovia der Wiederwahl in den Aufsichtsrat zu stellen. Damit risse Fitschen zwar nicht die Altersgrenze von 75 zum Zeitpunkt der Wahl, die sich Vonovia gegeben hat.
Angesichts seines Alters wäre seine Wahl aber sowohl für Vonovia als auch für die Governance-Kommission ein schlechtes Signal, kritisiert ein Investor. Bei Vonovia müsste Fitschen mit Gegenstimmen rechnen, da diverse Fonds Aufsichtsräte über 75 grundsätzlich ablehnen. Ein Sprecher der Kommission lehnte einen Kommentar ab. Auch Fitschen äußerte sich nicht.
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