Deutsche Bahn Diese Frau soll die Züge pünktlicher machen

Sabina Jeschke gehört seit November zum Vorstand der Deutschen Bahn. Sie will den Konzern in die digitale Zukunft führen. Ihr Ziel: pünktliche Züge und glückliche Kunden. Und sie hat da auch schon ein paar Ideen.

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Der „Streckenagent“ ist fast schon ein unheimlicher Erfolg. Die App informiert Pendler über Verspätungen auf ihrer Stammstrecke. Kommt ein Regionalexpress oder eine S-Bahn zu spät, erhalten Nutzer eine kurze Nachricht auf Ihrem Smartphone. Der Service, der 2011 als E-Mail gestartet ist, wurde bereits 800.000 mal in den App-Stores herunter geladen. Erwartet hatte die Deutsche Bahn einst 150.000 Downloads. Und bald soll die App noch besser werden: Kunden sollen über die App vormelden können, wenn ihr Zug Verspätung hat und sie einen Anschlusszug erreichen müssen. Möglicherweise kann der Anschlusszug dann noch warten. Ein Test läuft bereits in Hof in Bayern.

Sabina Jeschke sitzt in einem Konferenzraum in München. Vor ihr steht ein Glas Wasser. Die neue Bahn-Vorständin hört zu, wie ihr der Marketingmanager von der DB Regio Bayern die Streckenagent-App erklärt. Sie findet das Projekt so gut, dass sie es möglicherweise in eines ihrer Zukunftsprojekte integrieren will. Die Deutsche Bahn arbeitet gerade an einer weiteren App, die alle Verkehrsmittel integrieren soll: Fahrrad, Mietwagen, Busse, Bahnen und natürlich die Züge. Es ist ein Jeschke-Projekt. „Da werden wir richtig Gas geben“, sagt sie. Der Streckenagent könnte eine gute Ergänzung sein.  

Der Streckenagent erzählt Jeschke, die seit November vergangenen Jahres zur Deutschen Bahn kam, aber auch einiges über den Zustand der Deutschen Bahn. Zum einen: Die Bahn hat hervorragende Fachleute für App-Entwicklungen. So ist auch der DB Navigator, der alle Zugverbindungen in Deutschland anzeigt und auf fast keinem Smartphone fehlen darf, ein voller Erfolg. Zum anderen: Unpünktliche Züge sind so sehr ein Teil der Bahn, dass sich Mitarbeiter schon Lösungen ausdenken, wie sie die Kunden über Verspätungen informieren können.

Jeschke will diesen Zustand ändern. Sie ist begeistert von der IT-Expertise im Bahn-Konzern und hat schon einige Ideen, wie sie die Pünktlichkeit auf der Strecke verbessern kann. Deshalb wurde sie im November zur Deutschen Bahn geholt. Sie gilt als Hoffnungsträgerin des Konzerns. Bevor sie in den Bahntower wechselte, hat sie an der RWTH Aachen über künstliche Intelligenz, Robotik und die Maschine-zu- Maschine-Kommunikation geforscht und gelehrt. Die IT-Expertin soll die Bahn in die digitale Zukunft führen und den Technik-Bereich leiten. Es ist eine Mammut-Aufgabe bei einem Konzern mit 187.000 Mitarbeitern ihn Deutschland.

Im Februar war die Managerin auf Antrittsbesuch in Bayern. Sie besuchte die Regio-Zentrale der Südostbayernbahn (SOB), fuhr mit dem Nahverkehrszug zu einem der ältesten Stellwerke Deutschlands und informierte sich über den Ideenzug der Deutschen Bahn. Das Unternehmen testet neue Möglichkeiten für den Regionalverkehr. In Zukunft könnten Regionalzüge nicht nur mit einer ersten und zweiten Klasse ausgestattet sein, sondern auch mit Einzelkabinen, Public-Viewing-Abteilen, Spinningräumen, einem Kinderparadies und Kaffee-Lounges. Nicht jede dieser Idee wird umgesetzt. Die Bahn testet aber gerade in Frankfurt, wie die Ideen beim Kunden ankommen.

Zwölf Fragen an Richard Lutz

Auch bei der DB Systemtechnik in München hat sich Jeschke umgehört. Bei dem Unternehmen mit mehreren Standorten in Deutschland prüfen Eisenbahningenieure, Maschinenbauer und Programmierer zum Beispiel Oberleitungen, überwachen die Einführung von Zugleitsystemen und schicken Loks in die Kältekammer. Die Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn ist das Herzstück ihres Ressorts. 900 Beschäftigte hat das Unternehmen in ganz Europa – vor allem Männer.

Optisch fällt Jeschke daher auf. Sie trägt Rock und Perlenkette, ein ungewohntes Bild in der Ingenieurswelt. Doch Jeschke überzeugt ihre Gegenüber vor allem, weil sie sich für Details interessiert. Sie stellt Fragen im Dauerfeuer. Fachlich macht ihr ohnehin keiner etwas vor: Sie beherrscht zwar längst nicht jede kleine Windung in Sachen Eisenbahntechnik, aber die Informationstechnik ist ihr Steckenpferd.

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