Die Post will davon nichts wissen. „Wir achten als Minderheitsgesellschafter peinlichst genau darauf, dass wir uns in die Geschäfte von Compador nicht einmischen“, sagt Manager Dünnwald. „Wir lassen dem Management freie Hand.“ Angesichts zahlreicher Gespräche, die das Compador-Management im vergangenen Jahr im Vorfeld des Einstiegs der Deutschen Post mit Top-Managern in Bonn geführt hat, wirkt diese Argumentation schwer nachvollziehbar. Greve gibt immerhin zu, dass Gespräche auch darüber geführt wurden, ob ein Einstieg strategisch passen würde. Details seien hingegen nicht Thema gewesen.
Die Schwächen der Deutschen Post
Obwohl die Post 2012 deutlich mehr Gewinn machte als im Vorjahr, wuchs die Nettoverschuldung auf rund zwei Milliarden Euro. Der Grund: Die Post musste Pensionsverbindlichkeiten von rund zwei Milliarden Euro finanzieren. Hinzu kam eine Umsatzsteuernachzahlung in Höhen von 482 Millionen Euro sowie eine Beihilferückforderung von rund 300 Millionen Euro.
Die Beihilfen hatte der Staat nach der Post-Privatisierung für Beamtenpensionen gewährt, doch die EU-Kommission hielt sie für zu hoch.
Die Post leidet unter dem sinkenden Briefgeschäft. Im Jahr 2000 wurden an Werktagen noch 72 Millionen Briefe verschickt, 2012 waren es nur noch 64 Millionen. Statt Briefen schicken immer mehr Menschen Mails.
Die Post hat erhebliche Probleme beim E-Postbrief. Das Projekt De-Mail hat sie vorerst sogar eingestellt. Der 2010 gestartete E-Postbrief soll in diesem Jahr immerhin die Umsatzmarke von 100 Millionen Euro knacken - bisher macht sie nach eigenen Angaben 20 Millionen Euro Umsatz damit. Brief-Vorstand Jürgen Gerdes will dem Produkt bis 2015 Zeit geben, sich zu entwickeln. Derzeit nutzen eine Million Privatkunden, rund 4000 Mittelständler und 150 Großkunden den E-Postbrief.
Teure Verwaltung
Unbeantwortet bleibt angesichts dieses ausgeklügelten Geschäftsmodells bis heute die Frage, warum die Nordbayernpost am Ende doch nicht überlebt hat. Ende September entschloss sich Lübnitz zur Liquidierung, weil ihm „die Restrukturierung nicht gelungen ist“. Die Wettbewerber vermuten eher ein abgekartetes Spiel: Es liege nahe, „dass der Erwerb der Nordbayernpost auf Veranlassung des Gesellschafters von Compador, Deutsche Post AG, erfolgt ist, um Nordbayernpost vom Markt zu nehmen“, heißt es in einem Anwaltsschreiben des Bundesverbands Briefdienste (BBD) an die Bundesnetzagentur.
Der Post-Konzern weist die Vorwürfe als „haltlos“ zurück. So auch Greve, der darauf hinweist, dass er so ja potenzielle Kunden, an die er Sortiermaschinen verkaufen könnte, verliere würde. Auch Lübnitz verwahrt sich „aufs Äußerste gegen ehrenrührige Unterstellungen, die mich zur Marionette degradieren“.
Geschäftsdetails über Kunden der Postcon muss sich Compador künftig jedenfalls anders beschaffen. Das Landgericht Düsseldorf hat Compador per einstweiliger Verfügung im September verboten, Postcon-Mitarbeiter aufzufordern, Geschäfts- oder Betriebsgeheimnisse weiterzugeben, insbesondere über Probleme mit Kunden, sowie über interne Schwierigkeiten und Probleme mit Postcon-Mitarbeitern zu berichten.
Verhandelt wird im November.