Deutsche Bahn Neue Schnellstrecke offenbart grundsätzliche Probleme

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Technische Störungen haben "deutlich zugenommen"

Die schlechte Bilanz hat leider System. Seit März dieses Jahres hat die Bahn im Fernverkehr mit Ausnahme des April in jedem Monat die Ziele bei der Pünktlichkeit verfehlt. Eigentlich sollen 80 Prozent der ICE- und Intercity-Züge mit weniger als sechs Minuten Verspätung ins Ziel rollen. Doch schlechtes Wetter, der Tunneleinsturz bei Rastatt und kaputte Züge verhageln die Bilanz.

Selbst das eigene Personal ist frustriert. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) warnte vor wenigen Tagen, dass die Zahl der technischen Störungen an Bord der Züge „deutlich zugenommen“ habe. Die Arbeitnehmervertreter haben bereits Alarm geschlagen. „Immer häufiger müssen meine Kolleginnen und Kollegen den verständlichen Unmut der Reisenden ertragen, wenn wieder mal eine Kaffeemaschine kaputt ist, die Reservierungsanzeige ausfällt oder Verspätungen eingefahren werden“, sagt der stellvertretende EVG-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel: „Das ist frustrierend.“

Laut Hommel, der im Aufsichtsrat des Konzerns sitzt, seien die Beschäftigten im Fernverkehr an ihrer Leistungsgrenze angekommen: „Nach meiner Einschätzung sind die einstigen Belastungsspitzen zwischenzeitlich der Regelfall, das ist unzumutbar und gehört umgehend geändert.“ Die Gewerkschaften haben den Vorstand der Deutschen Bahn daher aufgefordert, mehr Personal einzustellen. Viele Bordmitarbeiter seien demotiviert, weil die Baustellen auf der Strecke zu Verspätungen führten und die Dienst- und Einsatzpläne durcheinanderbrächten: „Fahrzeiten verlängern sich, Pausen können nicht ordentlich gemacht werden, die Familie leidet.“

Gelitten haben auch Tausende Fahrgäste. Schwacher Trost für die genervten Reisenden auf der neuen Schnellstrecke Berlin-München: Der Fahrplanwechsel am Sonntag lief laut Zugfinder.de bundesweit „chaotisch“. Lediglich 45 Prozent aller ICEs kamen pünktlich ans Ziel, bei den Intercitys waren es auch nur magere 57 Prozent.

Ein kleines Trostpflaster gab es immerhin für Jena: Nachdem die Stadt zum Fahrplanwechsel vom Fernverkehr abgehängt wurde, hat eine Umleitung dort für einen außerplanmäßigen Halt gesorgt.

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