Ex-Kanzleramtschef Ronald Pofalla soll Bahn-Kreisen zufolge zum Infrastruktur-Vorstand aufrücken und verbessert damit seine Chancen auf die Nachfolge von Konzernchef Rüdiger Grube. Vor allem wegen seiner politischen Erfahrung werde der bisherige Chef-Lobbyist des Unternehmens als geeignet angesehen, sagten Konzernvertreter. Mit dem zentralen Ressort Infrastruktur würde er jetzt erstmals operative Verantwortung für das Bahn-Geschäft erhalten.
Das Ressort gilt mit über 50.000 Mitarbeitern auch als das wichtigste und einflussreichste im Konzern, da zumindest alle Entscheidungen für die Bahn in Deutschland dort mit abgestimmt werden müssen. Der jetzige Vorstand Volker Kefer war so zugleich Stellvertreter von Grube.
Kefers Vertrag läuft aus. Auch wegen der Kostensteigerungen beim Projekt Stuttgart21 verzichtete er auf eine Vertragsverlängerung. Während Kefer ebenfalls für den Technik-Bereich zuständig war, soll für diesen aber nun ein neuer Vorstandsposten eingerichtet werden. Pofalla bleibt Chef-Lobbyist. Die Personalie braucht nach Angaben aus dem Umfeld des Aufsichtsrats noch die Zustimmung der Arbeitnehmervertreter, die jedoch als sicher gilt. Ein Bahn-Sprecher erklärte, man äußere sich zu Personalspekulationen nicht. Der Aufsichtsrat des Konzerns tage in der nächsten Woche.
Die Spekulationen, dass Pofalla als Kronprinz für Bahnchef Rüdiger Grube aufgebaut wird, erhalten jetzt neue Nahrung. Pofalla galt zwar schon seit seinem Amtsantritt bei der Bahn Anfang 2015 als starker Mann. Als Schwachstelle wurde aber wiederholt die mangelnde Erfahrung im operativen Geschäft von Unternehmen genannt. Das würde sich jetzt ändern. Grubes Vertrag läuft im nächsten Jahr aus. Dieser wird voraussichtlich um weitere drei Jahre verlängert. Anschließend könnte der CDU-Politiker Pofalla den Posten übernehmen. Dies hängt aber auch vom Ausgang der Bundestagswahlen im September 2017 ab: Das Kanzleramt spielt bei der Besetzung des größten deutschen Staatskonzerns die entscheidende Rolle.