Daktari 4.0 Konzerne schnappen sich das Geschäft mit der Tiergesundheit

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Mehr als 15 Milliarden Dollar für Veterinärbesuche

Schon zu Beginn des vergangenen Jahres hatte Mars die Weichen für sein Tierklinik-Imperium gestellt.  Der Konzern schluckte den Tierklinikbetreiber VCA für 7,7 Milliarden Dollar. Einschließlich der Übernahme von Schulden belief sich der Deal auf mehr als neun Milliarden Dollar. VCA wurde 1986 gegründet und betreibt seinerseits fast 800 Tierkliniken in den USA und Kanada. „Zusammen können wir noch mehr Wert schaffen und besseren Service und bessere Versorgung für Tiere und Tiereigner anbieten“, jubilierte Mars-Chef Grant Reid seinerzeit.

Das Geschäft dürfte sich lohnen. Mehr als 15 Milliarden Dollar gaben die Amerikaner 2015 für Veterinärbesuche aus. Und anders als in der Humanmedizin müssen sich Tierärzte nicht mit unbezahlten Rechnungen herumärgern – oder mit Krankenkassen, die Preise nachverhandeln wollen. Herrchen und Frauchen zahlen bar und direkt an Ort und Stelle.

1,6 Millionen Haustiere in den USA haben sogar eine eigene Krankenversicherung. Es ist ein kleiner, aber steigender Prozentsatz, weil Unternehmen wie die Fluggesellschaft Delta oder die IT-Konzerne Hewlett-Packard und Microsoft sie Mitarbeitern als Lohnzusatz anbieten. Für die Tierkliniken ändert das wenig: Auch für versicherte Tiere muss der Halter den Arzt direkt bezahlen und sich dann sein Geld von der Versicherung zurückholen.

Weitere Vorteile: Es drohen keine Kunstfehler-Prozesse, wenn etwas schiefgeht. Tiere gelten vor dem Gesetz als Sachen, Tierärzte müssen nicht horrende Schmerzensgeldforderungen befürchten. Auch Aufsichtsbehörden gibt es kaum, anders als in der Humanmedizin.

Alles unter einem Dach

Wenn Fressnapf-Gründer Torsten Toeller über den neun Milliarden Dollar schweren Deal von Mars im vergangenen Jahr sinniert, bekommt der Krefelder glänzende Augen. „Das würde super zu uns passen“, schwärmt er. Der Markt für Tiergesundheit habe ein riesiges Potenzial und sei eine perfekte Ergänzung zur Ernährung.

Zumindest im Kleinen ist Fressnapf in diesem Markt ohnehin schon präsent. Zum Tiernahrungskonzern gehört das Tierartzpraxis-Unternehmen Activet mit derzeit drei Filialen in Krefeld, Duisburg und Hannover. Fressnapf investiert in die Praxen, die von einem selbstständigen Tierarzt geführt werden. Sie sind jeweils in einen großen Fressnapf-Laden integriert. Im August eröffnet eine weitere Praxis im Fressnapf-Markt in Gelsenkirchen.

Der europäische Marktführer für Tierbedarf hat ehrgeizige Ziele: Der Umsatz soll in diesem Jahr die Zwei-Milliarden-Euro-Grenze durchbrechen. Doch ausschließlich mit Tiernahrung ist das nicht zu schaffen. In diesem Markt herrscht ein gnadenloser Preis- und Marktanteilskampf, nicht zuletzt befeuert durch Supermärkte, Discounter und Drogeriemarktketten. 

Entsprechend breit stellt sich Fressnapf beim Angebot auf. Schon ein Drittel des Umsatzes macht der Krefelder-Konzern nicht mit Tiernahrung, sondern mit Zubehör. „Wir tun alles dafür, das Zusammenleben von Mensch und Tier einfacher, besser und glücklicher zu machen“, ist einer der Leitsätze des Unternehmens.

Und das scheint sich auch auszuzahlen. Zwar nennt Fressnapf traditionell keine Gewinnzahlen. Aber Toeller macht keinen Hehl daraus, dass sein Unternehmen profitabel ist. „Unser Ergebnis hat sich noch besser entwickelt als der Umsatz“, sagt er.

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