Deutsche Bahn Meister der Ankündigung

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Mächtige Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG

Offenbar fügt sich Hedderich dabei auch zu sehr den Wünschen der mächtigen Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG (früher Transnet und GDBA), die verhindern will, Standorte zusammenzulegen, wo mehr Mitarbeiter als nötig stationiert sind. Dadurch verlören Bahner, die zur EVG-Klientel gehören, an anderen Standorten ihre Jobs.

Die betonte Rücksichtnahme auf die EVG gibt einen Hinweis, wie Hedderich es bei der Bahn so schnell so weit bringen konnte. So stieg der in Wetzlar geborene Hesse 1999 als einer zum Unternehmen, der bis dahin forsch gegen den Verbleib des Schienennetzes unter dem Dach des Staatskonzerns focht. „Ein vertikal integriertes Schienenverkehrsunternehmen“ wie die Deutsche Bahn besitze „stets Anreize, seine nur im Transportbetrieb tätigen Konkurrenten bei der Vergabe infrastruktureller Leistung zu diskriminieren“, hatte er in seiner 1996 veröffentlichten Dissertation geschrieben. Diese „Wettbewerbsverzerrung“ sei nur durch eine „Trennung von Infrastruktur und Transportbetrieb“ zu beseitigen, Verluste von Vorteilen des Verbundes würden durch „Effizienzsteigerungen“ durch Wettbewerb „überkompensiert“. Mit dieser Ansicht lag er goldrichtig beim früheren Thyssen-Chef Dieter Vogel, der bei Hedderichs Amtsantritt dem Bahn-Aufsichtsrat vorstand.

Doch dann kam Ende 1999 Mehdorn, biss Vogel 2001 ob dieser Meinung weg, taufte das Eisenbahngeschäft „Rad-Schiene-System“ und erklärte den Verbleib des Netzes bei der Bahn zur Konzernräson. Daraufhin schwor Hedderich seiner Überzeugung ab. Er habe „viel hinzugelernt“, sagte er und wurde Mehdorns rechte Hand. Auf diese Weise verschaffte er sich zugleich die Unterstützung der Eisenbahnergewerkschaft im Aufsichtsrat, auf deren Wohlwollen er deswegen nun auch angewiesen ist.

Wie sich Hedderich auch in Grubes Herz zu graben versteht, daran erinnern sich die obersten Konzernführungskräfte der Bahn noch allzu gut, die am 13. Dezember 2012 in der Fischauktionshalle in Hamburg zusammengekommen waren. Als sich das Treffen dem Ende zuneigte, ergriff Hedderich das Wort und feierte euphorisch das Rekordergebnis der Bahn 2012. Unangenehm hängen blieb bei einigen Bahn-Managern allerdings die Hymne, die Hedderich auf seinen Chef anstimmte.

Für das gute Ergebnis, „lieber Herr Grube, danken wir Ihnen, und dass Ihr Vertrag verlängert wurde, darüber freuen wir uns alle“, sagte Hedderich, so ein Teilnehmer. Dafür gab es höflichen Applaus.

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