In Deutschland gab es bisher das Gegenteil von Offenheit, wann immer chinesische Unternehmen Interesse an einem Hafenausbau zeigten, gab es viel Kritik. Brauchen wir einen Perspektivwechsel?
Wir müssen als Deutschland und als Europa eine Strategie entwickeln, wie wir den Chinesen Paroli bieten. Das tun wir viel zu selten, gerade im Bereich Hafenpolitik. Die Chinesen gehen mit unheimlicher Kraft, auch finanzieller Kraft, in Märkte hinein. Das können Europäer bisher in der Größenordnung gar nicht bewerkstelligen.
Die Reeder haben von der gestiegenen Konsumlust in den vergangenen Monaten extrem profitiert und können Rekordgewinne schreiben. Viele Häfen hingegen mussten Verluste melden. Wieso können die Häfen nicht von dem Aufschwung in der Schifffahrt profitieren?
Wir haben nun mal langfristige Verträge mit den Reedern, die Preise stehen also fest. Aber natürlich profitieren auch die Häfen, wenn es mehr Volumen gibt.
Logistikunternehmen und Spediteure kritisieren die Preissteigerungen der Reeder, es gab bereits Beschwerden bei der EU-Kommission. Hätten sich die Hafenbetreiber da gerne angeschlossen?
Wann immer Kapazitäten knapp werden, wenn immer die Nachfrage größer ist als das Angebot, steigen die Preise. Das ist ein Gesetz der Marktwirtschaft. Ich kann den Ärger von manchen Transporteuren und Herstellern verstehen, die haben mit diesen Preissteigerungen nicht gerechnet. Aber was sollen die Reeder machen? Die Nachfrage ist nun mal so hoch. Jahre davor haben die Reeder gelitten und das hat andere Marktteilnehmer auch nur am Rande interessiert.
Die Containerreedereien haben in den vergangenen Monaten auch neue Mega-Schiffe bestellt. Kommen die deutschen Häfen damit noch klar?
Wenn die Schiffsgröße so bliebe wie aktuell, dann sind wir gut gerüstet. Aber wenn die Reeder noch größere Schiffe in Auftrag geben würden, wäre das für die Häfen eine Herausforderung. Wir müssten noch viel mehr investieren, Infrastruktur und Hafenanlagen ganz anders planen. Wir bräuchten mehr Fläche, mehr Bahnverbindungen, mehr Autobahnen. Ob man solche Investitionen tätigen sollte, ohne dass die Reeder als Nutznießer daran beteiligt sind, halte ich für fraglich. Wenn die Schiffe in Zukunft noch größer werden sollen, könnte man überlegen, die Reeder an den Ausbaukosten für Häfen zu beteiligen.
Was halten Sie denn für realistisch, wie groß können Schiffe noch werden?
Da sind Prognosen schwierig. Als ich in der Schifffahrt angefangen habe, in den Siebzigerjahren, gab es Schiffe mit einer Kapazität von 1000 Standardcontainern, die waren riesig. Heute gibt es Schiffe, die können zwanzig mal so viele Container tragen. Aber irgendwann kommen die Häfen an Grenzen, und die Investitionsmöglichkeiten auch. Welcher Hafen kann denn schon Schiffe mit 28.000 oder 30.000 TEU-Kapazität unterbringen? Das sind vielleicht ein oder zwei weltweit.
Sollten die deutschen Häfen den Anlauf ab einer bestimmten Schiffsgröße dann nicht einfach einschränken?
Wenn Deutschland sagen würde, ab einer gewissen Größe akzeptieren wir Schiffe nicht mehr, würde das nicht funktionieren. Dann klatschen die anderen Häfen in die Hände. Wir brauchen dafür eine europäische Lösung.
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