Deutsche Bahn Ronald Pofalla wird Bahn-Netzchef

Ronald Pofalla wird zum 1. Januar 2017 bei der Deutschen Bahn Vorstand für Infrastruktur. Die Personalie soll am Mittwoch bei der Aufsichtsratssitzung der Bahn beschlossen werden.

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DB-Vorstandsmitglied Ronald Pofalla. Quelle: dpa

Ex-Kanzleramtschef Ronald Pofalla soll Bahn-Kreisen zufolge zum Infrastruktur-Vorstand aufrücken und verbessert damit seine Chancen auf die Nachfolge von Konzernchef Rüdiger Grube. Vor allem wegen seiner politischen Erfahrung werde der bisherige Chef-Lobbyist des Unternehmens als geeignet angesehen, sagten Konzernvertreter. Mit dem zentralen Ressort Infrastruktur würde er jetzt erstmals operative Verantwortung für das Bahn-Geschäft erhalten.

Was sich bei der Deutschen Bahn geändert hat
Ein Fahrgast der Deutschen Bahn geht im Hauptbahnhof in Berlin an einem Schlafwagen eines Zuges vorbei. Quelle: dpa
Ein Fahrgast hält ein Ticket vor einen Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn. Quelle: dpa
Reisende gehen auf dem Bahnsteig im Hauptbahnhof Hannover (Niedersachsen). Quelle: dpa
Reisende ziehen im Bahnhof in Düsseldorf Fahrkarten. Quelle: AP
Ein ICE der Deutschen Bahn fährt in den Hauptbahnhof von Frankfurt am Main. Quelle: dpa
Ein Aushang «Fahrplanänderungen» hängt im Bahnhof in Hildesheim (Niedersachsen). Quelle: dpa

Das Ressort gilt mit über 50.000 Mitarbeitern auch als das wichtigste und einflussreichste im Konzern, da zumindest alle Entscheidungen für die Bahn in Deutschland dort mit abgestimmt werden müssen. Der jetzige Vorstand Volker Kefer war so zugleich Stellvertreter von Grube.

Kefers Vertrag läuft aus. Auch wegen der Kostensteigerungen beim Projekt Stuttgart21 verzichtete er auf eine Vertragsverlängerung. Während Kefer ebenfalls für den Technik-Bereich zuständig war, soll für diesen aber nun ein neuer Vorstandsposten eingerichtet werden. Pofalla bleibt Chef-Lobbyist. Die Personalie braucht nach Angaben aus dem Umfeld des Aufsichtsrats noch die Zustimmung der Arbeitnehmervertreter, die jedoch als sicher gilt. Ein Bahn-Sprecher erklärte, man äußere sich zu Personalspekulationen nicht. Der Aufsichtsrat des Konzerns tage in der nächsten Woche.

Wo Kunden zufrieden sind – und wo nicht
Pünktlichkeit: Jeder fünfte ICE kam 2015 mindestens sechs Minuten zu spät an. Die Leistungen entsprechen nicht annähernd den Zielen der Deutschen Bahn. Sie will in diesem Jahr eine Pünktlichkeitsquote von 80 Prozent erreichen, langfristig sogar auf 85 Prozent hoch kommen. Die Tendenz 2016 bleibt jedoch weiter schwach. Im Januar lag die Pünktlichkeitsquote bei 77 Prozent. Quelle: AP
Preise: Die Zeiten der jährlichen Preiserhöhung wegen „gestiegener Energie- und Personalkosten“ sind vorbei. Zumindest im Fernverkehr blieben die Preise seit zwei Jahren stabil - den Fernbussen sei Dank. 19-Euro-Sparpreise locken inzwischen selbst Schüler und Studenten. Die neue Devise des Vorstands: lieber volle Züge statt leerer Kassen. Preislich ist die Bahn inzwischen wettbewerbsfähig. Quelle: dpa
ICE-Restaurant: Leider ist die Küche zu oft kaputt. Mal bleiben die Getränke warm oder der Kaffee kalt. Mitunter fehlen die angepriesenen Snacks wegen schlechter Logistik. Dennoch: Wenn es läuft, dann ist ein Sitz im ICE-Restaurant der schönste Platz im Zug – gerne auch bei einem der guten Weine.Urheber: Volker Emersleben // Deutsche Bahn AG
WLAN: In der zweiten Klasse eines ICE ist WLAN noch immer nicht kostenlos und in der ersten Klasse funktioniert der Download alles andere als einwandfrei. Als 2010 zahlreiche ICE grundsaniert wurden, verzichtete das Unternehmen sogar auf den Einbau der WLAN-Technik. So viel Behäbigkeit wird nun bestraft. Die Fernbusse machen der Bahn in Sachen WLAN was vor. Erst Ende 2016 soll es auch im ICE besser werden. Viel zu spät. Quelle: dpa
Information: Schon mal in Bielefeld am Bahnhof gewesen? Seit Jahren fallen die Anzeigentafeln immer wieder aus. Bielefeld gibt es leider auch anderswo. Und wenn die Anzeigen am Bahnsteig funktionieren, dann korrespondieren sie oft nicht mit den Informationen der Bahn-Apps. In den Zügen sollte die Bahn mal ihre Durchsagen auf Relevanz überprüfen. Immerhin am Bahnsteig soll es bald Entwirrung geben. Die Bahn will Multi-Zug-Anzeigen einsetzen: mit drei Zügen auf dem Display. Das klingt gut. 40 von insgesamt 120 Fernbahnhöfen sind bereits umgerüstet. Quelle: dpa
Apps: Nicht jede Frage an @DB_Bahn beantwortet das Twitter-Team zwar zu voller Zufriedenheit. Dennoch zeigen die Twitterer der Deutschen Bahn, wie schnell und effektiv ein Konzern mit seinen Kunden kommunizieren kann. Eine starke Leistung. Auch der DB Navigator bietet echten Mehrwert. Die Deutsche Bahn beweist mit ihren Apps, dass auch traditionelle Konzerne digitale Maßstände setzen können.   Quelle: dpa
Lounges: Ein großzügiger Service für Vielfahrer: kostenloser Kaffee, Tee, Wasser und Softdrinks. In der ersten Klasse erhalten Fahrgäste auch Bier, Wein und Snacks. Leider ist die zweite Klasse oft zu voll. Die Deutsche Bahn prüft den Aufbau zusätzlicher Lounges in ein bis zwei Städten. Quelle: dpa

Die Spekulationen, dass Pofalla als Kronprinz für Bahnchef Rüdiger Grube aufgebaut wird, erhalten jetzt neue Nahrung. Pofalla galt zwar schon seit seinem Amtsantritt bei der Bahn Anfang 2015 als starker Mann. Als Schwachstelle wurde aber wiederholt die mangelnde Erfahrung im operativen Geschäft von Unternehmen genannt. Das würde sich jetzt ändern. Grubes Vertrag läuft im nächsten Jahr aus. Dieser wird voraussichtlich um weitere drei Jahre verlängert. Anschließend könnte der CDU-Politiker Pofalla den Posten übernehmen. Dies hängt aber auch vom Ausgang der Bundestagswahlen im September 2017 ab: Das Kanzleramt spielt bei der Besetzung des größten deutschen Staatskonzerns die entscheidende Rolle.

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