




Zehntausende Bahnpendler zwischen Köln, Düsseldorf und Dortmund bekommen neue Züge und mehr Komfort - und der britische Bahn-Konkurrent National Express will dem Platzhirsch DB Regio den Riesenauftrag für den Betrieb des neuen Rhein-Ruhr Express (RRX) abjagen. „Wir sind interessiert an allen drei RRX-Losen“, sagt der deutsche National-Express-Chef Tobias Richter. Der Auftrag wurde aus Wettbewerbsgründen in drei Teilen ausgeschrieben.
Das über Jahrzehnte angelegte Mammutprojekt RRX soll ab Ende 2018 schrittweise das Rheinland mit modernen Doppelstockzügen mit Westfalen verbinden - schneller, pünktlicher und komfortabler als bisher. Der Betrieb der Linien ist mit einer Fahrleistung von rund 15 Millionen Kilometern pro Jahr einer der größten Nahverkehrsaufträge in Europa. Noch betreibt die Deutsche Bahn sämtliche Linien, die mit Verbindungen nach Kassel und Koblenz auch Hessen und Rheinland-Pfalz anschließen.
So teuer ist der ÖPNV in Deutschland
Die Preise für eine Fahrkarte schwanken in Deutschland stark, wie die folgende Übersicht zeigt. Angegeben sind je die Preise für den gesamten Verkehrsverbund. Weil sich die Verbünde unter anderem in Hinblick auf Größe, Taktfrequenz der Busse und Bahnen sowie Service-Angeboten unterscheiden, sind sie nur bedingt miteinander vergleichbar. Die Liste gibt aber einen Überblick über die Preisstrukturen des Nahverkehrs in Deutschlands Großstädten.
Quelle: Unternehmen / WiWo-Recherche / Stand Dezember 2014
Verbund: Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg VBB
Kurzstrecke: 1,60 Euro
Tageskarte: 7,40 Euro
Wochenticket: 36,50 Euro
Monatsticket. 98,50 Euro
Verbund: Hamburger Verkehrsverbund HVV
Kurzstrecke: 1,50 Euro
Tageskarte: 18,30 Euro
Wochenticket: 52,50 Euro
Monatsticket. 199,60 Euro
Verbund: Münchner Verkehrs- und Tarifverbund MVV
Kurzstrecke: 1,30 Euro
Tageskarte: 11,70 Euro
Wochenticket: 55,90 Euro
Monatsticket. 203,90 Euro
Verbund: Verkehrsverbund Rhein-Sieg
Kurzstrecke: 1,90 Euro wie bisher
Tageskarte: 24,40 Euro statt 23,80 Euro
Wochenticket: 65,90 Euro statt 64 Euro
Monatsticket. 247,40 Euro statt 240,20 Euro
Verbund: Verkehrsverbund Stuttgart VVS
Kurzstrecke: 1,20 Euro wie bisher
Tageskarte: 14,80 Euro statt 14,60 Euro
Wochenticket: 71 Euro statt 70,20 Euro
Monatsticket. 210 Euro statt 205,60 Euro
Verbund: Verkehrsverbund Rhein-Ruhr VRR
Kurzstrecke: 1,60 Euro statt 1,50 Euro
Tageskarte: 26,70 Euro statt 26 Euro
Wochenticket: 89,05 Euro statt 85,70 Euro
Monatsticket. 239,90 Euro statt 231,50 Euro
Verbund: Verkehrsverbund Rhein-Ruhr VRR
Kurzstrecke: 1,60 Euro statt 1,50 Euro
Tageskarte: 26,70 Euro statt 26 Euro
Wochenticket: 89,05 Euro statt 85,70 Euro
Monatsticket. 239,90 Euro statt 231,50 Euro
Verbund: Verkehrsverbund Rhein-Ruhr VRR
Kurzstrecke: 1,60 Euro statt 1,50 Euro
Tageskarte: 26,70 Euro statt 26 Euro
Wochenticket: 89,05 Euro statt 85,70 Euro
Monatsticket. 239,90 Euro statt 231,50 Euro
Verbund: Verkehrsverbund Oberelbe VVO
Kurzstrecke: -
Tageskarte: 13,50 Euro wie bisher
Wochenticket: 61,50 Euro statt 57,50 Euro
Monatsticket. 166,50 Euro statt 156 Euro
Verbund: Mitteldeutscher Verkehrsverbund MDV
Kurzstrecke: 1,80 Euro
Tageskarte: 16,60 Euro
Wochenticket: 86,40 Euro
Monatsticket. 258,60 Euro
Verbund: Großraum-Verkehr Hannover GVH
Kurzstrecke: 1,50 Euro wie bisher
Tageskarte: 8 Euro statt 7,70 Euro
Wochenticket: -
Monatsticket. 187 Euro statt 181 Euro
Verbund: Verkehrsverbund Großraum Nürnberg
Kurzstrecke: 1,80 Euro statt 1,70 Euro
Tageskarte: 18 Euro statt 17,50 Euro
Wochenticket: 83 Euro statt 80,50 Euro
Monatsticket. 255,50 Euro statt 247,80 Euro
Verbund: Verkehrsverbund Rhein-Ruhr VRR
Kurzstrecke: 1,60 Euro statt 1,50 Euro
Tageskarte: 26,70 Euro statt 26 Euro
Wochenticket: 89,05 Euro statt 85,70 Euro
Monatsticket. 239,90 Euro statt 231,50 Euro
Freitag endete die Bewerbungsfrist für die Ausschreibung, am 26. März wollen die Verkehrsverbünde der beteiligten Länder den oder die künftigen Betreiber der Linien bekanntgeben. Für 82 nagelneue Großzüge und die Wartung über 30 Jahre wählten die Verbünde bereits den Technikkonzern Siemens. Die Entscheidung muss aber noch von den politischen Gremien bestätigt werden. Die Kosten für die Züge sollen nach nicht bestätigten Angaben unter 900 Millionen Euro liegen.
Die Rhein-Ruhr-Region ist Deutschlands bevölkerungsstärkster Ballungsraum mit Hunderttausenden Fahrgästen im Schienenverkehr pro Tag. Wer sich hier gelegentlich oder regelmäßig im Berufsverkehr in überfüllte Regionalzüge quetschen muss, kennt den dringenden Reformbedarf: Verspätungen nerven die Berufspendler, es fehlen Sitzplätze, die Züge fahren und beschleunigen zu langsam, Toiletten sind immer wieder verdreckt oder defekt.
All das sollen die neuen Züge verbessern helfen. Außerdem ist später ein umfassender Ausbau der Schienenwege geplant, der allein über zwei Milliarden Euro kosten soll. So hoffen die Verkehrsplaner, pro Werktag über 30.000 Autofahrer zusätzlich in den Zug locken.
Bewerber sind ein großes Geheimnis
Wie viele Bahnkonkurrenten außer National Express sich noch um den Auftrag bemühen, ist ein streng gehütetes Geheimnis in der Ausschreibung. National Express ist jedenfalls dabei und hat durchaus Referenzen vorzuweisen. Der erst 2012 gegründete deutsche Ableger des börsennotierten britischen Verkehrskonzerns sorgte zu Jahresbeginn für Schlagzeilen, als er den Zuschlag für den kompletten Nürnberger S-Bahn-Verkehr bekam. Auch in NRW gewann National Express schon zwei Ausschreibungen für die Regionallinien RE 7 (Krefeld-Köln-Rheine) und RB 48 (Wuppertal-Solingen-Bonn). Sie sollen Ende 2015 starten.
Der deutsche National-Express-Chef Tobias Richter war selbst lange bei der Deutschen Bahn und ist formell sogar noch beurlaubter Bahnbeamter. Das schlechte Gewissen plagt ihn aber nicht. Die Konkurrenz habe allen Beteiligten nur gut getan. Und fast 20 Jahre nach der Marktöffnung habe die DB Regio ja immer noch mehr als 70 Prozent Marktanteil, sagt er.
Völlig anders sieht das die Bahn. „Die Deutsche Bahn sieht mit großer Sorge, dass Ausschreibungen zunehmend über Personalkosten entschieden werden“, kritisierte eine Sprecherin vor kurzem. Die DB Regio legte bei der Ausschreibung nach eigenen Angaben jedoch ein Angebot vor. An den bisher von ihr betriebenen und jetzt neu ausgeschriebenen Linien hingen insgesamt 750 Arbeitsplätze, davon 500 im Betrieb.
Das Geschäftsjahr 2014 der Deutschen Bahn
Das Geschäftsjahr 2014 der Deutschen Bahn im Vergleich zum Vorjahr und zur Konzernplanung.
Quelle: PwC, Deutsche Bahn
2014: 79,8 Milliarden Personenkilometer
Veränderung zu...
2013: -0,7 Prozent
Plan: -2,3 Prozent
Quelle: PWC, Deutsche Bahn
2014: 102,8 Milliarden Tonnenkilometer
Veränderung zu...
2013: -1,4 Prozent
Plan: -2,8 Prozent
2014: 39,7 Milliarden Euro
Veränderung zu...
2013: +1,5 Prozent
Plan: k. A.
2014: 26 Prozent
Veränderung zu...
2013: -7,8 Prozent
Plan: -15 Prozent
2014: 1,3 Milliarden Euro
Veränderung zu...
2013: -7,8 Prozent
Plan: -6,2 Prozent
Schon gegen die Vergabe der beiden NRW-Regionallinien an National Express hatte die Bahn 2013 Widerspruch eingelegt, wenn auch erfolglos. Ebenso wehrt sie sich jetzt vor einer Vergabekammer gegen die Entscheidung für Nürnberg. Kritiker befürchten eine Ausbeutung der Mitarbeiter durch niedrigere Gehälter und Qualitätseinbußen im Angebot.
Richter verweist dazu nur auf den starken Fachkräftemangel bei Lokführern. Untertarifliche Bezahlung könne man sich gar nicht erlauben. Und die Qualität des Angebots sei bis ins allerletzte Detail geregelt und mit schmerzhaften Strafgeldern sanktioniert. Billigangebote seien da nicht möglich. „Die Vorgaben sind mittlerweile so dick wie ein Telefonbuch.“