Deutsche Börse und LSE EU-Kommission will Fusion unter die Lupe nehmen

Die Verschmelzung der Deutschen Börse und der London Stock Exchange wird von der EU-Kommission geprüft. Kunden und Konkurrenten werden zum Deal befragt. Er soll „so bald wie möglich ” in Brüssel angemeldet werden.

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Die Zustimmung der EU-Kommission und der hessischen Börsenaufsicht gelten als größte Hürden für den 25 Milliarden Euro schweren Deal. Quelle: dpa

Frankfurt Deutsche Börse und London Stock Exchange (LSE) stellen sich auf eine intensive Prüfung ihrer Fusionspläne durch die EU-Kommission ein. „Wir erwarten, dass es eine zweistufige Untersuchung geben wird”, sagte Deutsche-Börse-Finanzchef Gregor Pottmeyer am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Dabei handelt es sich um eine ausführliche Analyse, bei der die Wettbewerbshüter umfangreiche Informationen und interne Dokumente von den Fusionspartnern anfordern. Die Zustimmung der EU-Kommission und der hessischen Börsenaufsicht gelten als größte Hürden für den 25 Milliarden Euro schweren Deal.

Bei einer intensiven Prüfung verschickt die EU-Kommission umfangreiche Fragebögen an Konkurrenten und Kunden, um deren Meinung zum beantragten Zusammenschluss einzuholen. Spannend bei der Börsen-Fusion ist vor allem die Frage, wie die Banken den Deal sehen, schließlich zählen sie zu den größten Kunden. Die Deutsche Bank und die HypoVereinsbank haben sich für die Fusion ausgesprochen, andere Großbanken halten sich dagegen bisher bedeckt. Die EU-Kommission hat für eine Phase-II-Prüfung 90 Arbeitstage Zeit, kann die Untersuchung bei Bedarf aber auch verlängern. Pottmeyer kündigte an, die Fusionsunterlagen „so bald wie möglich” in Brüssel einzureichen. Insider rechnen damit Ende August oder Anfang September.

Aus Sicht von deutschen Politikern und der Finanzaufsicht Bafin ist die Fusion nach dem Brexit-Votum schwer vorstellbar, wenn die Mega-Börse anschließend wie geplant in London angesiedelt wird. Die Deutsche Börse spricht deshalb Insidern zufolge mit der LSE über eine Verlagerung des Firmensitzes in die EU beziehungsweise über die Schaffung eines doppelten Firmensitzes für die Holding. Ein für solche Fragen eingerichtetes Referendums-Komitee beider Unternehmen habe die Arbeit aufgenommen, erklärte Pottmeyer. Die Konzerne würden alles tun, um die regulatorischen Auflagen zu erfüllen und den Deal abzuschließen. „Aber wir werden nicht darüber berichten, welche Diskussionen innerhalb des Referendum-Komitees in den kommenden Monaten geführt werden.”

Nach den LSE-Aktionären hatten am Dienstag auch die Eigentümer der Deutschen Börse grünes Licht für die Fusion gegeben. Die finalen Ergebnisse sollen am Freitag veröffentlicht werden. Danach soll nochmals eine zweiwöchige Frist für alle übrigen Aktionäre starten, ihre Papiere doch noch anzudienen. Sie wird vermutlich bis 12. August laufen. Pottmeyer zeigte sich zuversichtlich, dass die Annahmequote, die zuletzt bei 60,35 Prozent lag, dann deutlich steigen wird. Für die Hessen wäre das wichtig, wenn sie einen Beherrschungsvertrag zwischen der Holding der Mega-Börse und der Deutschen Börse vereinbaren oder die verbliebenen Deutsche-Börse-Aktionäre aus dem Unternehmen drängen wollen. Der Frankfurter Konzern erklärte, zu diesen Themen seien noch keine Entscheidungen getroffen worden.

Im zweiten Quartal profitierte die Deutsche Börse vom lebhaften Derivate-Handel rund um das Brexit-Referendum. Der Betriebsgewinn (Ebit) kletterte um rund acht Prozent auf 279 Millionen Euro. Die Deutsche-Börse-Aktie legte daraufhin gegen den Markttrend gut ein Prozent zu und gehörten damit zu den größten Gewinnern im Leitindex Dax.

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