Formal muss der Bundesverkehrsminister einen neuen Bahn-Chef nominieren. Dobrindt hat zunächst den Aufsichtsrat mit der Suche beauftragt. „Die Bahn braucht einen Manager und Techniker, keinen Politiker“, heißt es aus dem Gremium. In Wahrheit läuft die Personalie ohnehin über die Tische der großen Koalition. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz forderte sofort ein Mitspracherecht bei der Personalie. Die SPD könne derzeit keinen Kandidaten erkennen, „der sich sofort aufdrängt“, sagt Fraktionsvize Sören Bartol. Konzernweit hofft man auf eine Lösung bis März.
Tatsächlich kommen die Chaostage in Berlin äußerst ungünstig. Vor einem Jahr startete der Vorstand ein radikales Reformprogramm, das den Nah-, Fern- und Güterverkehr auf der Schiene zu einem Aushängeschild des Staatskonzerns machen sollte. Das Unternehmen wollte zurück zu alten Tugenden: Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, Sauberkeit. Grube war verantwortlich.
Tatsächlich gibt es auch Lichtblicke, vor allem im Fernverkehr. Das Unternehmen konnte die Abläufe an den Bahnhöfen verbessern, sodass sich die Abfahrtspünktlichkeit der ICE- und Intercity-Züge deutlich erhöhte. Der Betrieb hat sich stabilisiert. Außerdem verstärken neue ICE-Züge die Flotte ab Jahresende. Andererseits bleibt das Geschäft unter Druck. Die Sparpreise im Fernverkehr als Reaktion auf die Fernbusse treiben zwar den Umsatz nach oben, gehen aber zulasten der Rendite.
Der Nachfolger von Grube braucht daher sowohl ein Gespür für den Markt als auch Kennnisse, wie das Eisenbahn-Geschäft in Deutschland funktioniert.
Ein externer Manager wird daher wahrscheinlicher: Der Chef der Schweizer Bundesbahnen (SBB), Andreas Meyer, wäre ein Kandidat. Er war bereits 2009 im Gespräch, als die Regierung Ersatz für Ex-Bahn-Chef Hartmut Mehdorn suchte. Meyer hat die SBB inzwischen zehn Jahre lang erfolgreich geführt. Und er kennt die Bahn von innen. Bis 2006 war er in führenden Positionen des Berliner Staatskonzerns tätig.
Auch über ein Comeback von Volker Kefer wird spekuliert. Der 61-Jährige war bis Ende 2016 Vize-Konzernchef. Er warf das Handtuch im Streit um das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21. Kefer war außerdem unzufrieden, weil die geplante Verlängerung mit Grube seine Aussicht auf die Nachfolge minimierte. Kefer hat im Aufsichtsrat einige Unterstützer, wenngleich sein Führungsstil umstritten ist.
Dann wäre da noch ein dritter Name, der als aussichtsreich gilt: Siemens-Mobility-Chef Jochen Eickholt. Der 55-Jährige bringt genau das mit, was Kritiker vom Neuen erwarten: technische Expertise und Konzernerfahrung. Eickholt ist studierter Elektrotechniker und als Chef für die Nah- und Hochgeschwindigkeitszüge verantwortlich.