
Überquellende Mülleimer, Zigarettenkippen, klebrige Kaugummireste und Pfützen mit undefinierbarem Inhalt: Mancher Bahnsteig in Deutschland sieht ekelerregend aus. Dabei legt sich die Deutsche Bahn inzwischen mächtig ins Zeug, um für Sauberkeit in den rund 5400 Stationen zu sorgen.
Im Februar startete der Konzern eine 3,8 Millionen Euro schwere Reinigungsoffensive an 53 mittleren und großen Bahnhöfen. Dort wurde die Situation in Kundenumfragen als „verbesserungswürdig“ bewertet. In Norddeutschland etwa müssen sich elf Stationen stärker ins Zeug legen - Braunschweig, Oldenburg, Celle, Hildesheim, Osnabrück, Leer, Bremen, Emden, Lübeck, Hamburg-Hauptbahnhof und Hamburg-Harburg.
Der Erfolg der Reinigungsoffensive wird allerdings nicht überall als optimal bewertet. Andrea van Laaten etwa, die in Emden die Filiale einer Bäckerei im Bahnhof leitet, sagt: „Das ist nicht sauberer geworden, definitiv nicht.“ Das schlechte Erscheinungsbild der Station liege aber auch am abgenutzten Zustand des Fußbodens. „Der muss dringend neu gemacht werden.“ Im übrigen sei der ganze Bahnhof nicht wirklich einladend. In der Touristeninfo nebenan urteilt eine Mitarbeiterin nach der „Reinigungsoffensive“: „Dass es jetzt blinkt und blitzt, würde ich nicht sagen.“
Wie die Deutsche Bahn 6,3 Milliarden Euro vergeudet
Umwandlung der Bundes- und der Reichsbahn in die Deutsche Bahn AG mit den Töchtern Fernverkehr, Regionalverkehr, Güterverkehr, Bahnhöfe und Netz.
Hartmut Mehdorn wird neuer Bahn-Chef.
Übernahme von Stinnes Logistik mit der Spedition Schenker. (Kosten: 2,5 Milliarden Euro)
Übernahme des US-Logistikdienstleisters Bax Global. (Kosten: Eine Milliarde Euro)
Ausgliederung des Beförderungs- und Transportgeschäfts in die DB Mobility Logistics AG mit dem Ziel des Börsengangs (wegen der Finanzkrise abgeblasen).
Rüdiger Grube wird neuer Bahn-Chef.
Übernahme des britischen Nahverkehrsanbieters Arriva. (Kosten: 2,8 Milliarden Euro)
Endgültiger Abschied vom Börsengang.
Schenker und Arriva sollen - zunächst in Teilen - wieder verkauft werden.
„Sauberkeit ist für alle Kunden ein extrem wichtiges Moment, auch um sich sicher zu fühlen“, betont Barbara Mauersberg von der Allianz pro Schiene, einem Zusammenschluss von über 140 Unternehmen aus der Eisenbahnbranche und Non-Profit-Verbänden. Und Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn ergänzt: „Der Bahnhof ist die Visitenkarte des Ortes.“ Oft gingen die Reisenden sorglos mit ihrem Abfall um. „Es ist sicherlich auch ein gesellschaftliches Problem.“
Nach Angaben der Bahn wird für die Reinigung der Stationen jährlich ein hoher zweistelliger Millionenbetrag aufgewendet. An großen Bahnhöfen putzen die Mitarbeiter nach Angaben eines Bahnsprechers rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche - dort, wo es nötig ist. Kleinere Standorte werden in Zyklen gereinigt. „Komplett saubermachen bringt mehr als jeden Tag eine Viertelstunde mit dem Besen kehren“, sagt der für 80 Stationen in Ostwestfalen zuständige Bahnhofsmanager Martin Nowosad.