Desaster am Nürburgring Der Nürburgring in lähmender Starre

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Unklarheit über die Hintermänner der Holding

Nürburgring-Kenner finden bei der Vielzahl von Rechtsstreitigkeiten, dass Charitonin mit seiner Mannschaft zu sehr juristisch und zu wenig unternehmerisch denkt und handelt. Wer hinter der Holding steht, ist bis heute nicht bekannt. Ein Sprecher teilte auf eine frühere Anfrage der WirtschaftsWoche mit, dass es eine internationale – nicht rein russische – Gruppe von Investoren sei, die mit Ausnahme von Charitonin aber nicht in die Öffentlichkeit treten wollten.

Einen Hinweis bietet jedoch ein Personalwechsel im Aufsichtsrat der NR Holding. Dort zog Ende des vergangenen Jahres der frühere RWE-Chef Jürgen Großmann ein, in seinem Schatten bekam allerdings auch kaum beachtet Andrej Osipov einen Platz im Kontrollgremium. Die Vita des Russen ist gespickt mit Namen diverser Oligarchen.

In führender Position arbeitete Osipov zuletzt etwa als Managing Director für ein Unternehmen des russischen Alfa-Konzerns, hinter dem Michail Fridman steht; dieser gilt als einer der einflussreichsten russischen Oligarchen. Fridmann trat in Deutschland zuletzt in Erscheinung, weil er an der Luxemburger LetterOneGroup beteiligt ist – die kaufte im vergangenen Jahr begleitet von öffentlichen Debatten und langwierigen Prüfungen der zuständigen Aufsichtsbehörden in Deutschland und Großbritannien dem Energiekonzern RWE für rund fünf Milliarden Euro seine Öl- und Gastochter RWE Dea ab.

Zuvor war Osipov unter anderem stellvertretender Investmentchef und Direktor der Mergers&Acquisitions-Sparte (Unternehmenskäufe und -verkäufe) bei der Renova Management AG von Viktor Wekselberg, auch er ist in Deutschland kein Unbekannter. Renova ist am deutsch-schweizerischen Stahlhändler Schmolz+Bickenbach beteiligt, in der Schweiz am Maschinenbauer Sulzer und dem Technologiekonzern Oerlikon.

Bei Millhouse Capital, der Vermögensverwaltungsgesellschaft von Roman Abramowitsch, war Osipov ebenfalls Direktor des M&A-Sektors. Das bedeutet natürlich nicht, dass die genannten russischen Superreichen selbst an der NR Holding beteiligt sind. Es lässt aber zumindest darauf schließen, dass neben Charitonin noch weitere Spieler vergleichbaren Kalibers im Hintergrund stehen dürften, die Osipov als Aufpasser in den Nürburgring-Aufsichtsrat geschickt haben. „Jemand wie Osipov fällt nicht einfach so in der Eifel vom Himmel“, sagt ein Nürburgring-Kenner. Wer auch immer sich neben Charitonin noch an der Holding beteiligt hat: Viel Freude brachte das Investment bislang nicht.

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