
Die Deutsche Post ist nach hohen Abschreibungen auf ihre kriselnde Frachtsparte im dritten Quartal nur knapp an einem Verlust vorbeigeschrammt. Zu verdanken hat der Konzern den Verbleib in der Gewinnzone vor allem dem florierenden weltweiten Express-Geschäft. Zwar legte der Umsatz von Juli bis September leicht auf 14,4 (Vorjahr: 14,0) Milliarden Euro zu, der operative Gewinn (Ebit) brach aber auf 197 (677) Millionen Euro ein. Unter dem Strich und nach Minderheiten stand ein deutlich gesunkener Konzerngewinn von 49 (468) Millionen Euro. Die Post blieb damit bei Umsatz und Gewinn unter den Erwartungen des Marktes.
Die Säulen der Deutschen Post
Umsatz: 7567 Millionen Euro - 25,2 Prozent
Gewinn (EBIT)*: 57 Millionen Euro - 4,0 Prozent
*ohne Kosten für Zentrale; Quelle: Unternehmen
Umsatz: 7987 Millionen Euro - 26,5 Prozent
Gewinn (EBIT)*: 172 Millionen Euro - 12,2 Prozent
*ohne Kosten für Zentrale; Quelle: Unternehmen
Umsatz: 7813 Millionen Euro - 26,0 Prozent
Gewinn (EBIT)*: 474 Millionen Euro - 33,6 Prozent
*ohne Kosten für Zentrale; Quelle: Unternehmen
Umsatz: 6695 Millionen Euro - 22,3 Prozent
Gewinn (EBIT)*: 708 Millionen Euro - 50,2 Prozent
*ohne Kosten für Zentrale; Quelle: Unternehmen
Ende Oktober hatte Appel Abschreibungen und Belastungen in einer Höhe von gut einer halben Milliarde Euro eingeräumt und die Jahresprognose erneut zusammengestrichen. Rund 426 Millionen Euro dieser Summe wurden nun im dritten Quartal verbucht. Appel erwartet 2015 weiter nur noch ein operatives Ergebnis von mindestens 2,4 Milliarden Euro, im kommenden Jahr sollen es 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro sein. Für Rückenwind könnte dabei auch eine Porto-Erhöhung in Deutschland sorgen. Die Post hatte jüngst angekündigt, die Preise so deutlich anheben zu wollen wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Beim Massenprodukt Standardbrief soll das Porto zum Jahreswechsel etwa von 62 auf 70 Cent steigen.
Was die Post mit ihrer Strategie 2020 erreichen will
Auch der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß soll verringert werden: Bis 2020 will die Post ihre Energie-Effizenz um 30 Prozent verbessern. Vor kurzem kaufte der Dax-Konzern zum Beispiel den deutschen Elektroauto-Entwickler Streetscooter auf.
Die Aktie Gelb soll weiter steigen: Post-Chef Frank Appel möchte zur ersten Wahl für Anleger werden. Zwischen 40 und 60 Prozent des Nettogewinns sollen die Aktionäre jährlich als Dividende ausgeschüttet bekommen.
Auch die Kundenzufriedenheit soll steigen - auf über 80 Prozent. Nach Recherchen der WirtschaftsWoche beschwerten sich allerdings vor allem deutsche Großkunden zuletzt über die Briefzustellung.
Der Gewinn ist die wichtigste Ziellinie in der Strategie 2020: Bis zum Ablauf der Frist will Appel fünf Milliarden Euro Plus machen. Dazu müsste er pro Jahr den Gewinn um acht Prozent steigern. Die Brief- und Paketsparte, die ihren Umsatz vor allem in Deutschland macht, soll drei Prozent Gewinnsteigerung pro Jahr dazu beisteuern - das Expressgeschäft, die Logistik- und Speditionssparten müssen zehn Prozent mehr im Jahr verdienen.
Kein anderer Dax-Konzern hat so konkrete und zugleich so ehrgeizige Ziele.
In Deutschland hat der durch den Onlinehandel ausgelöste Paketboom die Deutsche Post weit nach vorne getrieben. Jetzt will der Bonner Konzern diesen Effekt auch in den Schwellenländern mitnehmen: Bis 2020 soll sich der Marktanteil in diesen Regionen von 22 auf 30 Prozent erhöhen. Der Fokus liegt dabei auf Brasilien, Indien, China, Russland und Mexiko.
Auch bei den Mitarbeitern möchte die Post die erste Wahl sein. Ziel des Vorstand ist es, in den Mitarbeiterbefragung eine Zustimmungsquote von über 80 Prozent zu erlangen. Zuletzt lag die Quote bei ungefähr 70 Prozent.
Die Abschreibungen waren vor allem durch die in weiten Teilen gescheiterte Einführung neuer Datenverarbeitungssysteme in der Frachtsparte nötig geworden. Die mit den Partnern IBM und SAP entwickelten Systeme seien "sehr, sehr kompliziert und am Ende fehlerhaft" gewesen, musste Post-Finanzchef Larry Rosen schon einräumen. Im weltweiten Frachtgeschäft hat die Post schon länger Probleme - durch die Abschreibungen schrieb die Sparte im Quartal einen operativen Verlust von 337 Millionen Euro. Appel hatte im April persönlich die Verantwortung für die Sparte übernommen, die rund ein Viertel zum Konzernumsatz beiträgt.
Besser lief es im Express-Geschäft: Dort steigerte die Post den operativen Ertrag auf 364 (305) Millionen Euro. Die Post profitiert zudem vom boomenden Paket-Geschäft - immer mehr Menschen ordern Waren im Internet, der Konzern liefert sie aus. Doch auch der Gewinn der Brief- und Paketsparte wurde im Quartal bei steigenden Umsätzen von Rückstellungen sowie den Folgen des Tarifkonflikts mit der Gewerkschaft Verdi belastet. Appel setzt nun auf ein gutes Weihnachtsgeschäft.