Deutsche Bahn Nahverkehrsbahn kritisiert Sicherheitsstandards von DB Netz

Quelle: dpa

Hätte der Zugunfall im bayrischen Aichach, der zwei Menschen das Leben kostete, vermieden werden können? Bereits Ende Februar gab es eine heftige Debatte um die Sicherheitsstandards auf der Schiene.

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Das Nahverkehrsunternehmen Transdev hat schon fast ein Vierteljahr vor dem Unfall im bayerischen Bahnhof Aichach in einem Brief an Bahn-Vorstand Ronald Pofalla unzureichende Sicherheitsstandards von DB Netz kritisiert.

Ende Februar schrieb Transdev-Geschäftsführer Tobias Heinemann, dass zahlreiche Unfälle und Beinahe-Zusammenstöße der jüngeren Vergangenheit „nachhaltige Fragen zum gegenwärtigen Betrieb der Schieneninfrastruktur in Deutschland“ aufwerfen würden. Das Schreiben, datiert auf den 28. Februar 2018, liegt der WirtschaftsWoche vor.

Heinemann kritisierte Punkte, die auch zu dem jüngsten Unfall in Aichach mit zwei Toten geführt haben könnten. So monierte Heinemann veraltete Stellwerkstechnik aus den Dreißiger- und Vierzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts.

In zahlreichen Bahnhöfen mit solcher Technik gebe es „keinerlei technische Unterstützung für das Erkennen eines besetzten Gleises“, über Zugfahrten entscheide dann „eine einzelne Person, der Fahrdienstleiter“. Verwechsele dieser das Gleis, gebe es keine weitere Sicherheitseinrichtung. „Dies können wir nicht akzeptieren“, schrieb Heinemann laut WirtschaftsWoche. „Unser Vertrauen in die DB Netz AG ist aufgrund der wiederholten Vorfälle nachhaltig gestört.“

Anlass für Heinemanns Empörung Ende Februar war ein Beinahe-Zusammenstoß zwischen einem Güterzug und einem Zug der Transdev-Tochter Bayerische Regiobahn Mitte Februar. Nur die Schnellbremsung des Lokführers der Regiobahn hatte eine Kollision im Bahnhof Utting in Bayern damals verhindert. Knapp zehn Wochen nach dem Brief kam es nun zu dem tragischen Unfall in Aichach. Das Stellwerk dort stammt von 1949, der Fahrdienstleiter hatte das Gleis verwechselt und entschied alleine.

Die Deutsche Bahn bestreitet, dass es Sicherheitslücken auf der Schiene gebe. Seit 2016 sei „ein Maßnahmenpaket in Abstimmung mit der Aufsichtsbehörde entwickelt worden“, sagte ein Sprecher der WirtschaftsWoche. Dazu gehörten verbesserte Aus- und Weiterbildung sowie intensivere Kontrollen. Veraltete Technik werde sukzessive ersetzt. „Dazu werden auch in den kommenden Jahren Milliardenbeträge investiert.“ Alle aktiven Stellwerke seien „für einen sicheren Eisenbahnbetrieb durch die zuständigen Behörden zugelassen“. Das Eisenbahn-Bundesamt bestätigte dies auf Anfrage der WirtschaftsWoche, sagte aber auch, es werde „genau verfolgen“, wie DB Netz „auf neue Erkenntnisse reagiert“.

Der Bahn-Sprecher verwies außerdem auf regelmäßige Fach- und Arbeitsgruppen mit allen Branchenbeteiligten. Dort würden sämtliche sicherheitsrelevanten Fragen diskutiert.

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